Der Laster bog in eine scharfe Kurve und Anne und ich wurden herumgewirbelt.
Ich konnte immernoch nicht glauben, wo wir waren. Ich meine... London!! Alles lief falsch, falsch, falsch, falsch!!!Es kam mir so vor, als würde ich schon Ewigkeiten in dieser Sache mit drin stecken, dabei habe ich erst vor drei Tagen davon erfahren.
"Anne?", fragte ich nach einer Weile.
"Hm?"
"Hast du das vorhin wirklich ernst gemeint?"
"Was habe ich den ernst meinen sollen?", wollte sie wissen und sah mich ungläubig an.
"Na, das mit London... und Elias... alles halt...", stammelte ich.
Sie seufzte und nickte.
"Okay..."
Mein letztes Wort war nur leise dahin geflüstert. Eine Träne kullerte meine Wange hinab. Ich hatte ihm vertraut! Ich hab ihm verdammt nochmal alles erzählt und ihm alles geglaubt! . Ich hab ihm jedenfalls vertraut, diesem ...!!!
"Anne? Woher wusstest du das wir in London sind?", wollte ich wissen.
"Leo, hast du denn schon mal aus dem Fenster gesehen?!", meinte sie leicht pikiert.
"Wo ist denn hier bitteschön ein Fenster?!", fragte ich sie und ließ meinen Blick umher schweifen; dann sah ich ein Lichtfeld, das einzige im Laster. Ich folgte dem Strahl mit den Augen und entdeckte ein winziges Fenster. Neugierig stand ich auf und schaute hinaus. Ich entdeckte den Mann, welcher mich in der Fabrik festgehalten hatte. Er trug eine dunkelblaue Arbeitshose und ein graues, verwaschenes Shirt. Auf dem Kopf trug er ein grünes Basecap. Ich blickte an ihm vorbei und entdeckte... die... Towerbridge! Sie sah so wunderschön aus! Sie sah tausendmal besser als auf Fotos aus! Die Themse floss in zügigem Tempo durch die Stadt entlang und der Tower von London erstreckte sich zu meiner linken Seite.
Doch plötzlich wurde ich durch starkes Bremsen durch den Hänger geschleudert und knallte gegen eine Wand. Ich rieb mir den Kopf und ließ mich auf eine Kiste neben mir sinken.
Alle meine Fragen kamen wieder und schwirrten in meinen Gedanken umher.
Eine davon könnte ich nicht mehr zurückhalten und platzte heraus:"Anne, erzähl mir alles was du weißt! Wieso in aller Welt hast du diese Dinger erfunden? Warum?! "Sie seufzte.
"Ach, Leo. Das ist alles so verdammt kompliziert!"
"Ich bin sicher ich kann dir folgen!", erwiderte ich hartnäckig.
Sie seufzte wieder, begann jedoch mit erzählen:
"Ich hatte vor einiger Zeit eine Idee bekommen. Zu einem Experiment. Ich wollte prüfen, wie sich ein Stoff -ich erspare dir die Details- zu einem anderen verhält. Ich suchte nämlich nach einem Thema für mein Chemie- Referat und deshalb blieb ich zusammen mit meiner Lehrerin länger in der Schule. Ich probierte und experimentierte umher, während sie Aufsicht hatte. Plötzlich bekam sie einen Anruf und musste weg. Sie sagte, ich solle alles wegpacken und aufräumen. Normalerweise darf sie mich nicht allein lassen, aber sie vertraute mir und ich fing an, aufzuräumen bis mir ein Missgeschick geschah. Die Lehrerin ging und ich war allein. Ich war zu neugierig und musste den Stoff noch hinzufügen. Es ging nicht anders. Die zwölften Klassen hatten noch eine Säure im Raum gelagert, um sie beim nächsten Mal wieder zu benutzen. Sie war in vielen Reagenzgläsern gelagert. Jedenfalls kam es, wie es kommen musste. Ich balancierte einen Stoff -der in Tablettenform gepresst war man nicht unbedingt anfassen sollte- mit meiner Zange umher, um ihn in meine Stoffzusammenstellung zu geben. Mein Stoff stand übrigens irgendwo zwischen den der zwölften Klassen. Da kam es, wie es kommen musste: durchs geöffnete Fenster strömte auf einmal ein kräftiger Windstoß ins Labor und ließ meine Unterlagen wild umher fliegen. Ich eilte zum Fenster und schloss es schnell. Dann sammelte ich meine Sachen wieder zusammen, die im ganzen Zimmer verstreut lagen. Als ich endlich alles beisammen hatte, nahm ich die Zange mit der Tablette wieder in die Hand. Tja, ich hab vergessen, welches Glas nun mein Glas war und ließ sie schließlich auf Teufel komm 'raus irgendwo hinein plumpsen.Na ja, wie es der Zufall wollte, habe ich das faslche Reagenzglas genommen..."Ich wartete geduldig.
"Ich kippte dann verschiedene Flüssigkeiten zusammen, weil ich ja dachte, es sei mein Glas. Ich wurde misstrauisch, als die Flüssigkeit zu brodeln begann. Als sie dann aber immer mehr blubberte, suchte ich nach solch einem Stoff im Internet, fand aber keinen, der mit diesem übereinstimmte. Als sie sich dann auch noch erst rot, dann gelb, dann weiß, dann lila und schließlich giftgrün färbte, war ich mir sicher, dass es ein neuer Stoff war, denn niemand vorher entwickelt hatte. Ich inspizierte die Flüssigkeit gründlich und laut meiner Tests musste sie wahrscheinlich etwas besonderes und zu irgendetwas einzigartigem instande sein. Ich war ganz begeistert von allem und wurde leichtsinnig, als ein Mann in schwarzem Kittel und schwer erkennbarem Gesicht ins Labor kam. Er sagte er sein ein Wissenschaftler und habe vom Chemielehrer erfahren, wo man mich finden könne. Ich vertraute ihm und erklärte ihm alles. Ich gab ihm sogar meine E-mail-Adresse. Ich weiß. Blöd. Doch dann schnappte er sich das Glas und rannte weg. Glücklicherweise hatte ich bereits eine Pipette voll davon abgenommen und aufbewahrt. Die habe ich untersucht und herausgefunden, dass man vielleicht dadurch die medizinischen Fortschritte erweitern könnte. Ich habe es zu einer Universität dafür gebracht, um sie forschen zu lassen. Denn so weit bin ich noch nicht, dass ich ihn mit den Mitteln der Uni analysieren könnte. Noch nicht..."
BUMM! BUMM! BUMM!
Jemand klopfte mit voller Kraft an die Türen des LKWs. Ich zuckte zusammen.
BUMM! BUMM! BUMM!
Da war es schon wieder! Auch Anne fuhr vor Schreck zusammen. Ich kauerte mich zu ihr und duckte mich.
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Katzenaugen
FantasiKlackernde Absätze auf dem Asphalt. Eine sprechende Frau. Leonies Füße bewegen sich wie von allein zum Fenster. Draußen, unter der strahlenden Straßenlaterne, telefoniert eine Frau. Sie dreht sich um. Doch gerade als Leonie sich verstecken wollte, k...