✦ Kapitel 31 ✦

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Während des morgendlichen Frühstückes, welches die Auserwählten im großen Saal gemeinsam zu sich nahmen, trat Direktorin Saj plötzlich auf das hölzerne Podest am Fuße des großen Raumes und ein leises Räuspern reichte aus, damit ein jeder von uns seine Löffel niederlegte - um der wichtigsten Person in Ârames seine vollste Aufmerksamkeit zu schenken. Dicht neben ihr stand Generalin Simorra - und auf ihrem sonst so hellem, und gut gelaunten Gesicht, waren tiefe Sorgenfalten zu erkennen.

«Hört gut zu.» Sajs Worte klangen ernst und etwas gehetzt, als gäbe es keine Zeit zu verlieren.

«Generalin Simorra hat Kunde der Mauer erhalten, welche uns Grund zur Besorgnis liefern. Die Angriffe und Kämpfe der vergangenen Tage haben nachgelassen und um es mit den Worten des stellvertretenden Generals an der Mauer auszudrücken: Es ist unheimlich Still geworden um das Tor zu Tenebris. Dieselbe Beobachtung durften die Soldaten bereits vor einiger Zeit machen, kurze Zeit später war der Angriff auf die Akademie gefolgt.»

Generalin Simorra trat hervor und verschränkte die Arme vor der Brust.

«Lasst mich nicht lügen.» Sie ließ ihren Blick über uns schweifen. «Beim letzten Angriff sind ziemlich viele von uns drauf gegangen. Und sollte die Mauer in dem Zustand erneut einem solchen Angriff standhalten müssen, stehen die Chancen ziemlich schlecht.»

Sie trat einen Schritt nach vorne, und ich erkannte den ledernen Waffengürtel, welchen sie um ihren Oberkörper geschnurrt hatte - er war bestückt mit verschiedenen Dolchen und Pfeilen, ein Schwert steckte in der Scheide, welche um ihren Rücken gebunden war.

Sie war bereit aufzubrechen.

«Ihr habt die Akademie noch nicht abgeschlossen. Ihr seid der Mauer noch zu keinem Dienst verpflichtet, ebenso wenig mir - oder der Akademie. Die einzige Pflicht die ihr momentan habt, ist die, dass ihr trainiert und so stark wie nur möglich werdet. Doch ich frage nun schweren Herzens, ob jemand von euch bereit ist, mit mir zur Mauer aufzubrechen, um die Soldaten dort zu unterstützen.»

Sie hob die Hände in die Luft um diejenigen, die bereits aufgesprungen waren, zu besänftigen.

«Es wird zweifellos zur Schlacht kommen, dafür kennen wir die Anzeichen zu gut. Doch ebenso ist es von enormer Wichtigkeit, dass auch die Akademie nicht schutzlos zurück bleibt. Überlegt also Weise. Es wird einen Kampf geben. Und es geht an der Mauer bei weitem brutaler zu, als ihr es bei dem Angriff auf die Akademie miterleben musstet. Sollte der Angriff überstanden sein, kehrt ihr umgehend zurück zur Akademie um eure Ausbildung hier abzuschließen. Doch momentan muss ich bedauerlicherweise darum zu bitten - diejenigen, die bereit dazu sind - zu kämpfen. Die Mauer braucht euch - ich brauche euch.»

Ich biss mir nervös auf die Innenseite meiner Wange und blickte hinüber zu Nawin. Ich wusste, er würde sich melden. Er hatte seinen Blick stur nach vorn gerichtet und seine Körpersprache verriet mir, dass ich Recht hatte.

«General Oscurides wird mich - und diejenigen die an die Mauer gehen, begleiten. Die restlichen Kommandanten werden gemeinsam mit Direktorin Saj - und denjenigen von euch, die hier bleiben - für den Schutz der Akademie sorgen.»

Direktorin Saj nickte zustimmend.

«Nun.» Simorra machte den Anschein aufzubrechen.

«Ich erwarte diejenigen, die uns an die Mauer begleiten werden, vor der Akademie - bei den Ställen der Pferde. Sobald die Sonne über uns steht, brechen wir auf.»

Als Simorra den Saal verließ, brach ein wildes Durcheinander aus. Auserwählte aus allen Jahrgängen rannten hektisch in die Unterkünfte, redeten wie wild aufeinander ein oder stürmten sofort los - um die Ersten an den Stallungen zu sein, und eines der besten Pferde für die Reise zur Mauer zu ergattern.

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt