✦ Kapitel 7 ✦

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Ich war wach bevor die Sonne aufging.

Vielleicht war ich es gewohnt, gemeinsam mit der Sonne aufzustehen und ihrem erscheinen sehnsüchtig entgegen zu fiebern - doch ich genoß auch unter diesen Umständen die kurze Ruhe des Morgens, den kurzen Moment, den ich für mich genießen konnte, ehe die Realität wieder einschlagen würde wie ein Blitz.

Das Lager schlief noch, selbst die Rekrutierer schnarchten lautstark, während ihre Pferde in einer nahegelegenen Wiese genüsslich grasten.

Ich fuhr durch meine Haare und schnürte mir mein ledernes Korsett um, ehe ich das Fell ordentlich zusammen schnurrte und auf das Gebirge zulief.

Ich konnte es kaum erwarten mit anzusehen, wie die ersten Sonnenstrahlen die Berggipfel küssten und müde setzte ich mich auf einen Stein und wartete.

Der Marsch bis zum Treffpunkt mit den anderen Auserwählten würde noch drei volle Tage andauern - vorausgesetzt, wir wären alle beritten. Zu Fuß würde sich der Marsch über eine längere Zeit ziehen und mir graute es davor, mit aufgeplatzten Fußsohlen am Lager anzukommen, in welchem uns ein ebenso anstrengendes Training erwartete.

Ich legte den Kopf in den Nacken, genoss die ersten warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut und nahm einen tiefen Atemzug.

Würde es an der Akademie genauso riechen?
Nach frischen Tannenzweigen, feuchtem Gras und duftenden Wildblumen?

Wir waren gerade einmal einen vollen Tagesmarsch von Veles entfernt und dennoch überkam mich das Gefühl nach etwas, das ich vorher nicht kannte.

Heimweh.

Ich mochte es alleine zu sein. Manchmal blieb ich tagelang am See, besuchte und sah keine Menschenseele - doch umringt von den vielen neuen Eindrücken und fremden Menschen, fühlte ich mich eingeengt und auf gewisse Art und Weise einsam.

Kommandant Arruzo war der Erste der Rekrutierern, welcher erwachte.

Er klatsche lautstark in die Hände, woraufhin sich die anderen allmählich müde die Augen rieben und ebenfalls damit begannen, langsam ihre Felle aufzurollen und ihre Sachen zu packen.

Der junge Elementare, mit welchen ich gestern Abend die nette Bekanntschaft machen durfte, hieß Theo. Ich hatte jemanden seinen Namen rufen hören, als wir uns um die Rekrutierer der Akademie versammelten.

Als er mich erblickte, warf er mir einen vernichtenden Blick zu, und ich wusste, dass es am besten für mich wäre, einiges an Abstand zu ihm zu halten. Er schien den Vorfall des gestrigen Abends ebenso wenig vergessen zu haben wie ich, ebenso die Tatsache, dass General Oscurides ihn deswegen mahnend zur Brust genommen hatte.

Kommandant Arruzo zählte uns durch - es schien, als wäre es bereits vorgekommen, dass Auserwählte stiften gegangen waren - doch wir waren vollzählig.

Anschließend breitete er seine Arme aus und ein Lächeln deutete sich auf seinem Gesicht an.

«Ich habe gute Nachrichten für euch. Leider standen sie uns gestern noch nicht zur Verfügung, doch sie werden in diesem Augenblick aus Edelgarr zu uns gebracht-»

Gespannt hing ich an seinen Lippen und hoffte er würde das sagen, was ich vermutete.

«Der restliche Weg wird auch von euch auf Pferden zurück gelegt. Wir haben einen strengen Zeitplan. Ich hoffe also, dass ein Jeder von euch kann reiten.»

Er zwinkerte uns zu und wir atmeten sichtlich erleichtert aus. Die Pferde - welche nun an uns herangeführt wurden - waren bei weitem nicht so stramm und edel wie die der Rekrutierer - doch es waren Pferde. Und meine Füße schrieen beinahe auf vor Freude - nicht nur, da der weite Marsch bis an die Küste lang und mühsam gewesen wäre, sondern auch, da wir alle Kräfte sparen mussten, um das Aufnahmeritual irgendwie lebend überstehen zu können.

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt