✦ Kapitel 20 ✦

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Nawin hatte mich in die königlichen Schlafgemächer begleitet und mir versichert, Direktorin Saj hätte nichts dagegen einzuwenden, dass ich die heutige Nacht nicht in den Schlafgemächern der Parven, sondern in denen der Könige verbringen würde.

Wir lagen in einem Bett welches so groß war, wie meine alte Hütte am See.

Goldene Seidenlaken, dunkelrote Samtkissen und prall gefüllte Federkissen lagen zwischen mir und Nawin während ich an die bunt bemalte Decke blickte.

Nichts von alledem, was der König gesprochen hatte, hatte mein Innerstes wirklich erreicht. Meine Hülle schien langsam zu begreifen wo ich war, doch mein Verstand war noch lange nicht dort angekommen.

Nawin gab mir Sicherheit. Er hatte ein Gefühl in mir ausgelöst, welches ich noch nie zuvor gespürt hatte.

Und ich war mir sicher - auf eine gewisse Art und Weise, liebte ich ihn.

Doch kannte ich ihn nicht. Kannte ihn kaum. Jedenfalls war es zu wenig, um nun seine Frau zu werden. Es war zu wenig, um eines Tages mein Leben hinter mir zu lassen und Königin des ersten Königreiches zu werden.

Ich spürte, wie sich mein Magen drehte und meine Schläfen vor brüllender Gedanken und Müdigkeit zu pochen begann.

Nawin hatte sich auf die Seite gedreht, stützte den Kopf auf seinem Arm ab und blickte mich besorgt an.

«Es war zu viel für dich.» Es war eine Tatsache. Er wusste es selber.

«Ein wenig» flüsterte ich und blickte weiterhin nachdenklich an die Decke.

«Ela.»

Mein Bauch begann zu kribbeln, als er meinen Namen aussprach - so sanft, so voller Liebe.

«Ich weiß, dass ich dich damit überfallen habe. Und ich weiß, dass du einige Zeit brauchen wirst, um dir darüber im Klaren zu werden. Doch meine Entscheidung steht. Ich möchte dich. Nur dich. Mit niemand anderem möchte ich das Königreich regieren, als mit dir. Ich hatte keine Wahl als es meinem Vater heute zu sagen. Die Zeiten sind gefährlich und ich kann nicht ausschließen, wann und ob der nächste Angriff möglicherweise auf das erste Königreich geschehen wird. Nur der König kann seine Nachfahren bestimmen - und dies muss in Zeiten vollkommener Dunkelheiten geschehen, und zwar so schnell wie möglich.»

Noch immer starrte ich an die Decke und zupfte nervös an meinen Fingernägeln. Wie war ich so schnell in diese Situation geraten?

«Bald wird Humãya stattfinden - früher, als wir es uns vorstellen können. Und ich werde an die Mauer gehen, oder ein General der Streitkräfte werden. Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren. Es musste heute sein.»

Es hörte sich an, als würde er sich mir erklären und doch, war es selbstverständlich für ihn. Es ergab Sinn, in seinen Augen. Doch dies war nicht meine Welt. Ich hatte gesehen, wie ein junger Mann aus Veles um die Hand seiner Geliebten angehalten hatte. Er hatte ihr einen Hirsch geschossen, war dafür monatelang durch das karge, kalte Gelände gezogen. Schließlich hatten sie ein Fest gegeben, der Marktplatz war hübsch geschmückt und von wohltuender Musik getränkt gewesen. Sie hatten Schnaps getrunken und getanzt, ehe deren Familien gemeinsam angestoßen hatten.

Doch das - hier. Der König, dieser Antrag, die Tatsache, dass Nawin ein verdammter Kronprinz war...

Langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und betrachtete sein schönes Gesicht, seinen stoppeligen Bart, welche frisch rasiert bis an seinen Hals reichten und sein markantes Gesicht, aus welchem die neckischen Grübchen vollends verschwunden waren.

The fifth KingdomWo Geschichten leben. Entdecke jetzt