✦ Kapitel 24 ✦

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Die folgenden Wochen flossen nur so dahin.

Nach Direktorin Sajs Ansprache wussten wir alle, dass die Zeiten sich fortan ändern würden.

Ein jeder trainierte härter, mehr Auserwählte ließen sich in der Bibliothek blicken, um sich mehr mit der Geschichte Tenebris und der vier Königreiche auseinander zu setzten.

Amaya beobachtete diese kopfschüttelnd, während sie sich genervt einen Platz zwischen ihnen suchen musste.

Vor Direktorin Sajs Ansprache, hatte sich kaum einer der Auserwählten für die alten Schriftstücke in diesem Flügel der Akademie interessiert - doch nun, da dies essentiell für die Aufnahme in der gesonderten Einheit zu sein schien, tummelte es nur so vor Wissbegieriger in der Bibliothek.

Nawin und ich hatten nicht mehr über seinen Antrag gesprochen - oder darüber, was sein Vater vor seiner Abreise zu mir gesagt hatte. Wir hatten wohl stillschweigend beschlossen, dass es momentan wichtigeres gab. Oder jedoch, er vernahm mein Schweigen als eine Antwort.

Der Herbst hielt Einzug im fünften Königreich und die Hügel von Ârames erstrahlten in den wärmsten Tönen - die Blätter der Bäume und die Blüten der Blumen wandelten sich zu schimmernden gold- und warmen Rottönen, das Gras, welches die hügelige Landschaft bedeckte, erstreckte sich in einem warmen Braun und wir konnten dabei zusehen, wie die Blätter sich von den Bäumen verabschieden und leise auf der glatten Oberfläche des Sees landeten, um welchen verteilt wir saßen.

Wir hatten uns Pullover der Akademie übergezogen, denn der herbstliche Wind blies scharf über die Hügel, auf welchen wir saßen und in den wolkenfreien Himmel blickten. Heute würden wir Adargan feiern - das Fest der Flammen, welches jedes Jahr zu Ehren des Feuergottes abgehalten wurde. Auch, wenn dies ausschließlich eine besondere Bedeutung für die Elementaren des Feuers hatte, so nahmen meist alle Auserwählten an den Feierlichkeiten teil.

Es war der erste Tag seit dem Angriff - und seit Direktorin Sajs Ansprache, an welchem unsere Gedanken nicht ausnahmslos um das Training und den Angriff kreisten.

Auf dem höchsten Hügel der Akademie hatten die Elementaren des Feuers einige Tische und Bänke zusammen geschoben, brennende Lichterketten durchzogen den Himmel und ebenso wiesen im Boden steckende Flammen den Weg hinauf auf den Hügel, auf welchem das heutige Fest stattfinden würde.

Die Farben des Festes waren klar - und so tummelten sich alle Auserwählten - inklusive der Generäle und Kommandanten - in den zahlreichen Facetten der Flammen - leuchtendes rot, warmes Orange oder dunkles gelb. Auch, wenn kaum einer von uns private Kleidung aus ihrem Heimatkönigreich mit in die Akademie gebracht hatten, so liehen die Feuerelementaren den restlichen Auserwählten Teile ihrer Uniform, oder jedoch sie tauschten lachend untereinander ihre Kleidungstücke aus.

Verwundert blickten wir vom See aus hinauf auf den Hügel, betrachteten die lachenden und plötzlich so harmonischen roten Farbflecke und wünschten uns, jeder Tag an der Akademie würde mit solch einer Freude und Harmonie verlaufen.

Nur einer von ihnen trug stolz sein schwarz - wie er es immer tat.

«Oscurides ist sich wohl zu fein für ein Fest.»

Mit verächtlichem Blick starrte Nawin hinauf zum Fae General, welcher mit seinen Kameraden auf einer der Bänke saß und allem Anschein nach bereits seit Stunden einen Schnaps nach dem anderen leerte.

Nawin hatte mich nicht mehr nach der Nacht des Angriffs gefragt. Ich wusste nicht, ob die Sache für ihn erledigt war, er dieser nicht länger Beachtung schenkte - oder jedoch noch immer davon ausging, dass General Oscurides und ich uns wie wimmernde Weicheier im Keller versteckt hatten.

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