»... und wie ... aua ... wird ... autsch ...« Dag stand neben Sel, der sich auf einer kleinen Holzleiter befand und ihm ein dickes Buch nach dem anderen aus einem Schrank turmmäßig in die Arme legte.
»Ah. Hier haben wir's ja.« , sagte er und stieg hinab ... mit einem noch dickeren Wälzer in den Händen.
Dag linste zu Vincent, der ihm dann einige Bücher abnahm und einfach gemeinsam mit ihm auf den Boden abstellte.
»Was ist das?« , fragte Dag und hustete, als Sel den Staub des Buches in sein Gesicht blies.
»Eure Antwort.« , gab er gelassen von sich und schlug es auf.
»Is' das ... ein Zauberspruch?« Vincent versuchte, einen Blick zu erhaschen, aber konnte diese Schrift mit dunkelroter Tinte geschrieben kein bisschen erkennen. Das war doch Tinte, oder? »Is' das ... Blut.«
Sel nickte, als wäre es das Normalste der Welt und blätterte auf die nächste Seite.
»Ist das von 'ner Hexe?« , fragte Dag im weiteren Fortgang.
Wiederholtes Nicken, eh er eine Gegenfrage stellte. »Von wem sonst?«
»Aber ...« Er sah sich um. »Wie?«
Sel schaute ihm nun in die Augen, statt wie gehabt auf die geschriebenen Worte vor ihm. »Es war ein Handel. Ich hab' was für sie besorgt und ich habe all das hier bekommen.«
»Was ... hast du für sie besorgt?«
»Glaub' mir, das willst du nicht wissen.«
Die beiden Jungs blickten sich kurzzeitig an. »Sie können ... damit zaubern?« , wollte Vincent in Erfahrung bringen. »Also ... gibt's 'nen Zauberspruch oder so und Sie ... Abrakadabra, Simsalabim machen aus ... ihm da einen Menschen?«
»Ja und Nein.«
»Ja und Nein?«
»Ja zum Ersten. Nein zum Zweiten.«
»Aber ...«
»Wie groß ist eure Liebe füreinander?«
»Was?« Vincent blinzelte ihn verwirrt an. »Wir sind kein Paar. Wir sind Freunde.«
»Freundschaft ist auch Liebe. Es ist eine tiefe Zuneigung und Verbindung zu der anderen Person. Ohne die brauchen wir gar nicht weitermachen. Wenn es für euch nur Larifari ist, dann ...«
»Nein. Wir ... uns ist das todernst. Wir wollen einander nicht verlieren. Wir haben ... eine Zukunft geplant. Wir ...«
»Okay.« , unterbrach er Vincent. »Das wollt' ich hören. Wenn ihr das nämlich nicht vom Herzen her wollt, wird's noch schwieriger. Wenn nicht sogar tödlich.«
»Noch schwieriger? Tödlich?« Dag lehnte sich mehr vor. »Was heißt das?«
»Wie lange hast du noch?«
»Zehn Tage.«
»Zehn?« Er brummte.
»Ist es zu spät?« Vincent wurde panisch. »Haben wir noch genügend Zeit?«
»Ja. Ja. Keine Sorge. Falls ihr es geschickt anstellt, dann ja.«
»Was heißt geschickt? Gibt es keinen Trank und Schwupps ...?«
»Doch ... den gibt es.«
Vincent fiel ein Stein vom Herzen. Wenigstens mal ein Ansatz, der hilfreich war. »Okay. Also ... ist der hier? Oder ... müssen Sie dafür eine andere Schwarzkünstlerin einladen?«
»Junge, sei froh, wenn ich keine einladen muss.« , gab dieser wieder.
»Sorry, ich mein'... was benötigen Sie denn?«
»Ich benötige gar nichts. Ihr benötigt.«
»Ja, aber ... Sie müssen das doch bestimmt zusammenpanschen und ...«
Sel schüttelte seinen Kopf. »Nein. Das macht ihr.«
»Wir?« Beide sahen sich wieder an. »Aber wir können gar nicht zaubern.«
»Ihr nicht, aber ... das Gefäß.«
»Das Gefäß?« , fragte Dag. »Welches Gefäß?«
»Das Gefäß ist magisch. Ein Kelch. Ihr benötigt nur ... die Zutaten.« , sprach er und blätterte in dem Buch herum.
»Okay. Hoffentlich nicht viele.«
»Wasser und Blut.«
»Wasser und Blut? Nur? Und dafür haben Sie jetzt das Buch benötigt, um dieses allzuschwere Rezept in ihr Gedächtnis ...?!«
Sel unterbrach Vincent mit nur einem Blick. »Du denkst, ich hab' nur zwei Zutaten gesucht?«
Dag stupste seinen Freund an und schüttelte den Kopf. »Er ist halt nervös.« , entschuldigte er dessen Verhalten.
»Ich hab den Spruch gesucht, um euren Gestank zu mindern.«
»Gestank? Wir ...«
Vincent wurde erneut von Dag angestupst, damit er ruhig sein sollte.
»Ihr verbreitet einen menschlichen Geruch.« , gab Sel an. »Da, wo ihr jedoch hinmüsst, solltet ihr besser unbemerkt hinein.«
»Wo wir hinmüssen?« Wieder war es Vincent, der sprach. »Wasser und Blut bekommen wir auch hier oder nicht?« Er stoppte ab. »Oder ... brauchen wir Kinderblut?« Er sah verstört zu Dag, der selbst nicht weiter wusste und die Schultern aus diesem Grund leicht anhob.
»Nein, ihr benötigt eures. Das, was euch verbindet.«
»Unser Blut? Aber ... wozu dann wandern?«
Sel atmete hörbar laut genervt auf. »Noch eine dumme Frage von dir und ich fresse dich hier vor deinem Freund mit ...«
»Nein. Nein. Nein. Nein. Is' schon gut.« , sagte er eilig, während Dag schmunzelte, weil er halt wusste, dass diese Art Monster keine Menschen fraßen.
»Der Kelch befindet sich bei den Lamien.«
Dags Lachen verschwand. »Was? Lamien? Wir müssen zu den Lamien?«
»Jetzt verstehst du, wieso ihr nicht menschlich riechen solltet.«
Vincent sah beide irritiert an. »Was sind Lamien?«
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Wir sind wie Brüder von verschiedenen Eltern
FanfictionDurch Zufall purzelt der junge Dag in das Leben von Vincent, der zuvor von einer wahren Freundschaft nur geträumt hatte. Mit ihm ist er jedoch auf Anhieb auf einer Wellenlänge und schnell werden beide unzertrennlich. Dag hilft seinem neuen besten F...