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»Hör zu, du bleibst genau hier. Nirgendwo anders gehst du hin. Ich bin sofort wieder da.« Vincent zeigte auf das Fenster, um Dag zu signalisieren, das er von dort wie gehabt zu ihm stoßen würde.

Sein Plan war einfach.

Er wollte umstandslos dasselbe Szenario wie den gestrigen Tag abziehen. So machen, als würde er zum Klavierunterricht gehen, doch im Grunde wieder zurück ins Haus klettern.

Dag hatte bei ihm auf der Couch geratzt, vorher hatte er jedoch mit Wonne den Sonnenaufgang genossen. Viel Schlaf war also nicht drin gewesen, dennoch hatte Vincent heute vor, ihm Berlin zu zeigen.

Er wollte unbedingt die Tage auskosten und ihm etwas schenken. Auf dem Weg nach unten, kam ihm wieder kurz der Gedanke auf, wieso es so war, dass er ihm von Angang an vertraute. Schließlich war dieser einfach in seinem Zimmer erschienen. Doch ... es war tatsächlich so, als wären sie keine Fremde. Seltsam ... aber schön.

»Wie lang' hast du heute?« , fragte seine Mutter, als er an der Küche vorbeiging.

Vincent überlegte, welcher Tag überhaupt war. Hatte er heut nicht die Doppelstunde? »Ehm ... das weiß ich nicht genau. Das ... das werden wir spontan entscheiden.« , fiel ihm irgendwie schnell als Notlösung ein.

Seine Mutter nickte ihm zu und gab ihm Geld in die Hand. »Hol' dir beim Bäcker bitte etwas Anständiges.«

»Ja, mach' ich.« Er eilte nach draußen und schaute, mehrmals nach allen Seiten eh er seitlich des Hauses huschte und seine nicht eleganten Kletterkünste bewies, um wieder nach oben zu gelangen. Dort fiel er jedoch fast hinab, als Dag ihn auf dem Vordach schon begrüßte. »Ooooh. Hey.«

Der Lockenkopf hielt ihn fest. »Pass auf.«

»Was sitzt du denn hier?«

»Ich wollte auf dich warten.« Gemeinsam kletterte er mit ihm wieder ins Innere.

»Wir müssen warten, bis auch meine Mutter weg ist. Erst dann können wir raus.« , sprach Vincent leise und schloss seine Türe ab, eh er sich mit Dag auf den Boden setzte. »Jetzt ... ehm erzähl' ma'. Du sagtest, du bist ein Monster, aber du siehst aus, wie ein stinknormaler Junge. Wie ...?«

»Ich bin ein schwarzer Mann.«

»Junge.« , korrigierte Vincent ihn. »Wir sind im selben Alter, würde ich sagen.«

»Ich bin älter. Viel viel älter.«

»Aber du siehst aus wie ein Junge.«

»Menschen gibt's auch in verschiedenen ... und ... ehm ... es kommt drauf an, wie viele du in Angst und Schrecken versetzt. Umso mehr ... desto ... kräftiger, und ... man ... reift dadurch.«

»Ja, okay verstanden, aber ... kommen wir zurück zum Wesentlichen. Du ... siehst nicht aus wie ein Monster.«

»Boogeyman. Schwarzer Mann. Im Dunkeln und wenn ich das will, kann ich halt als Schattengestalt umherwandern, um die Menschen zu erschrecken.«

»Das hast du bei mir nicht getan.« , drückte Vincent als Erinnerung aus.

»Nein, das sagte ich doch bereits. Ich war nicht darauf aus, dich zu erschrecken.«

Dennoch war er jetzt ... von Neugier erfüllt. »Zeig mal.« , sprach er zu Dag. Dieser lachte und Vincent hielt ihm schnell den Mund zu. »Pscht. Leise. Meine Mutter.«

»Ja. Sorry.« , entschuldigte er sich und redete auch direkt weiter. »Ich kann's dir nicht zeigen. Ich bin ein Tagler gerade.«

»Ein Tagler?«

»Einer, der bei Tag herumrennt.«

»Daywalker. Wie ... Blade.«

»Wie was?« , erkundigte er sich.

Vincent fiel ein, dass er ja gar keine Filme kannte. »Das ist ... ein Vampir. Also der ist fiktiv. Nicht echt. Und der kann bei Tag herumrennen.«

»Ich bin kein Vampir.« , erinnerte Dag ihn.

»Ja, ich weiß, aber ... egal.«

»Ich zeig's dir ein andermal, wenn wieder alles ... anders ist.«

Vincent bemerkte den wehmutsvollen Klang in Dags Stimme. »Ich hab' noch vier Wünsche. Ich werde es wiederholen. Das verspreche ich dir.«

»Ja. Warten wir mal ab.«

»Was meinst du?«

»Na ja ... egal.«

»Nein sag.«

Dag stand auf und ging ans Fenster. »Es ist schön, hier zu sein, und ... was du für mich tust, aber ... so etwas hat noch nie jemand getan.«

»Dann bin ich der Erste.«

»Nein, also ... ich meinte für mich. Ich kannte mal einen Typen ... Lin hieß er. Ich weiß nicht, ob er tot ist, oder ... ein Mensch.«

»Was meinst du? Du sagtest doch, es geht nur bis das Limit ...«

»Ja, so ist das auch. Aber er sagte mir, er hat einen Weg gefunden. Ich weiß nicht, ob's ... eine Lüge war. Keine Ahnung. Is' auch egal. Er ist auf jeden Fall ... nie wieder gekommen.«

»Du meintest, du ... stirbst, bei Tageslicht.«

»Ja, ich löse mich auf. Ich höre auf zu existieren.«

»Woher wusstest du, dass es ... geklappt hat? Unser Blut ... schwur.«

»Es hat nicht mehr gekribbelt.« , erklärte Dag und zeigte auf seinen Körper. »Das Kribbeln signalisiert uns, das wir langsam zurück müssen. Es wird stärker und stärker ... und stärker ... und ...« Vincent erschrak, als der Lockenkopf ein lauteres Pooow von sich gab.

»Pscht.« , gab er wieder von sich, als er bereits seine Mutter hörte, welche die Stufen nach oben kam. »Scheiße. Pscht.« , flüsterte er erneut und ging zu Dag, dem er die Hand über den Mund legte.

Beide starrten auf die Klinke, die nach unten ging. Wieder und wieder. Bis sie anscheinend aufgab.

Zum Glück hatte er dran gedacht, abzuschließen.

Doch wie sollte er generell Dags Anwesenheit in der Zeit vertuschen?

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now