19. Kapitel

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Mein Herzschlag raste. Auf meiner Haut stellten sich die feinen Härchen auf. Meine Augen standen weit offen.

BUMM! BUMM! BUMM!

"Ahh...", piepste meine Schwester ängstlich. Ich konnte nichts sagen. Auch Annes Pupillen waren geweitet und starrten mich ängstlich an. Dann wisperte sie leise: "W-wer ist das...?". Zur Antwort senkte ich meinen Blick und zuckte leicht mit den Schultern.

Ein Schlüssel klackerte draußen. Anscheinend mussten wir schon vor einer Weile angehalten haben. Der Schlüssel wurde ins Schloss gesteckt. Es knackte, als das Schloss entriegelt wurde. Langsam wurde die Klinke herunter gedrückt. Mit einem lauten Quietschen wurden die Türklappen synchron geöffnet. Draußen war es dunkel. Der Mond war an dem wolkenverhangenen Himmel nicht zu sehen. Es regnete in Strömen. Ein kalter Luftzug durchströmte den Hänger. Mir wurde eiskalt. Der Strahl einer hellen Taschenlampe leuchtete direkt in mein Gesicht. Ich kniff die Augen zusammen. Einige Zeit später wurde er von mir abgewendet und ich konnte meine Augen wieder öffnen. Im Moment prangte ein dicker schwarzer Punkt direkt in meinem Blickfeld. Auch ohne deutliches Sehen wusste ich, das diese Person im Hänger kein Freund von uns ist oder je werden würde. Ich wartete, bis ich deutlicher sehen konnte und  bestätigte meine Vermutung: ein Mann, der mir sofort unsympathisch war, lächelte mich hinterlistig und überlegen an. Er sah auch nicht gerade unordentlich und schmuddelig aus, sondern er trug eine helle Jeans und ein Jacket mit einem blauen Hemd. Um den Hals hatte er sich ein rotes Tuch gewickelt und er hatte strahlend weiße Turnschuhe an.

"Oh, sie an! Die Bleier-Schwestern! Na, Anne? Wie laufen die Forschungen, hm?", sagte er spöttisch.

Anne schwieg. Woher kannte er uns denn???

"Und was ist mit dir, Leonie? Wie fühlst du dich? Verlassen? Betrogen? Ausgenutzt?", die drei letzten Wörter flüsterte er nur und bewegte seine Lippen dabei deutlich mit.

Er strarrte mich an. Irgendetwas beunruhigte mich dabei sehr. Ich gab mir Mühe, ihn nicht anzusehen. Stattdessen sah ich Anne an. Ihr Gesicht lief rot an und ihre Augen funkelten zornig. Gleich würde Anne ausbrechen. Ich kannte diese Phase sehr gut, aber wenn sie gleich noch dunkelrot werden würde, dann gäbe es für sie kein Halten mehr. Ich hatte einmal und dann nie wieder mit ihrer Wut Bekanntschaft gemacht. Es war nicht sehr lustig für mich...

Er durchbohrte mich weiterhin mit seinem verstörenden Blick, sodass ich es nicht mehr aushielt und ihm ins Gesicht schauen musste. Promt wusste ich, was mich so beunruhigt hat: seine Augen!

Wenn man seine Augen ansah, schaute man in eine scheinbar endlose schwarze Leere. Seine Pupillen erinnerten an Tunnel! Endlose, schwarze Tunnel! Ein Schauer kroch meinen Rücken herab.

Ich sah meine Schwester skeptisch an. Oh, oh... es wird kritisch... Annes Gesicht hatte sich bereits dunkelrot gefärbt, ihre Hände zitterten und ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

Sie bleckte leicht ihre strahlend weißen Zähne.

"Oh, bist du nervös, meine Liebe? Warum denn nur? Möchtest du vielleicht ein paar Bonbons?!", sprach er, als würde er mit einem Kind reden. Nebenbei griff er in seine Jackentasche und holte eine Hand voll grüner Bonbons heraus. Provozierend hielt er sie uns hin.

Da geschah es: Anne sprang wutentbrannt auf, stürmte auf ihn zu. Zornig schlug sie ihm die kleinen Tabletten aus der Hand. Wie kleine Perlen kullerten sie im Wagen umher.

"WAS SOLL DAS??? LASS UNS SOFORT GEHEN!!", kreischte sie. Er hob abwehrend die Hände, verlor jedoch nicht die Ruhe.

"Na, na! Beherrsche dich, meine Liebe! Wir wollen doch nicht gewalttätig werden. Außerdem könnt ihr euch geehrt fühlen. Ihr seid im Zentrum unseres Unternehmens! Der Hauptleitungsstelle", tadelte er. Doch das machte Anne nur noch wütender: sie stieß mit voller Kraft gegen seine Brust, sodass er ein paar Schritte zurückwich und sich schnell wieder ausbalancierte.

"Anne, benimm dich doch!", sprach er wieder von Ruhe erfüllt. Er zupfte sich den Kragen seines Hemdes zurecht.

"Ich mache was ICH WILL", schrie sie. Ihre Augen funkelten gefährlich.

Er lachte hähmisch und lief ein paar Schritte auf sie zu, legt seinen Arm um sie und flüsterte ihr irgend etwas ins Ohr, worauf Annes Gesicht sich zu einer ängtlichen Miene verzog. Er ließ sie los, sie setzte sich still in eine Ecke und vergrub ihr Gesicht hinter einem Haarschleier.

Daraufhin lächelte der Mann mit den schwarzen Augen musterte nun mich und lächelte dann verschwörerisch und boshaft.

KatzenaugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt