Die festen Wurzeln, welche sich wie Schlingen um Koas Körper geschlungen hatten, rissen mit einem Wimpernschlag, während ich beobachtete, wie sein Körper weiterhin brodelte.
Als würde er gegen etwas ankämpfen, als würde er mit sich selber kämpfen.
Und dann traf sich unser Blick.
Und ich konnte dabei zusehen, wie der Kampf aufhörte, welchen Koa mit sich führte. Und dann geschah es.
Es dauerte nur einen Augenblick - seine Haut überzog sich mit schwarzen Schuppen, er keuchte und stöhnte, reckte seinen Hals in die Höhe und es wurde heiß und kalt zugleich, als ich schützend die Hände vor mein Gesicht halten musste. Ich hörte, wie das krachende und knirschende Geräusch von fallenden, brechenden Bäumen den Wald überschattete.
Als ich die Augen wieder öffnete, und meinen Blick geradeaus richtete, war das was ich sah - alles was ich sah - schwarze Schuppen.
Gigantische große Schuppen, die mein komplettes Blickfeld einzunehmen schienen.
Langsam wanderte mein Blick Richtung Himmel und ich erkannte was er war.
Panisch und verängstigt ging ich einen Schritt zurück, stolperte über meine eigens erschaffenen Wurzeln und kroch ängstlich auf dem feuchten Waldboden zurück.
«Du bist ein Drache» flüsterte ich fassungslos.
Er war ein Drache. Größer als die Tannen des Waldes, mit dunklen, schwarz silbrig glänzenden Schuppen überzogen.
Die Narbe über seinem Auge war auch in dieser Gestalt zu sehen und der große Drache blickte auf mich hinab, mit einem Auge so hell wie der Mond und dem anderen so düster wie die Nacht selbst.
Der Saurwa, am Abend des Angriffs auf die Akademie, er hatte gewusst, was General Oscurides war.
«Du hast hier keinen Platz - Gestaltenwandler» hatte der Saurwa zu ihm gesagt. Er hatte gewusst was er war.
Er kannte seine Kraft.
Ich wusste nicht, dass so etwas möglich war.
Es gab Gestaltenwandler unter den Fae, es war selten und meist äußerte sich diese Fähigkeit wie bei Leva - es verstärkte ihre Kraft und gab ihnen Merkmale, die sie stärker und furchteinflößender machten.
Doch so etwas... es war unmöglich.
Ich starrte den Drachen vor mir an. Ungläubig blinzelte ich, während ein Rauschen in meinen Ohren dröhnte und gleich darauf mein fester werdender Herzschlag ertönte.
Langsam neigte er seine Schnauze hinunter zu mir, so tief, dass er mir in die Augen blicken konnte.
«Es gibt Drachen nur in Tenebris» flüsterte ich, ob es nun ein Schutzmechanismus war, meine durcheinander gewürfelten Gedanken auszusprechen, war mir nicht klar, doch alles was ich tun konnte, war, ihn anzustarren.
Seine Flügel lagen dicht an seinem Körper an, seine Schwanzspitze klopfte leicht auf den Boden und mit jedem Mal schien es, als würde das ganze Land erzittern.
Die Narbe über seinem Auge war auch in dieser Gestalt zu sehen, sie zog sich bis hinab an die von Schuppen überzogene Wange des Drachen, so tief, wie kleine Krater, welche sich in seine Schuppen gebrannt hatten.
Ich wusste nicht was ich tat, vielleicht war ich nun vollends verrückt geworden, doch ich streckte meine Hand nach seinem Kopf aus - und meine Fingerspitzen berührten seine warmen Schuppen.
Er öffnete sein riesiges Maul und spitze Reißzähne traten hervor, so groß wie mein gesamter Arm, anschließend trat ein dunkles Grummeln aus ihm heraus, es brodelte regelrecht in seinem Körper und schnell zog ich meine Hand wieder ein, rutschte weiter zurück in den schützenden Wald.
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The fifth Kingdom
FantasyIn einer Welt, aufgeteilt in Gut und Böse, lernt Elana Aledon an der Akademie von Ârames mit ihren elementaren Fähigkeiten zu kämpfen und die Welt vor dem Dunklen zu bewahren. Doch während die Unterwelt immer bedrohlicher und näherzukommen scheint...