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... und landete.

Vincent war nicht tief gefallen und war unsanft auf einen harten Untergrund gestoßen. Es war dunkel und eine Treppe führte hinab.

Automatisch sah er hinauf, doch auch da war nur Schwärze.

»Dag?«

»Hey. Ich bin hier.« Er nahm ihn erneut an die Hand und half ihm auf die Beine.

»Wo ... wo sind wir?«

»Zu Hause.«

»Du wohnst auf 'ner Treppe? Unter meinem Bett? In meinem ...« Er sah sich erneut in der Dunkelheit um. »Wo sind wir?«

»Nein. Also ... ich wohn' nicht direkt hier. Aber ... hier sitz' ich manchmal und dann habe ich ... Musik gehört. Deine. Ich bin weggelaufen vor ein paar anderen, mit denen ich Stress hatte. Ich hab' dann den Ausstieg genommen, und ... ja seitdem komm' ich her, und ... lausche.«

»Du ... du beobachtest mich?«

»Ich lausche.« , wiederholte er. »Ich kann dich nur sehen, sobald ich durchgehe.«

»Und ... wie oft hast du mich ... nachts schon beobachtet?«

Dag verzog sein Gesicht, als würde er nachdenken. »Hmm. Weiß nich' mehr.«

Ein wenig gruselte Vincent der Gedanke. »Das ist unheimlich.«

Der Lockenkopf lachte. »Ja, dafür bin ich ja da. Das ist normal.«

»Wofür bist du da?«

»Menschen zu erschrecken.«

»Aber ... was?«

»Ja, aber ich wollt' dich nicht erschrecken. Ich hab' das Ding gesucht, das Musik macht, wenn ich oben war.«

»Warte. Stopp. Was ... wovon sprichst du?«

»Das Ding. Du weißt doch. Du wolltest ...«

»Nein, das habe ich verstanden. Ich meinte, ... Menschen zu erschrecken.«

Dag nickte. Mittlerweile hatten Vincents Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt. »Ja. Aber ich hab's bei dir doch nicht getan. Oder hast du Angst? Wenn ja, ist das normal. Das kann passieren, weißt du?!«

»Nein. Ich ... ich hab' keine Angst vor dir.«

Sofort lächelte der Gelockte. »Danke.«

»Ehm ... Bitte.« , sprach er. »Aber ... was bedeutet das?«

»Danke ist eine ...«

»Nein. Du ... du sagtest, Menschen erschrecken.«

»Ja, aber das mache ich doch nicht bei dir.«

»Ja. Ja. Ja. Aber ...«

Wiederholt nahm Dag ihn an die Hand. »Komm schon.«

Vincent wurde von ihm wie gehabt mitgezogen. Immer tiefer, bis sie eine Türe erreichten. »Hier ... also ... dadrin wohnst du?«

»Nicht direkt.« , gab er wieder an und öffnete diese.

Es blieb dunkel, aber da Vincents Augen sich mittlerweile dran gewöhnt hatten, war es nicht so schlimm. Er erkannte einige Dinge. Es sah aus, wie ein ... Obdachlosenviertel. Keine Ahnung, wie er es sonst hätte beschreiben sollen.

Sporadische Zelte aus verdreckten löchrigen Laken gebaut, befanden sich an jeder Ecke. Es sah ... unschön aus. Dag ging zu einem Lager und schob da ein wenig beiseite. »Hier is' meins.« , sprach er und Vincent linste hinein.

Miniklein. Gerade mal platz, um sich mit herangezogenen Beinen hinzulegen. »Hier wohnst du?«

Dag sah verlegen aus, als würde er sich tatsächlich schämen. »Ich hab' gesagt, es ist nicht schön.«

»Nein, es ist ... also ... okay. Ich hab' nur ... ich wollt' dich nicht runterziehen, also ...«

»Nein, ist schon okay. Du hast es besser.« Seine Füße vergruben sich fast in dem schlamm-artigen Untergrund.

Vincent hatte ein schlechtes Gefühl. »Sollen wir ... wieder zu mir?«

»Machst du dann ... Musik?«

»Nein, aber ... ich kann dir Musik zeigen. Mit Kopfhörer.«

»Kopfhörer.« , wiederholte er.

»Ja. Kopfhörer.«

»Okay.« Er lächelte.

Waren sie zuvor mutterseelenallein auf diesem Platz, kam plötzlich ein Kerl, wie ein Schrank an ihnen vorbei. »Dag, du sollst doch nicht herkommen.« , brummte dieser. Vincent erschrak schon von seiner irgendwie angsteinflößenden Gestalt und diese Stimme, welche er besaß.

»Ja, ich bin auch wieder weg.«

»Ist das ein Mensch?« Er betrachtete Vincent von Kopf bis Fuß und rümpfte diese Nase.

»Nein, das ist ... Vin ... ehm ja Vin.«

»Woher kommst du Vin?«

Dag stellte sich vor ihn. »Er ... er versteht nicht deine Sprache. Er ist von ... weiter weg.«

»Er riecht wie ein Mensch.«

Vincent schnüffelte unbemerkt an sich. Wie roch man denn menschlich? Und ... wie roch dann ... er?

»Ja, er ... er ... du kennst das doch selbst, manche fassen einen an.« , stammelte Dag.

»Hmm.« Der Kerl blickte weiter auf den Menschen und schlurfte dann zu einem anderen Zelt durch den Matsch hindurch.

»Wer ... war das?« , fragte Vincent, als er Dag wiederum folgte.

»Gor.« , antwortete er.

»Und ... was ist Gor, wenn ich ... menschlich rieche?« Er zögerte ein wenig, diese Frage zu stellen, aber seine Neugier war zu groß.

»Ein Boogeyman natürlich.«

»Ein Boogeyman?«

»Ja.« Dag öffnete die Türe zur Treppe und erst jetzt bemerkte Vincent, dass sich hier eine Türe neben der Nächsten befand.

Doch bevor er sich damit befasste, wollte er führend eine richtige Antwort von dem Lockenkopf haben. »Er ist kein Mensch? Aber er sieht aus wie ein Mensch.«

Dag lachte. »Ja, ich doch auch.«

»Aber ... was bis'n du?«

»Auch.«

»Auch was?« Er stellte sich nicht gerne dumm. Aber er wollte es unbedingt aus seinem Mund hören.

»Ein Boogeyman.«

»Boogey ... Man?«

»Ja.«

Vincent bemerkte, dass Dag es wohl wieder unangenehm war und er anscheinend Angst vor seiner Reaktion hatte, weshalb er ihm beweisen wollte, dass dem nicht so war. »Du bist eher ein Boogeyboy, aber noch kein Man.« , witzelte er aus diesem Grund heraus.

Dag lachte ... und Vincent freute sich darüber.

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now