✦ Kapitel 13 ✦

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Als die Heiler mir mitteilten, ich könne den Krankenflügel endlich verlassen, und am nächsten Tag wieder am Training teilnehmen, stieg ein mulmiges Gefühl in mir auf.

Es waren die ersten Tage an der Akademie gewesen.

Und ich hatte sie nicht nur versäumt, sondern sie ausgerechnet auf dem Krankenflügel verbracht.

Zudem hatte ich Angst davor, demjenigen zu begegnen, der mir dies angetan hatte und ebenfalls davor, was derweil alles über mich gesprochen wurde. Es hätte mir egal sein sollen, doch ich konnte an nichts anderes denken.

Die Heilerin entließ mich mit den Worten, ich solle umgehend Direktorin Saj aufsuchen.

Panik überkam mich. Und mindestens ebenso viel Scham. Es war nicht einmal ein Monat vergangen und bereits jetzt wollte ausgerechnet Direktorin Saj mit mir sprechen. Und dies nicht, weil ich Stolz über die Akademie gebracht hatte. Im Gegenteil. Ich hatte bereits jetzt für unfreiwilligen Ärger gesorgt. Und ich konnte mir ausmalen, dass sie darüber nicht sonderlich erfreut sein würde.

Saj hatte zwar ein eigenes Anwesen auf den Hügeln nahe der Akademie, dennoch besaß sie ein geräumiges Arbeitszimmer im obersten Stockwerk des Hauptgebäudes.

Ich lief die langen, lichtdurchfluteten Gänge entlang und an der offenen Bibliothek vorbei, welche meinen Blick unwillkürlich auf sich zog.

Runde Fensterbögen zierten den Raum, in welchem sich die dunkle Äste eines riesigen Baumes die Wände entlang schlängelten und die unzähligen Bücherregale formten.

Die hohe Decke war über und über mit buntem Mosaik besetzt, welches die fünf Elemente widerspiegelte.

Geschnörkelte Wolken, rote Rosen welche sich allmählich in orange glühende Funken wandelten, blassblaues Wasser, wessen Schaumkronen mit reizenden Seerosen verziert waren. Jeder Pinselstrich war so sorgfältig gesetzt worden, dass es mir regelrecht die Sprache verschlug.

Ich betrachtete mit offenem Mund den großen Raum und beobachtete, wie einige der Auserwählten still in Bücher blätterten, oder sich auf dick gepolsterten Sesseln niedergelassen hatten.

«Wunderschön, nicht?» Ich riss erschrocken meinen Kopf herum - und blickte unmittelbar in Sajs Augen.

Jetzt, da ich sie unmittelbar vor mir stehen sah, stockte mir angesichts ihrer Schönheit der Atem.

Ihre dunkle Haut schimmerte im sanften Licht des Flures, ihre langen, weißen Haare fielen ihr gewellt über die Brust und ihre vollen Lippen waren zu einem sanften Lächeln verzogen. Sie trug ein seidenes, bodenlanges Gewandt, welches sich um ihren wohlgeformten Körper schmiegte.
«Königin» stammelte ich und zuckte zusammen.

Königin. Man nannte sie so, ja. Unter Parven, im allgemeinen Volksmund - es war jedoch nichts offizielles.

Doch mein Mund schien schneller zu arbeiten als meine Gedanken und beschämt blickte ich zu Boden.

Sie schien diesen Ausdruck allem Anschein nach nicht das erste Mal gehört zu haben, denn noch immer schenkte sie mir ein sanftes Lächeln, ihre Augen jedoch, schienen einen Funken heller zu leuchten.

«Folge mir.» Ihre Stimme ähnelte der eines Engels, seelenruhig schritt sie voran, während ich ihr wie hypnotisiert folgte.

Ihr Arbeitszimmer war kaum größer als meine alte Hütte.

Durch die hohen Steindecken flogen, in kleine bunte Glaskugeln eingefangene Lichter, welche den Anschein eines funkelnden Sternenhimmels gaben. Direktorin Saj hatte die ganze Akademie mit diesen Lichtern geschmückt, sie pflegte eine große Liebe zu diesen - doch in diesem Raum schwirrten die meisten von ihnen herum.

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt