6. Kapitel

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Ich hörte ein Surren. Ich vernahm leise, hohe Stimmchen, welche von draußen kamen. Ich war nicht fähig mich zu bewegen. Wo war ich bloß? Ich versuchte, meine Augen etwas zu öffnen, doch diese kleine Anstrengung kam mir so schwer vor, als würde ich eine 100kg-Hantel stämmen. Also ließ ich sie einfach zu und lauschte weiter. Die Stimmchen kamen bestimmt von einem Spielplatz. Das Surren von einem Computer. Ein Tür ging auf und eine fremde Stimme sagte meinen Namen. Sie war weiblich, das hörte ich. "Hm?", machte ich leise, mehr konnte ich nicht sagen."Wie geht es dir?", fragte die Stimme. Ich überlegte, wem diese Stimme gehören könnte. Doch ich wusste es nicht. "Bitte, rede doch mit mir!", forderte die Frau. "Wer sind Sie?",brachte ich mühsam hervor. "Andrea Schuhmann.", antwortete sie. "Hm...wer?", wollte ich wissen. Meine Augen waren immernoch geschlossen. "Andrea Schuhmann, Elias'Mutter.", entgegnete sie. "Oh, okay", murmelte ich. "Und...wo bin ich?"-"Schau doch nach! Öffne die Augen.", forderte sie. Ich fühlte zuerst nach dem Bett. Es war nicht mein Bett, doch es kam mir schrecklich bekannt vor. "Na, los. Öffne sie.", drängelte sie ungeduldig, aber dennoch freundlich. Ich tat, was sie sagte und schlug die Augen auf. Ich sah zuerst eine weiße Decke, dann schaute ich mich weiter um und entdeckte...mein Zimmer?! Ich setzte mich schlagartig auf, um Fragen zu stellen, legte mich aber sofort wieder auf meine himmelblaue Couch zurück, weil das komische Gefühl zurückkam. So redete ich im Liegen weiter: "Und was machen Sie in MEINEM Zimmer?!", fragte ich sie entsetzt. Sie lächelte: "Deine Elter sind kurzzeitig zu deiner Oma nach Neustadt gefahren. Verlängertes Wochenende. Das haben sie dir geschrieben.", erklärte Frau Schuhmann. Ich schwieg abwartend. Sie fuhr fort: "Naja und jedenfalls haben sie noch geschrieben, dass... ach lies selbst."

Sie hielt mir mein Handy vor die Nase und zeigte mir die SMS:

"Hallo Leonie, Papa und ich fahren nach Neustadt zu Oma Erna. Da du ja bei Sophie schläfst, ist das ja auch egal. Wir haben ihr auch eine SMS geschickt, in der stand, dass sie bitte ihre Eltern fragen soll, ob du bis Montag bei ihr bleiben kannst. Da ist ja Feiertag. Dann könnt ihr zusammen etwas machen. Wir kommen montagnacht wieder. Tschüss viel Spaß"

Ich schaute sie neugierig an, wartete, dass sie weiterredete. Schließlich genügten mir ihre paar Sätzchen noch lange nicht. Und ich musste es wissen. Es war ja MEIN Haus! "Also, Elias rief mich an, nachdem du von deinem Fahrrad gefallen bist. Du bist zusammengeklappt! Na ja, und dann forderte er, dass ich dich nach Hause bringe und untersuche.", erklärte sie. Dann wollte ich wissen: "Sind Sie Ärztin?"-"Nein.", antwortete sie. Hilfe, musste man dieser Person denn alles aus der Nase ziehen? An meinem vorwurfsvollen, neugierigen Blick erkannte sie wahrscheinlich, dass ich noch Informationen verlangte. "Ich bin zwar kein Arzt, aber mein Vater war einer. Ich habe viele Informationen von ihn bekommen und mich auch intensiv damit beschäftigt. Ich habe Bücher gelesen, Dokus angeschaut und recherchiert. Daher kommt mein medizinisches Wissen." Sie verharrte einen Moment in ihrer Position. Sie dachte nach, dass erkannte ich an ihrem leeren Blick. Wenn man diesen Blick sah, konnte einem ein Schock wiederfahren, so guselig sah er aus! Dann sprach sie weiter: "Ich habe dich untersucht und konnte nichts Schlimmes feststellen." Diese Frau regte mich auf! "Was konnten Sie denn überhaupt feststellen?!", hakte ich nach. "Eine leichte Vergiftung, nichts Ernstes aber trotzdem nicht angenehm .", antwortete sie knapp. "Was?", machte ich. "Nun ja, jedoch weiß ich nicht, durch was diese Vergiftung verursacht wurde. Es könnte alles sein. Essen, Kosmetik, ... ", erklärte sie.

"Okay.", antwortete ich ausdruckslos, so wie Andrea es immer tat. "Und wie geht es dir jetzt?", brach Frau Schuhmann das minutenlange Schweigen. Ich überlegte kurz. "Eigentlich ganz gut. Nur ab und zu ein bisschen schwindelig.", antwortete ich. "Super! Das ist ein gutes Zeichen.", versicherte sie mir. "Ich lasse dich dann mal allein.", verabschiedete sie sich und wandte sich zum Gehen. "Äh, warten Sie kurz mal bitte!", rief ich. Sie schaute mich aus ängstlichen Augen an. Warum nur? "Ja?", wisperte sie. "Könnten Sie mir bitte Elias herschicken? Ich möchte bitte mit ihm reden.", bat ich freundlich. "Ja, mache ich.", sagte sie und hatte einen erleichterten Tonfall angeschlagen. Sie verabschiedete sich nochmals und verließ dann mein Zimmer. Wenige Minuten ging die Tür auf und ich blickte in Elias'Augen. "Leo! Bin ich froh, dass du wieder reden kannst!", begrüßte er mich fröhlich. "Hi Elias!", lächelte ich. Er kam zu mir und umarmte mich kurz. "Sag deiner Tante, dass sie wirklich gute Arbeit geleistet hat!", scherzte er. "Meiner Tante?Das ist nicht meine Tante!", äußerte ich entsetzt und richtete mich auf.

 "Das war doch deine Mutter oder nicht?" Ich starrte ihn mit fragenden Augen an. Er schaute mich verwirrt an, dann sagte er: "Äh, nein? Meine Mutter ist in Italien. Ich lebe im Heim..."

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