21. Kapitel

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Elias.
Elias, wie er gefesselt und mit einem blauen Stück Stoff im Mund zusammen gekauert in de Kiste lag.

Ich wollte gerade die Kiste trotzig wieder schließen, als er mit seinem Tuch im Mund wie wild schrie und den Kopf schüttelte.
Hilf ihm!, sagte mein Herz.
Lass den Blödmann zappeln! , erwiderte mein Verstand.
Ich überlegte hin und her, während Elias abwartend und mit weit geöffneten Augen in der Truhe lag.

Hilf ihm! Du magst ihn!, sagte mein Herz wieder.
Lass es! Er hat dich belogen!, brummte mein Verstand.
"Hilf ihm!", flüsterte ich, half Elias auf, sodass er saß, zog ihm das speicheldurchtränkte Tuch aus dem Mund umd zog ihm die Fesseln von Fuß- und Handgelenken.
Er lächelte.
"Danke.", deuteten seine eisblauen Augen.
Ich lächelte zurück.
Dann streckte ich ihm meine Hand entgegen und hievte ihn aus der Kiste.
Doch dann funkelten meine Augen vor Zorn und ich holte weit aus, um ihn eine dicke Ohrfeige zu geben.
Er rieb sich die gerötete Wange und fragte dann:
"Was zum Teufel sollte das???"
"Was das sollte?! Du hast uns doch verraten! Du hast uns betrogen! Du..."
Elias schnitt mir das Wort ab.
"Was soll ich gemacht haben?
Ich wurde geschnappt, als wir von den Männern mit den Hunden gefangen genommen wurden. Da haben sie mich mitgenommen.
Sie haben mir Schlaftrunk gegeben und als ich aufwachte, war ich... hier."
Mein Mund klappte auf. Schnell schloss ich ihn wieder.
"Echt?...", wisperte ich beschämt mit gesenktem Blick. Er nickte trotzig. "Entschuldige...", meinte ich.
"Na ja... schon gut...", murmelte er.
"Na, los. Lass uns verschwinden.", sagte ich.
"Wie denn?"
"Hm...", überlegte ich.
"Ich hab ' s!!", rief er stolz.
Ich sah gespannt auf.
Er rückte heran und erzählte mir seinen Plan.

Eine halbe Stunde später standen wir ,mit Asche aus dem alten Kamin in der Ecke beschmiert, an der Tür und pressten unsere Ohren an die Tür. Die Asche hatten wir an die Gesichter und Arme als leichte Tarnung in der Dunkelheit gewischt.

Er zog einen kleinen Draht aus der Hosentasche.
"Was ist das? ", wollte ich wissen.
"Ein Dietrich. Trage ich immer mit mir herum. Für Notfälle."
Schweigend begutachtete ich seine geschickten Finger, wie sie den Draht ins Schlüsselloch steckten, ihn drehten und weiter bearbeiteten.
"Et voilà!"
Er zeigte auf die geöffnete Tür.
Ich klopfte ihn anerkennend auf die Schulter. "Cool! Wer hat dir das beigebracht? "
"Mein Opa. Ist echt praktisch."
Nun schlängelten wir uns den Gang entlang. Immer einen Blick nach hinten.
Schritte.
Wir späten um die Ecke nach hinten.
Da liefen anscheinend eine Frau mit Absatzschuhen und ein Mann den Gang entlang.
Sie tuschelten miteinander.
Schnell huschten wir ins Zimmer zurück, lehnten die Tür an und hockten uns dahinter, sodass wir den beiden gut zuhören konnten.
"Elias! Komm zurück! Elias!!!", zischte ich. Doch er kam nicht zurück. Er tappste den Weg entlang und kam den beiden immer näher.
"Elias!", keifte ich leise.
"Halt doch endlich die Klappe! Ich muss die Kabel jetzt herausziehen! Jetzt oder nie!", flüsterte er zischend.
Diese Schritte kamen immer immer näher;
gleich waren sie hier.
Ich kauerte mich noch weiter in meinem Versteck zusammen.
Hoffentlich finden sie uns nicht..., dachte ich.
Elias machte sich auf den Weg zum Sicherungskasten, welcher gleich neben der Tür zur Toilette hing. Dort wollte er alle Sicherungen als Ablenkung heraus nehmen
"Die beiden müssen hier irgendwo sein...", sagte die Frau.
"Ja, stimmt. Irgendwo hier hat der Boss sie versteckt. Wo sind die kleinen Ratten?", brummte der Mann mit seiner tiefen Bärenstimme.
Gleich waren sie bei uns.
Noch zwanzig Schritte.
Noch fünfzehn.
Zehn.
Fünf.
Vier.
Drei.
Zwei.
"MIST! Die kleinen Ratten sind weg. Verdammt Tiff, wo sind sie??", brüllte der Mann im schwarzen Jackett wütend.
"Mensch, Marc! Nenn mich nicht Tiff ! Ich heiße Tiffany! Tiffany !", keifte die Dame. Sie trug eine dunkelblaue Sonnenbrille, deren Gläser hellblau funkelten. Ihr helles Jeanskleid wippt bei jedem Schritt auf und ab. Ihre Füße steckten in schwarzen High Heels und ihre schokoladenbraunen Haare hatte sie zu einem Dutt hochgesteckt.
Voller Angst betete ich:
Bitte, findet uns nicht! Ich verspreche, dass...
"DA SIND SIE! MAAARC! MAAARC! DA! DIE GÖRE! HINTER DER TÜÜR! MARC!", kreischte Tiffany.
Dann passierte es:
Marc brüllte los, Tiffany kreischte, Marc stürmte mit erhobenen Händen auf mich zu.
"Tiffany! Such den Burschen! Na los! ", mahnte Marc. "Ach, Marc, ich kann mit diesen Absätzen nicht rennen! Nicht, dass einer abbricht...", meckerte sie.
Jetzt war es zu spät. Marc hatte mich schon gepackt, meine Arme auf dem Rücken verschlungen und verdreht und Tiffany hatte Handschellen um meine Hände geschlungen, die sie aus ihrer Handtasche gefischt hatte.
Unsanft schleifte er mich zur Tür hinaus, den Flur entlang und machte vor einer riesigen Tür -die wahrscheinlich in die Schul-Aula führte- halt. Wie eine Wahnsinnige lachend nahm sie ihre Sonnenbrille langsam ab. Eigentlich hätte es mich nicht mehr wundern dürfen, doch trotzdem erschauderte es mich immer wieder aufs Neue:
giftgrüne, leuchtende Katzenaugen.
Elias starrte mich voller Angst und Mitleid an. Die beiden brachten mich grinsend und lachend in die Halle.

KatzenaugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt