Er läuft ein paar Schritte auf uns zu. Ein kleines Namensschild steckt an seinem Kittel. Darauf kann ich den Namen "Mr. Kingsley" entziffern.
"So sieht man sich wieder, meine Lieben.", krächzt er."Sie... Sie... Sie Ekel! Lassen Sie uns sofort frei, sonst schreie ich und schreie ich, bis uns hier jemand hilft!", zischt Anne. Doch Kingsley bricht in Gelächter aus: "Hm... schreit nur! Wollen wir vielleicht zusammen schreien?!" Dann beginnt er zu schreien: "AAHHHHHRG!!" Ich presse meine Hände gegen die Ohren, denn dieser ohrenbetäubende Schrei hallt in der Halle schrecklich laut wider.
Jetzt lacht er noch einmal, diesmal aber lauter und durchdringender. "Was gibt's da zu lachen, Kingsley?!", ruft Anne provozierend.
Augenblicklich verstummt sein Lachen und er starrt uns nur mit geweiteten Augen an.
"Mich könnt ihr nicht so leicht hinters Licht führen wie meine Deppen von Arbeitern. Ich weiss genau, dass das alles nur ein jämmerlicher Trick gewesen ist."
"Noch fünfzehn Minuten bis Testlauf eins.", dringt es aus den Lautsprechern.
"Was ist Testlauf eins?", will Anne wissen."Ach, liebe, liebe Anni...", säuselt er, doch Anne schneidet ihm das Wort ab: "Anne.", zischt sie wütend mit zusammen gebissenen Zähnen.
"Verzeihung, Anne. Testlauf eins, jaja...", er überlegt kurz und schürzt die Lippen. "Nun ja. Du bist nicht die einzige Schlaue. Es gibt auch andere Chemiker. Donald Phildelly ist einer der schlausten Chemiker ganz Englands. Er tüftelte und experimentierte etwas für mich herum, denn er ist sowas wie mein... Kollege, ja. Er wurde mein Partner, als mir eine durch und durch brilliante Idee kam." Anscheinend schwärmt er gerade in seinen Gedanken von dieser Idee und bewundert und beglückwünscht sich selbst, bis Anne die kurz vorherrschende Stille bricht: "Wenn sie von Ihnen ist, kann sie garnicht gut sein.", äußert sie spitz. Das ist eine der Eigenschaften, die ich an Anne so mag. Sie haut freche Sprüche heraus und kontert mit spitzen Bemerkungen ohne mit der Wimper zu zucken. "Na, na, na!", tadelt er sie, "Wir wollen ja mal nicht frech werden, junges Fräulein! Zurück zu meiner Idee. Ich hab nachgedacht." Anne fällt ihm schon wieder ins Wort: "So etwas können Sie? Ich bin beeindruckt.", bewundert sie gespielt. Er kneift kurz die Augen zu und schüttelt den Kopf. Dann erzählt er weiter: "Ich dachte mir, wenn so ein Grünschnabel wie du etwas erfinden kann, dass die gesamte Welt verändert, schaff ich das lange. Doch als ich da so experimentierte, kam mir eine neue Idee. Ich hatte eine Vision: mit den richtigen fachmännischen Hilfsmitteln könnte ich deine Pillopylos Grunus weiterentwickeln. Zu etwas Besserem. Die neue Pillopylos Grunus könnte dann nicht nur den Charakter beeinflussen, sondern das ganze Aussehen verändern! Man müsste nur ein Foto in das Programm einfügen und schon... BABOOM! Würde aus dem, der die Tablette eingenommen hat, zum Beispiel jemand wie ich werden! Das gleiche Aussehen, den gleichen Charakter, ..."
"WAAS?!", rufen Anne und ich wie aus einem Mund. Er lachte eitel und schallend. "Brilliant, nicht war?!", kicherte er. Annes Hände ballen sich zu Fäusten. Sie presst die Finger an die Handflächen. Ihre Hände zittert leicht. Dann lief ihr Gesicht purpurrot an. Gleich wird sie ausbrechen. Langsam verwandelte sich das rot in dunkles rot und schließlich schreit sie: "SO EINE WIDERLICHE GEMEINHEIT! ICH HABE DIESE DINGER NICHT MIT ABSICHT ENTDECKT UND SIE VERWANDELN FURCHTBAR FIESEN DINGER DARAUS!"Das Lachen bleibt ihm im Halse stecken.
"Anne, sei nicht so stur und schließ dich mir an! Sei mein Partner!", bietet er an.
"Niemals.", keifte sie. "Wie viel haben die Donald geboten? 500? 1000? Egal wie viel, freiwillig hat er es garantiert nicht gemacht."
Er lacht wieder schallend.
"Nun, Anne, ich habe meine vorhandenen Hilfsmittel verwendet... wenn du verstehst was ich meine.""Noch zehn Minuten bis Testlauf eins.", dröhnt es wieder.
Daraufhin grinst er höhnisch: "Wer von euch Zuckerschnecken möchte zuerst?"
"Ich.", melde ich mich, um Anne zu schützen.
"Nein!", ruft Anne laut.
"Ich habe uns das alles eingebrockt. Deswegen muss ich auch zuerst den Kopf hinhalten."
"Wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes.", murmelt sie noch leise, jedoch so, dass Kingsley sie nicht hören konnte.
Da höre ich viele kräftige Schritte.
Dann werden die Türen aufgestoßen.
Die ganzen Angestellten rennen in die Halle.
In ihren komplett schwarzen Anzügen und dicken Stiefeln sehen sie irgendwie zum Fürchten aus.Jeder Schritt ihrer schweren Stiefel war zu hören. Ein leises Murmeln erfüllt den Raum. Die Männer und wenigen Frauen laufen tuschelnd im Raum umher.
"Da seid ihr Dummköpfe ja.", stellt Kingsley verachtend fest. Sie schauen betreten zu Boden.
"Entschuldigung, Chef.", brummen sie alle durcheinander. "Jaja. Was kann man von euch Gesindel auch erwarten. Eigentlich könnt ihr ja nichts dafür, denn Dummheit ist ja bekanntlich angeboren, was?", er lacht, doch die anderen starren noch niedergeschlagener auf den gefliesten Boden."Noch acht Minuten bis Testlauf eins.", sagt die Lautsprecherstimme wieder. Ich schaue mich noch einmal um und entdecke ein Fenster oben in der Wand. Da hinter sitzen zwei Männer und viele blinkende Lichter spiegeln sich in der Glasscheibe. Das muss die Schaltzentrale sein! Dort oben wird alles technische gesteuert und geregelt. Dort oben könnte man das ganze ausgeklügelte System abstürzen lassen! Dort oben liegt die Lösung unserer Probleme.
"Noch fünf Minuten bis Testlauf eins."
"Oh! Wist ihr was das heißt? Entscheidung, heißt das! So, hehe, wer möchte mein Tester zur Wohltätigkeit anderer Menschen sein?", fragt er säuselnd. "Lassen Sie mich raten: Die anderern Menschen sind Sie?", fragt Anne desinterressiert. "Gut erfasst, meine Liebe. Also, wer möchte?" Stille. "Gut... gut... dann wähle ich halt einen aus. Eene, meene... nein. Ich weiß wen. Leo, deine liebe Schwester Anne!", grinst er.
"Nein! Neiin!!", rufe ich hysterisch, doch er kommt schon auf uns zu, schließt das Gitter auf und tritt an uns heran. Lächelnd winkt er mit dem Finger und Anne steht ohne ein Widerwort auf. Sie sieht mich an, umarmt mich zum Abschied und drückt mir noch einen kleinen Kuss auf die Wange. "Bis bald", wispert sie,"Ich hab dich lieb." - "Ich dich auch, Anne. Bis dann.", versucht ich ruhig zu antworten, doch meine Stimme zittert, meine Augen werden feucht und da kullert eine kleine Träne meine Wange hinab. Anne sieht das und wischt sie liebevoll weg. "Das wird schon wieder. Hm?", spricht sie mir zu, ehe sie sich umdreht und langsam zu Kingsley läuft.
"Oh, wie rührend! Schwesterliebe!", seufzt er gespielt und sagt daraufhin ernst: "Amüsant aber irrelevant. Komm." Sie gehen zu dem großen Stuhl. Er schiebt Anne näher an den Stuhl heran und drückt sie darauf. Sie legt sich hin, ihre Fußgelenke werden festgeschnürt und auf ihren Kopf bekommt sie einen futuristischen alufarbenen Helm gesetzt,. "Jungs, könnt gehen! Wartet vor der Tür, wenn es Probleme gibt lasse ich das Codewort durchrufen. Na los! Bewegt euch! Oder braucht ihr noch eine schriftliche Einladung?", blafft er sie an. Die Männer und Frauen drehen sich zögernd um und gehen hinaus. Als endlich die Tür geschlossen wurde, herrscht Stille in der Halle.
"So. Anne, du wirst jetzt mein neuestes Produkt ausprobieren! Wie möchtest du aussehen? Blond? Glatze? Egal wer, es ist möglich. Hm, sagen wir doch... So wie ich!" Er wendet sich der Kontrollzentrale zu: "Patrick! So wie ich! Eigenschaften werden ins negative geändert!" Patrick nickt einmal und sein Kollege durchblättert mehrere Kataloge und Zeitschriften, um wahscheinlich das Foto zu suchen, während Patrick am Computer herumklickt, um vielleicht das Programm zu starten. "Nun wird es nur noch wenige Minuten dauern und du bist... so teuflisch wie meine Wenigkeit!" , erklärt er. Wenige Minuten später öffnet sich eine Klappe in der Wand und darin steht ein kleines Reagenzglas, in der eine grünliche Flüssigkeit schimmert.
"Testlauf eins wird gestartet.", sagt die Stimme. Ich stehe auf und klammere mich an die Gitterstäbe. Nervös tippe ich mit dem Fuß auf den Boden. Kingsley füllt die Flüssigkeit in ein Glas und gibt noch etwas Mineralwasser hinzu. Er betrachtet es kurz und hält es mit einer Verbeugung Anne entgegen. Zitternd greift sie danach. Mein Herz pocht so laut, dass man es wahrscheinlich im ganzen Raum hören kann, doch diesen Gdanken verwerfe ich gleich wieder, denn so etwas geht natürlich nicht.
Zögerlich setzt Anne das Glas an die Lippen, kneift die Augen zusammen und trinkt es in einem Schluck leer.
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So, ich hoffe, ich konnte mit diesem Kapitel etwas Spannung erzeugen, denn ich hab mir wirklich Mühe gegeben. Weiterhin würde ich mich freuen, wenn ihr für meine Story votet, votet, votet! Dankeschön!
Bitte, bitte, bitte schreibt eure Meinng in die Kommentare, denn das wäre mir echt wichtig!
Danke!!
Viel Spaß beim weiterlesen,
Eure R_L_01!!! :)
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Katzenaugen
FantasíaKlackernde Absätze auf dem Asphalt. Eine sprechende Frau. Leonies Füße bewegen sich wie von allein zum Fenster. Draußen, unter der strahlenden Straßenlaterne, telefoniert eine Frau. Sie dreht sich um. Doch gerade als Leonie sich verstecken wollte, k...