Geschockt sah Elias uns an. "Sie haben uns.", wisperte er nur und ließ sich auf einen Stuhl sinken. "Sie haben uns gefunden." Er schüttelte den Kopf und sagte: "Grün, leuchtend, gruselig ."
"Katzenaugen.", flüsterte Alia und ich nickte. Sie schaute ebenfalls aus dem Fenster. "Sie werden uns mitnehmen. Wir müssen uns verstecken!", meinte Elias geschockt. "Nein, keine Panik. Die dort unten tun euch nichts. Sie sind hier, um mich im Auge zu behalten, damit ich keinen Kontakt zu anderen Menschen habe, die von den Tabletten nichts wissen. Die beiden stehen jeden Abend hier. Anfangs fand ich es genauso schlimm, ständig beobachtet zu werden aber jetzt habe ich ich damit abgefunden." - "Aber ... du hast doch etwas ausgeplaudert, nämlich an uns." Sie winkte ab. "Sie kommen erst ab acht Uhr hierher, da würde nämlich meine Schicht enden. Ich bin aber früher gegangen, ich bin schließlich schlimm gestürzt. Wahrscheinlich ist die Nachricht meiner früheren Heimkehr zu spät zu meinen Aufpassern durchgedrungen. Also keine Panik. Sie wissen nicht, dass ihr hier seid."
"Alia?", fragte ich zögerlich. "Ja?" Sie schaute mich abwartend an. "Wieso kannst du eigentlich so gut Deutsch sprechen? Du bist schließlich in London aufgewachsen."-"Meine Mutter war Deutsche. Zuhause haben wir sowohl Deutsch als auch Englisch gesprochen."
"Also ich würde sagen, wir gehen ins Bett." Wir schauten sie abwartend an, als sie einen Schluck Cola trank. "Naja, und in der Nacht begeben wir uns auf die Suche nach deiner Freundin. So gegen um drei, halb vier. Da sind meist nur wenige Wachen auf dem Gelände. Gegen dreiviertel vier sind wir dann in der Fabrik. Dort checken wir die Lage aus. Welche Wachen, wie viele Hunde, alles sowas was. Dann, gegen um vier, brechen wir in die Fabrik ein und suchen Sophie. Und dann sehen wir weiter."
"Apropos Schlafen. Wir müssen Amy noch zu Oma bringen!", meinte Elias schnell.
Ich ging in ihr Schlafzimmer und hob sie aus dem Bett. In weiche Decken eingewickelt trug ich das schlafende Kind in die Küche und überreichte es Elias. "Danke Leo." Er lächelte während ich sie in seine Arme legte. Lässig zog er sein Handy aus der Hosentasche und schrieb eine SMS. Er schaute aus dem Fenster in die tiefschwarze Nacht.. Es regnete noch immer in Strömen. Plötzlich packte Alia ihn an der Schulter und zog ihn ruckartig zurück. "Elias! Dort draußen sind immer noch die beiden Frauen, die uns beobachten!" Mist! Hoffentlich haben die nichts gesehen.
Alia schnappte sich einen langen Mantel und zog in sich über. Elias reichte sie einen Hut, den er sich tief ins Gesicht zog. "Leo, du wartest hier. Wir sind bald zurück." Zum Abschied winkten die beiden mir flüchtig und schon ging die Tür zu. Ich war allein.
Ich beschloss, eine von Alias Modezeitschriften zu lesen. Mit der "InStyle" machte ich es mir auf ihrer Couch bequem. Nach etwa zehn Minuten klingelte es plötzlich an der Tür. Ich zuckte zusammen. Wer war das bloß? Ängstlich tappte ich auf die Tür zu. Ich nahm den Hörer der Sprechanlage ab und sagte mit zittriger Stimme: "Hallo?" Stille. "W-wer ist da?" Ich versuchte, meiner Stimme mehr Selbstvertrauen und Stärke zu verleihen. "Wer ist da?!" Ich vernahm ein Atemgeräusch von der anderen Seite der Anlage. Dann knallte es. Vor Schreck ließ ich den Hörer fallen. Einige Sekunden später klopfte es an der Tür direkt vor mir. Vorsichtig schaute ich durch den kleinen Türspion.... ich wusste es. Die Katzenaugen. Blitzschnell rannte ich zu Alias Kleiderschrank. Ich kramte mir einen dicken Pulli und eine Jogginghose heraus, zog es an und huschte ins Badezimmer. Meine Haare wickelte ich in ein Handtuch, um meine Haarfarbe zu verdecken. Dann öffnete ich langsam die Tür. "Hallo! Was macht ihr denn hier?" Ich versuchte, mit kratziger Stimme zu sprechen und jeglichen Blickkontakt zu meiden. Dann hustete ich gekünstelt, um eine Erkältung zu simulieren. "Was ist mit deiner Stimme los?! Sie klingt anders als sonst.", sagte eine der Frauen kalt. "Ich bin krank.", ich hustete noch einmal. "Bist du allein?" Ich nickte schnell. "Mit wem hast du dann geredet? Wir haben Stimmen gehört." Was sollte ich bloß darauf antworten? "Äh, ich habe einen Film geschaut. Es war mein Lieblingsfilm. Deswegen habe ich mitgesprochen." Sie musterten mich ungläubig. Dann stießen sie mich zur Seite und liefen in die Wohnung, geradewegs ins Wohnzimmer. "Welchen Film?", wollten sie wissen. "Ähhh..." Ich folgte ihnen flink und suchte nach Alias DVDs. Ich nannte ihnen den erstbesten Filmtitel, den ich lesen konnte. "Achso. Also gut. Aber vergiss nicht: Wir haben dich im Auge. Komm, Meg. Wir gehen." Beide warfen mir einen bösen Blick zu, bevor sie endlich wieder die Tür hinter sich geschlossen hatten. Dann atmete ich tief aus und ließ mich zu Boden sinken. Ich blieb eine Weile sitzen, bis schließlich Alia und Elias zurück kehrten. Als sie mich entdeckten, sahen sie einerseits geschockt andererseits aber auch amüsiert aus. "Was ist passiert?", fragte Elias.
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Katzenaugen
FantasyKlackernde Absätze auf dem Asphalt. Eine sprechende Frau. Leonies Füße bewegen sich wie von allein zum Fenster. Draußen, unter der strahlenden Straßenlaterne, telefoniert eine Frau. Sie dreht sich um. Doch gerade als Leonie sich verstecken wollte, k...