15. Kapitel

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Ich erstarrte. Der Schrei nahm mir alle Fähigkeiten, mich zu bewegen. Der Schrei schaltete förmlich meine Muskeln aus. Ich konnte mich nicht rühren. Denn ich kannte ihn. Ich wusste, wem dieser Schrei entglitten ist. Meiner Freundin Sophie. Was war nur mit ihr passiert? Hoffentlich...hoffentlich ist sie noch... am Leben...

Eine Stimme riss mich schließlich aus meiner Bewegungslosigkeit. Elias rief: "Leo! Leo! Komm, wir müssen hier weg! Jetzt!!!" Wie erstarrt blieb ich noch einen Moment sitzen. Schließlich riss ich mich zusammen, richtete mich auf und sprintete Alia hinterher. In der Ferne hörte ich Hunde bellen. Anscheinend befanden sie sich noch in einer der Lagerhallen, denn das Geräusch hallte mehrfach wieder. Ich erreichte schließlich die Hütte, vor der Alia uns erwartete und schnell hinein zog. Als wir drinnen waren, knallte sie die Tür zu, drückte uns auf den Boden, kroch zum Fenster, zog uns mit. Alles ging so furchtbar schnell. Der Schrei, die Hunde, das Rennen. 

Elias spähte aus dem Fenster und wurde kreidebleich. "Die Hunde...", wisperte er "sie kommen auf uns zu... und die Männer... werden uns kriegen... was... tun wir...?" 

 Ich bekam Angst. Ich spürte, wie mir Schweißperlen meine heiße Stirn herab liefen. Was würde passieren, wenn sie uns finden?!

Das Bellen wurde lauter. Man hörte Männer, die sich mit ihren tiefen, kräftigen Stimmen verständigten. "Da hinten!", brüllte einer. "Die Hunde merken die Eindringlinge...", stellte ein anderer fest. Jetzt wurde die Tür mit voller Wucht aufgestoßen und ein kräftiger, bulliger Mann kam zum Vorschein. Er trug eine Lederjacke, welche ihm noch mehr Männlichkeit und Stärke verlieh. Mein Atem stockte. Es war er! Dieser Mann hatte mich in der Telefonzelle eingesperrt! Es war er...
Ich bekam Panik.
Sein Blick schweifte im Raum umher, bis er dann an mir hängen blieb. "Du." Offenbar hatte er den gleichen Gedanken gehabt. "Dich habe ich doch schon einmal beseitigt!" Das letzte Wort zog er spöttisch lang. "Und jetzt hast du noch kleine Freunde dabei, die denken, ihr könntet uns besiegen! Wie süß! Freunde... durch dick und dünn, was? Freunde, die sich helfen und für die anderen Opfer bringen. Freunde, die in der Realität abhauen wenn es brenzlig wird, was? Ach, wenn ich nur ein Beispiel wüsste... ach ja, das habe ich. Du! " Das letzte Wort sprach er voller Abscheu aus. "Lassen Sie sie in Ruhe!", rief Elias auf einmal und stand auf. "Was quatscht du mich denn jetzt an?!" Seine Stimme war nun laut und durchdringend. Er holte mit der Hand aus und wollte Elias eine deftige Ohrfeige geben, doch plötzlich sprang Alia auf, nahm eine... Bratpfanne... und schlug dem Mann auf den Kopf. Wo zum Teufel kam die her?
Er taumelte, fiel auf die Knie und kippte vornüber. "Dem Dicken haben wir fürs erste gezeigt, was Sache ist!", rief sie triumphierend. "Alia, wo hast du Pfanne her?!", wollte ich entgeistert wissen. "Die? Ach, die lag da auf dem kleinen Tisch, aus welchem Grund auch immer. Jedenfalls habe ich die Chance ergriffen und dem eine über gebraten... Wortwitz!" Alia lachte. "

Danke.", sagte Elias. "Immer wieder gern", winkte sie ab.

 Doch da stürmten erst Hunde und dann Männer mit Sonnenbrillen an die Tür und ins Haus. "Jetzt haben wir euch!", sprach einer der Männer, nahm ich von hinten an den Handgelenken, zog meine Arme nach hinten und verschränkte sie auf dem Rücken. Nun konnte ich mich nicht mehr aus seinem eisernen Griff befreien. Tränen strömten aus meinen Augen. Panik machte sich bemerkbar. Bei den anderen taten es die Männer gleich. Sie zogen nun dunkle Tücher aus den Taschen und verbanden uns damit die Augen, sodass wir überhaupt nichts mehr sehen konnten. Dann schleppten sie uns anscheinend in die Fabrik. Solange wir über den Hof liefen, spürte ich kalte Tröpfchen vom Regen auf meiner verschwitzten Haut. Ich versuchte, um Hilfe zu schreien, doch schon presste mir jemand die Hand auf den Mund und ich verstummte. 

Sie zogen uns durch viele Gänge und Hallen, in den überall ein leises Surren zuhören war. Sonst vernahm man bis auf die schweren Schritte der Männer nur Stille. Einer lachte dreckig. Dann flüsterten sie sich etwas zu, was man leider nicht verstehen konnte. Ich roch den Geruch von Benzin. Er war penetrant und stark. Ein Schlüssel klapperte. Eine quietschende Tür wurde aufgemacht und ich wurde in einen Raum hinein gestoßen. Zum Glück war der Benzingeruch nur draußen zu riechen. "So, hier könnt ihr bleiben, bis ihr verhungert!", brummte eine Stimme. Ich saß auf dem kalten Fliesenboden und zog meine Beine an meinen Körper heran. "Leo", wisperte eine Mädchenstimme, die mir sehr bekannt war. "Sophie.", flüsterte ich. Schon riss ich mir das Tuch von den Augen und rannte auf sie zu. Erleichterte viel ich ihr um den Hals. "Sophie!", kreischte ich hyterisch, als ich sie genau ansah. Sophie hatte sich verändert. 

KatzenaugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt