Die Auserwählten der anderen Königreiche mussten allesamt am Vormittag - oder kurze Zeit vor uns eingetroffen sein, denn es tummelten sich bereits Menschenmassen im Lager und es schien, als wären wir nun die letzten Ankömmlinge.
Und obgleich das vierte Königreich eine lediglich unbedeutende Anzahl an Auserwählten hervor gebracht hatte, so strotzten die anderen Königreichen nur so vor Freiwilligen. Selbst Theo verschlug es regelrecht die Sprache, als wir durch das überfüllte Lager ritten.Die größten, komfortabelsten Zelte gehörten den Rekrutierern, General Oscurides hatte sogar ein kleines Steinhaus zur Unterbringung, welches am Fuße des Lagers, unmittelbar am Meer stand. Die restlichen Zelte standen den Auserwählten zur freien Belegung frei, welche Platz für eine Handvoll Leuten bot. Und erneut wurde uns Auserwählten aus dem vierten Königreich schmerzhaft bewusst, dass wir die Letzten waren - denn die Zelte waren bereits zum Großteil belegt, und es lag nun an uns, uns in diesem Tumult einen Schlafplatz für die Nacht zu ergattern.
Der Lärm und die fremden Düfte des Lagers überforderten mich umgehend. Es wurde lauthals gelacht, gestritten, geübt, gegessen und getanzt, während wir an den Zelten vorbei ritten, um unsere Pferde an den Trogen abzugeben.
Natürlich wanderten alle Augenpaare neugierig zu uns hinüber - ein jeder von ihnen wollte seine frisch eingetroffene Konkurrenz betrachten.
Als wir von den Pferden abstiegen, verschwanden die Auserwählten aus meinem Königreich umgehend und begannen damit, einen Schlafplatz in einem der unzähligen Zelte zu finden.
Ich hingegen stand regungslos da.
Wie sollte ich mich durch das Getümmel an Menschen drängen? Wie sollte ich eine wildfremde Person nach einem Platz in ihrem Zelt fragen? Es war mein absoluter und wahr gewordener Albtraum.
Ich spielte bereits mit dem Gedanken, die Nacht am Fuße des warmen Meeres zu verbringen - um jeglichem Dialog aus dem Weg zu gehen - schließlich gab ich mir doch einen Ruck und streifte langsam durch das Lager.
Einige der Zelte waren kreisförmig zueinander aufgestellt worden, in wessen Mitte ein großes Lagerfeuer brannte.
Die jungen Auserwählten unterhielten sich angeregt, lachten und tranken miteinander. Wesen der vier Königreiche saßen in diesem Lager versammelt, und auch, wenn sie in wenigen Stunden gegeneinander kämpfen würden, so saßen sie in diesem Augenblick dennoch friedlich beisammen, an den lodernden Flammen und unterhielten sich angeregt.
Ich erkannte kaum Aufregung, als ich in ihre Gesichter blickte - entweder sie überspielten diese gekonnt, oder aber sie waren mir auch in diesem Punkt überlegen, denn mein Herz schlug noch immer bis zum Hals. Ich betrachtete neugierig die Auserwählten der verschiedenen Königreiche, während ich über den schmalen Schotterweg durch das Lager lief. Ihre Kleidung unterschied sich voneinander, ebenso ihre Haut, die Form ihrer Gesichter - oder Ohren. Noch nie hatte ich so viele Fae auf einem Haufen gesehen und ich hoffte inständig, dass keiner von ihnen mein Gegner während des Aufnahmerituals darstellen würde.
Als ich die letzten Zelte des Lagers erreicht hatte, ohne auch nur eine Person nach einem Platz im Zelt gefragt zu haben, stellte ich mir selbst die Frage, nach was genau ich eigentlich auf der Suche war.
Es würde sich sicherlich niemand freudig winkend an die Seite des Weges stellen, um mir einen Schlafplatz ins einem Zelt anzubieten. Dafür musste ich selbst etwas tun.
Doch insgeheim hatte ich darauf gehofft, auf eine ebenso verwirrte und einsame Person zu treffen, der ich mich anschließen konnte.
Ich lief den selben Weg erneut durch das Lager zurück, blickte etwas aufmerksamer auf die zusammen sitzenden Menschen, Fae und Elementare, bog dann ab und folgte einem anderen Pfad durch das große, weitläufige Gelände.
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The fifth Kingdom
FantasíaIn einer Welt, aufgeteilt in Gut und Böse, lernt Elana Aledon an der Akademie von Ârames mit ihren elementaren Fähigkeiten zu kämpfen und die Welt vor dem Dunklen zu bewahren. Doch während die Unterwelt immer bedrohlicher und näherzukommen scheint...