✦ Kapitel 16 ✦

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Das Training wurde spürbar härter.

Arruzo ließ uns jeden Morgen vor dem Training einige Runden über die Hügel laufen - und jeden Morgen brannten meine Rippen und meine Lungen schmerzten.

Anschließend übten wir den Zweikampf oder den Schwertkampf mit Holzstäben.

Unser Körper war geziert von blauen Flecken, und mit jedem Training kamen neue hinzu. Er verschonte uns nicht, er ließ uns nicht einmal die Zeit, uns zu beklagen.

Und seitdem ich Tenebris mit eigenen Augen gesehen hatte, würde ich dies auch nicht mehr tun.

Leva, Theo und Maanir ließen uns weitgehend in Ruhe - außer bösen Blicken und abwertenden Zwischenrufen war die nächsten Tage und Wochen nichts mehr von ihnen zu hören. Amaya und ich waren mehr als froh um diese Umstände. Dennoch trauten wir uns alleine nicht mehr hinter die Weinreben und auf Hügel der Akademie.

Wir verbrachten unsere Abende mit Nawin und Amayas Bruder Akai. Wir saßen am See, spazierten über das Gelände der Akademie oder beobachteten, wie die beiden Männer trainierten.

Ein Tag glich dem anderen und wir gewöhnten uns schnell an das Neue Leben in Ârames.

Ich hatte Nawin nicht darauf angesprochen, dass ich nun wusste, wer er war und welchen Titel er trug. Amaya hatte Recht, es spielte an der Akademie keine Rolle.

Und sollte es für ihn dennoch eine Rolle spielen, würde ich ihm die Möglichkeit geben, mir selbst davon zu erzählen.
Wir waren hier alle gleich - und aus dem selben Grund hier. Wir wurden fünfjahrelang dazu ausgebildet, um eines Tages die Königreiche zu schützen - und um zu versuchen, das Tor nach Tenebris zu schließen.

Ich sprach also nicht weiter über dieses Thema, doch selbst wenn ich dies gewollt hätte, hatten wir dennoch kaum eine Gelegenheit, unter uns zu sein.

Damit meine ich Nawin und mich.

Ich war nicht allzu traurig über diesen Umstand, denn auch Akai und Amaya waren in dieser kurzen Zeit bereits enge Freunde geworden.

Akais Wesen ähnelte dem seiner Schwester. Er war sanft und gutherzig, dennoch trotzte Akai nur so vor Stärke. Die beiden Geschwister waren jedoch keine Menschen, die sich für zu wichtig hielten. Obwohl sie allen Grund dazu hatten - ihre Fähigkeiten, sowohl im Kampf, als auch was ihre Intelligenz betraf, waren bereits mehrfach lobend erwähnt worden und ich war mir sicher, dass ihnen nach dem Abschluss eine ruhmreiche Zukunft blühte.

Doch Akai besuchte bereits das fünfte Jahr der Akademie und ebenso wie Nawin, würde auch er in diesem Jahr die Unsterblichkeit mit Abschluss der Akademie gewinnen und anschließend in den Krieg ziehen. An die Mauer, an das Tor nach Tenebris.

Eine unfassbar schmerzhafte Vorstellung. Auch deshalb genossen wir jeden Augenblick, der uns blieb, ehe unsere Gruppe in wenigen Monaten wieder auseinander gerissen werden würde.

An diesem Abend saßen wir erneut am See und beobachteten den Sonnenuntergang, die einzige freie Zeit des Tages, welche uns zwischen dem Training blieb.

Doch heute kam der sonst so pünktliche Akai breit grinsend, und mit einiger Verspätung, auf uns zu gelaufen - während wir bereits, im Gras sitzend, auf ihn warteten.

«Warum grinst du so?» Nawin hatte sich ins feuchtwarme Gras gelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Amaya und ich zuckten mit den Schultern doch das verspielte Grinsen ihres Bruders war ansteckend und wir grinsten ihm ebenfalls entgegen.

Akai zog eine Flasche hinter seinem Rücken hervor.

«Hab ich aus dem geheimen Kellergewölbe der Generäle gestohlen.» Er zwinkerte uns zu.

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt