Alia schwieg eine lange Zeit. Dann lief sie zu dem großen Schrank und nahm eine Art Notizbuch aus einer Schublade. Ohne es uns zu zeigen, steckte sie es in ihre Handtasche, bevor sie uns wieder anschaute.
"Also, ich nehme an, ihr habt Hunger. Kommt doch mit zu mir nach Hause und stärkt euch. Hier können wir nicht ewig bleiben. Zuhause kann ich euch mehr erzählen.", sagte sie, stand auf, nahm uns beide am Handgelenk und zog uns mit sich. "Warte." Ich blieb stehen. "Woher wissen wir, dass wir dir vertrauen können? Wie sollen wir uns sicher sein, dass dies keine Falle ist?" Stille. "Vertraut mir. Ich bin schon immer unfreiwilliges Mitglied gewesen. Unsere Eltern sind tot, Ellie und ich brauchten Geld, weil ..." Ich fiel ihr schnell ins Wort: "Ellie?"-"Meine Schwester. Das ist ihr richtiger Name. Das erkläre ich euch später, bitte glaubt mir. Ich will doch nur meine Schwester retten! Dazu brauche ich Hilfe! Ihr wollt doch auch Sophie helfen oder nicht?" Ich nickte und zweifelte nun nicht mehr an ihrer Vertrauenswürdigkeit. "Lasst uns gehen." Flüsterte ich und lächelte.
Wir traten aus dem Zimmer, doch plötzlich piepste Elias' Handy. Genervt zog er es aus seiner Hosenstasche. Er seufzte. "Was ist los?", wollte ich wissen. "Ich muss heute auf meine kleine Schwester aufpassen. Meine Eltern fahren kurzfristig zu Freunden. Abends kann ich sie zu meiner Oma bringen, die ist aber noch nicht zuhause. Das heißt sie bleibt bei mir bis heute Abend um elf.", erklärte Elias. "Sie ist zwei.", seufzte er. Ich legte meinen Arm um seine Schulter und sagte: "Wir schaffen das." Auch Alia wollte ihm helfen."Genau! Nun kommt schon. ", meinte sie und schob uns voran. Vorher checkte sie die Lage im Hof. Sie griff nach ihre Tasche und rannte zum Tor. Wir beeilten uns und schlängelten uns aus dem Gelände. Sie wies uns den Weg zu ihrem Auto, doch wir stiegen noch nicht ein. Wir mussten schließlich noch unsere Fahrräder holen. "Kein Ding, packen wir in den Kofferraum.", sagte sie und öffnete ihn. Schnell stapelten wir die Räder übereinander und stiegen ein. Elias vorne, ich hinten. Alia brauste in ihrem cremeweißen Auto los. "Äh, Alia?", fragte ich vorsichtig "Wie alt bist du?" Alia lachte: "19. Wieso?" Ich stutzte. Ich hatte sie auf 16 geschätzt. "Nur so, nur so...", wiegelte ich ab und schwieg verlegen. Wir fuhren nur ungefähr zehn Minuten, dann hielten wir vor einem gelben Wohnblock, der mit hellblauen Balkons und Terassen beschmückt war. Sie zog einen silbernen Schlüssel aus der Tasche und schloss auf. Wir liefen im Treppenhaus bis ins oberste Stockwerk hinauf, dann traten wir durch die Tür in Alias Wohnung ein. "Äh Leo, Elias und ich fahren seine Schwester holen. Du wartest hier, okay?", fragte Alia. Ich nickte und winkte. Schon schloss sich die Tür und ich war allein.
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Katzenaugen
FantasyKlackernde Absätze auf dem Asphalt. Eine sprechende Frau. Leonies Füße bewegen sich wie von allein zum Fenster. Draußen, unter der strahlenden Straßenlaterne, telefoniert eine Frau. Sie dreht sich um. Doch gerade als Leonie sich verstecken wollte, k...