✦ Kapitel 15 ✦

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Arruzo war zurück, was bedeutete, dass wir erneut den Nahkampf mit Waffen trainierten.

Den Waffen und unseren Fäusten - keine Kräfte.

Wir befanden uns erneut im Trainingsraum innerhalb der Akademie und die Hitze staute sich regelrecht in dem geräumigen, großen Saal - trotz aller geöffneten Fenster.

«Vielleicht gibt es ja heute endlich eine Revanche.»

Maanir streifte Amaya und mich von hinten und flüsterte mir die Worte drohend ins Ohr.

Leva und Theo liefen grinsend neben ihm her und ich erinnerte mich wieder an den Abend zurück, an welchem sie uns angegriffen hatten. Ich wusste, so lange Arruzo in der Nähe war - und selbst Direktorin Saj ein wachsames Auge auf sie geworfen hatte, würde uns nichts mehr geschehen.

Und dennoch - die Angst blieb.

Wir übten den Nahkampf. Arruzo war ein guter Lehrer. Schnell und dennoch präzise erklärte er uns, wie man einen Genger mit wenigen Faustschlägen zu Boden brachte oder sich durch schnelle Bewegungen aus den gegnerischen Fängen befreien konnte.

Das Training dauerte einige Stunden - beinahe den gesamten Tag. Wir schwitzten und fächelten uns Luft zu, Amaya ließ uns eine kühle Brise frischen Windes zukommen und ich hätte ihr aus Dankbarkeit um den Hals fallen können.

Zum Schluss, gab es Kämpfe. Nicht jeder von uns musste das Erlernte vorführen, doch Arruzo suchte sich einige der Parven aus.

«Makoto - komm vor.» Er wank Amaya zu sich und wir wussten, dass sich die gute Kampftechnik ihres Bruders bereits herum gesprochen hatte. Sicherlich hatte Arruzo ebenso große Hoffnungen in Amaya gesetzt.

«Irgendwelche Freiwilligen?» Einige Hände schossen in die Höhe. Und ich schluckte, als Arruzo auf jemanden bestimmtes deutete - denn er suchte sich Leva Vidumov als ihre Gegnerin aus.

Mein Herz begann aufgeregt zu pochen, als ich besorgt hinüber zu Amaya blickte, doch diese schien völlig gelassen über die Auswahl ihrer Gegnerin zu sein.

Amaya war während eines Kampfes die Ruhe in Person und ich beneidete ihre vollkommende Vertrautheit in ihre eigenen Fähigkeiten und ihr Können. Nichts verunsicherte einen Genger mehr, als diese Gelassenheit.

Levas Lächeln ähnelte dem einer Raubkatze. Ihre Augen funkelten vor Wut, während sie in die Mitte des Raumes trat und sich ihrer Gegnerin selbstbewusst gegenüber stellte.

Warum hatte Arruzo erneut die beiden gegeneinander antreten lassen? Wollte er sehen, wie der Kampf ohne Fähigkeiten ausgetragen wurde? Oder wollte er sehen, ob Amaya ihre Gegnerin erneut besiegte?

Doch ich wusste, dass Leva keine faire Gegnerin war. Bereits während des Aufnahmerituals war ihr Temperament mit ihr durchgegangen, das hitzige Gemüt schien ihr im Blut zu liegen. Die Fähigkeit, ihrem Gegenüber Schmerzen zuzufügen, würde ohne Zweifel eingesetzt werden, auch gegen des Kommandanten Anweisung.

Vielleicht wartete Arruzo auch nur darauf.

Dann fingen sie an. Schläge wurden ausgeteilt und abgeblockt, sie drehten sich im Kreis und wehrten die gegnerischen Angriffe ab. Amayas Tritte und Schläge waren schnell, Levas dafür stärker. Keine der beiden schaffte es, einen wirklichen Schlag zu landen - ihre Abwehr war gut - und Arruzo blickte stolz auf seine beiden Schülerinnen.

Leva hingegen, schien mit der Situation des Kampfes alles andere als zufrieden zu sein - sie konnte allem Anschein nach nicht verlieren. Und in ihrer Welt galt scheinbar auch ein Unentschieden als eine Niederlage.

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt