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»Hey.«

Vincent wurde wach, als jemand an ihm rüttelte und ihn flüsternd an-heyte.

Er gab ein Stöhnen von sich und blinzelte, wobei er gleich erschrak und mit seinem Kopf gegen Dags Kürbis knallte, der sich genau über ihn befand. »Au. Was ... was machst du hier?«

Der Lockenkopf rieb seine Stirn und lachte. »Fuck, hast du 'nen harten Schädel.« Er lispelte ein wenig.

Vincent setzte sich auf und schaltete das Licht seitlich befindend an. Sofort wurden Dags Augen zu Schlitzen, bevor er sich an die Helligkeit gewöhnte. »Du bist ... wiedergekommen?« , meinte Vincent fragend zu ihm, weil er irgendwie nicht mehr damit gerechnet hatte, nachdem dieser den ganzen Tag sich nicht hatte blicken lassen.

»Klar. Du warst ... nett.« Ohne Scham setzte dieser sich erneut ungefragt auf dessen Bett und lächelte ihn an. »Kannst du mir jetzt die Musik zeigen?«

»Du meinst ... ich soll etwas spielen?« , fragte er.

»Ja genau.« , antwortete Dag. »Spielen.«

»Meine ... meine Eltern schlafen.«

»Schon wieder?«

Ja, was dachte er denn? Das seine alten Herrschaften sonst drei Tage wach waren? Von Freitag bis Montag?

»Ja. Es ist ... Nacht.« Vincent zeigte auf sein Fenster und der Lockenkopf stand auf, um hinaus sehen zu können. Mit einem irgendwie traurigen Blick sah er nach draußen. Zumindest deutete Vincent dessen Mimik so. »Du musst ... vorbeikommen, wenn's hell ist.«

»Das geht nicht.«

»Warum nicht?« Dag drehte sich wieder zu ihm um und sprang irgendwie sehr schnell zurück aufs Bett, wo er sich dieses Mal auf den Rücken legte und seine Füße gen Vincent streckte. Abermals bemerkte dieser den Lehm. »Sach ma', hast du denn keine Schuhe?«

»Was ist das?«

»Na ... für deine Füße.«

Dag schüttelte den Kopf. »Nein.«

Vincent schob dessen Mauken von seiner Matratze. »Kannst du sie nicht waschen, bevor du hier antanzt?«

»Nein.« , gab dieser gelassen von sich und setzte sich wieder in den Schneidersitz.

Vincent konnte derweil nur noch daran denken, wie er seiner Mutter den Dreck im Bett erklären sollte ... als ihm urplötzlich Dags Verschwinden unter seiner Flohkiste aufs Neue eingefallen war. »Wie bist du ... abgefegt?«

»Was?« Dag legte den Kopf schräg. In etwa wie ein Hündchen, das noch Kommandos lernen sollte.

»Du bist unter mein Bett geklettert, und dann warst du weg.« , gab er als Erklärung an und gestikulierte dabei auch wie wild mit den Händen herum.

»Ja. Ich musste gehen.«

»Du bist aber nicht gegangen. Du warst weg.«

Dag nickte. »Ja.«

»Wohin?« Vincent wurde ein wenig lauter und hoffte sofort, er hätte seine Eltern nicht geweckt.

»Nach ... Hause.«

»Du bist unter mein Bett gerutscht. Unter mein Bett. Verstehst du?«

Dag nickte ein weiteres Mal. »Ja. Ich weiß.«

»Aber ... du warst weg.«

»Ja.«

Vincent blinzelte ihn verständnislos an. Machte Dag das extra?

»Wohin bist du verschwunden?« , begann er von vorn.

»Nach Hause.« , sagte dieser noch einmal, als würde es dann verständlicher sein.

»Du wohnst doch nicht unter meinem Bett.« Vincent lachte.

»Doch.«

»Was?« Sein Lachen verstummte.

Dag stand auf und ging in die Hocke. »Da unten.«

»Aber ... was?« Vincent stellte sich nun auf gleiche Weise auf seine nackten Füße und hockte sich neben Dag. »Du kannst nicht da unten wohnen. Oder kannst du dich unsichtbar machen?«

Der Lockenkopf lachte und ließ sich auf den Po fallen. »Nein. Natürlich nicht.«

»Du warst aber weg.«

»Weil ich nach Hause gegangen bin.«

»Okay. Ich spiel' mit.« , sagte Vincent und Dag huschte plötzlich zappelig schnell auf die Beine, um die Gitarre zu holen, die er unter der Voraussetzung dem Großen übergab.

»Dann spiel'.«

»Was?« Vincent legte diese neben sich. »Ich meinte ... ich versuche, dem einen Glauben zu schenken, was du da halt ... faselst.«

»Du spielst nicht?« Dag sah geknickt aus.

»Nein, dafür musst du tagsüber vorbeikommen.«

»Aber das geht nicht.«

»Und wieso nicht.«

»Weil ich dann nicht durch darf.«

»Durch was?«

Dag zeigte unters Bett. »Dann ist es nicht geöffnet. Nur nachts. Sobald es dunkel ist.«

»Was ist nicht geöffnet?«

»Mein zu Hause.«

Vincent wurde das zu viel. Er verrutschte sein Bett mit Krafteinsatz und trampelte auf dem Boden herum, der sich davor darunter befunden hatte. »Schau. Da ist nichts.«

Dag lachte. »Natürlich geht das nicht. Das ist nicht dein zu Hause.«

»Das heißt ich kann nicht ... rein?«

»Doch.« Dag stand auf und nahm ihn an die Hand. »Aber da ist es nicht schön.«

Er zog ihn wieder zum Boden und rutschte darunter, wo sich das Bett nun befand.

»Warte. Aber es ist doch hier.« , meinte der Große und zeigte auf die freie Stelle.

»Nein. Du hast es verrutscht.« Dag grinste, kletterte runter und Vincent bemerkte bereits, wie er an dessen Hand hinabgezogen wurde und ... fiel.

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now