1. Kapitel

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Ich schaute aus dem Fenster und die Sonne blendete in meinen Augen. Es war ein warmer, sonniger Sommertag! Wieso sitze ich eigentlich noch hier? dachte ich und schrieb an Sophie, meine beste Freundin:

„Hi Sophie! Hast du Lust ins Freibad zu gehen? Leo♡"

5 Minuten später bekam ich eine Antwort:

„Hallo Leo! Geht klar! Bis gleich!", schrieb Sophie.
Ich packte meinen Bikini, ein Handtuch und etwas Geld in meine Badetasche. Dann ging ich in das Zimmer meiner Schwester und verabschiedete mich. Sie saß am Schreibtisch und blätterte in ihrem Chemie-Buch. „Ja ist gut", sagte Anne und deutete auf ihr Buch. "Ich habe ja noch ein bisschen zutun. Bis nachher!" Ich schnappte mir meine Sonnenbrille und fuhr mit dem Fahrrad Richtung Schwimmbad. Als ich angekommen war, sah ich schon Sophie, die ebenfalls eine Sonnenbrille trug und mir fröhlich winkte. Wir bezahlten, zogen uns um und sprangen gemeinsam ins kühle Wasser. Die angenehme Kühle des Wasser ließ mich kurz zusammen zucken. Ich hatte die ganze Zeit über ein mulmiges Gefühl im Bauch ,  da uns eine Frau mit langen, braunen Haaren ständig verfolgte.
Wir gingen zum Kiosk, sie folgte uns. Wir sprangen ins Wasser.
Sie kletterte ein paar Augenblicke später ebenfalls ins Becken. 

Sonderbar war ausserdem, das man ihr nie direkt ins Gesicht schauen konnte. Entweder sie schaute bewusst weg oder sie zog ihren Hut noch tiefer über ihre dunkle Sonnenbrille. Außerdem wechselte sie mit niemandem ein Wort, sondern saß einfach stumm da, lächelte nicht und schien, zu warten.

„Bis morgen Leo! Hat echt Spaß gemacht!", rief meine Freundin und umarmte mich. „Fand ich auch! Bis morgen!", verabschiedete ich mich und fuhr nach Hause.

Als ich zur Tür hinein kam erwartete mich Mama schon: „Hallo Leonie! Wie war es im Bad? Hattet ihr Spaß?"" „Ja, es war cool.",  bestätigte ich.
„Aber wo hast du deine Schwester gelassen?", fragte sie.
„Äh, was?", stotterte ich verwirrt. Doch in dem Moment ging die Tür auf und meine Schwester Anne betrat mit geröteten, verheulten Augen das Zimmer. Was hatte sie bloß? Jedes Mal verließ sie das Haus, ohne auch nur einen Ton zu sagen. Wenn sie dann später mies gelaunt und gestresst wieder kommt, verschweigt sie auch, wo sie sich aufgehalten hatte. Das geht nun Schon ein halbes Jahr so. So langsam mache ich mir Sorgen. Meine Eltern jedoch stört das Verhalten nicht. Sie meinen, Anne sei alt genug, um alleine mit Problemen fertig zu werden.


Anne zog mich in ihr Zimmer und schloss die Tür.
"Hör zu, ich ..." Ein schriller Piepton unterbrach sie. Sofort zückte sie ihr Handy und verdrehte die Augen. "Sorry, ich muss noch mal weg. Wird nicht lange dauern..." Sie wollte schon kehrt machen, da hielt ich sie am Arm fest. "Warte! Wo willst du nun schon wieder hin? Und was wolltest du mir sagen?" Sie schwieg kurz, starrte betreten zu Boden. Dann schaute sie mir wieder in die Augen. "Lilia brauch Hilfe bei den Physikaufgaben. Sind zwar total einfach, aber ich will mal nicht so sein. In zwanzig Minuten bin ich spätestens wieder da." Schon riss sie sich los und stürmte die Treppe hinunter.

Als sie weg War, konnte ich meinen Blick jedoch nicht von ihrem Computers abwenden. Wie gebannt legte ich meinen Finger auf den Einschaltknopf, übte leichten Druck aus und schon leuchtete der Bildschirm auf.
Ich wusste,  ich darf  ihre Mails nicht lesen, tat es aber trotzdem, in der Hoffnung, Antworten zu bekommen.

Ich entdeckte eine E-Mail:

Von: GM.0208@hc.net

An: anne.bleier@world.net

Betreff: Treffen

_________________________

19.07. 16:15 Uhr, Alte Allee 19

Hm,... was hatte das zu bedeuten? Wieso bekam Anne Mails von irgendeinem GM. 0208? Vielleicht hatte sie einen geheimen Verehrer? Oder sogar Freund? Ich musste der Sache auf den Grund gehen! Zum Glück war morgen Samstag, deswegen konnte ich gleich morgen früh zu dieser Alten Allee 19 gehen. Als ich das Zimmer verlassen wollte, entdeckte ich eine Geschenkbox. Wie gebannt ging ich auf sie zu und legte die Hand auf sie. Ich wollte unbedingt wissen, was sich darin befand und öffnete schließlich den Deckel. Ich konnte ein hochwertiges Parfum erkennen. Langsam hob ich es aus der Packung und betrachte es aufmerksam. Dann sprühte ich es auf mein Handgelenk. Es fühlte sich erst ziemlich kalt auf der Haut an, das Gefühl wechselte jedoch zu einer unangenehmen Wärme, sodass es nahezu auf der Haut brannte. Schnell legte ich es zurück.

Ich wartete. 10 Minuten. 20 Minuten. 30 Minuten. Schließlich verging eine ganze Stunde, ohne jegliche Spur von Anne. Sie machte mir große Sorgen...

In der Nacht wurde ich wach, weil ich draußen Schritte auf dem Asphalt hören konnte. Dann bemerkte ich ein Handy klingeln und eine Stimme. Leider konnte ich sie  nicht verstehen, weil mein Fenster geschlossen war.

Leise tappte ich im Dunkeln umher und bewegte mich zum Fenster. Ich musste aufpassen, dass ich nicht ausversehen den Lichtschalter betätigte, jener sich gleich neben dem Fenster befand. Ich lauschte vorsichtig. Dummerweise verstand ich nur ein paar Wortfetzen: "Ja ... Tabletten ... Scheiße! ...    Die auch? ... Experiment ... morgen? ... Okay" 

Was sollte das bedeuten? Das nächste Wort raubte mir den Atem. „Anne Bleier", hatte die Frau gesagt. Da kam meine Katze Chocolate durch die Tür spaziert und umkreiste meine nackten Beine. „Chocolate! Verschwinde! Ab!", flüsterte ich  energisch. Doch beim Versuch die Katze mithilfe meiner Füße wegzuschieben, stolperte ich über sie, verlor mein Gleichgewicht und fiel, mit den Armen rudernd, hin.

Doch leider drückte ich mit dem Rücken auf den Lichtschalter und mein Zimmer wurde hell erleuchtet. Ein leiser Schrei meinerseits zuckte durchs Zimmer. 

Die Frau musste es gemerkt haben, denn das Gespräch verstummte. Schnell schaltete ich das Licht wieder aus und lugte durchs Fenster. Ich erschrak plötzlich und musste meinen Mund zu halten, damit ich nicht erneut schrie. Ich sah ein zweites Mal durchs Fenster, um sicher zu gehen, dass ich mich nicht verguckt habe. Doch ich sah das gleiche Bild. Die Frau starrte mich aus hellen, giftgrünen Augen an. Sie hatten die Form eines Katzenauges.

KatzenaugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt