✦ Kapitel 17 ✦

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Die meisten Teile und wichtigen Fundamente der Akademie waren ganz geblieben - und doch waren die Ausmaße des Angriffs nicht zu übersehen.

Verwundete Auserwählte wurden durch die Heiler in den Krankenflügel getragen, Tote wurden mit Leinentüchern bedeckt und befreundete Auserwählte knieten neben ihren verlorenen Freunden und weinten bitterlich.

Die Schlafsäle waren teilweise eingestürzt und aus den trockenen Hügeln stieg noch immer grauer Rauch in den Himmel.

Die Angreifer und deren Dämonen lagen blutend und leblos im Gras, Spuren von Feuern und qualmende Erdrisse zierten den sonst von bunten Blumen bewachsenen Boden.

Und pünktlich zum Unglück, welches sich heute über uns alle ereignet hatte, zog ein Gewitter auf.

Dunkle schwere und tiefsitzende Wolken näherten sich uns und der Wind nahm stetig zu.

Der Wind.

Panisch begann ich nach Amaya zu suchen, nachdem ich Nawin mehrfach dazu überredet hatte, seine Wunden von den Heilern versorgen zu lassen und ihn widerwillig im Heilerflügel abgegeben hatte.

Ich suchte den Himmel aufmerksam mit meinen Augen ab, rief laut ihren Namen und fragte andere Auserwählte, ob sie meine Freundin gesehen hatten.

Sie schüttelten den Kopf oder antworteten mir erst gar nicht.

Einige von ihnen standen unter Schock, andere waren voller Wut oder Trauer oder halfen bereits damit, die Schäden an den starken Mauern der Akademie wieder aufzubauen.

Ich lief über die Hügel, brachte die Weinberge hinter mich, lief an den Steinhäusern der Generäle vorbei, bis ich den Hügel reichte, auf welchem wir vor wenigen Stunden noch friedlich im Gras gesessen hatten.

Die leere Schnapsflasche lag zwischen den Grashalmen.

Ich blickte verzweifelt in den Himmel, die ersten großen Regentropfen berührten mein Gesicht - ehe mein Blick zur Akademie wanderte. Die Elementaren des Wassers löschten die restlichen Rauchschwaden und Direktorin Saj stand mit den Generälen auf dem Platz vor der Akademie und half die stark Verwundeten zu verpflegen.

Ich hatte bislang nichts getan um zu helfen. Weder in der Schlacht, noch jetzt, da sie vorbei war.

Denn auch jetzt suchte ich lieber verzweifelt nach meiner Freundin, anstatt den Verwundeten zu helfen oder die Mauern der Akademie wieder aufzubauen.

Ich atmete tief ein und beruhigte meinen besorgten Herzschlag. Ihr geht es gut - sprach ich zu mir selbst - ihr geht es gut. Dann lief ich zurück.

Ich hatte Akai gefunden. Er war nur leicht verwundet.

Als seine Augen die meinen trafen, las ich darin, wie enttäuscht er war, dass seine Schwester nicht gemeinsam mit mir auf ihn zugelaufen kam. Dennoch nahm er mich liebevoll in den Arm und blickte mich anschließend prüfend an.

Als er merkte, dass ich nicht verletzt war, biss er sich auf die Lippe.

«Hast du sie gesehen?» Sein Blick war leer, seine Stimme ebenfalls.

Ich schüttelte den Kopf.

«Zuletzt hat sie Jayu gesucht. Ich hoffe, sie ist mit ihm davon geflogen.»

Er blickte in den dunklen Himmel über uns, das Donnergrauen ertönte aus der Ferne, die Regentropfen prassten auf uns hinab.

«Noch nie wurde die Akademie angegriffen.»

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt