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Dag sah zu Vincent, der ihm im Schulflur entgegenkam.

Eigentlich hatten sie vorgehabt zu schwänzen, doch Vincents Mutter machte ihnen einen Strich durch die Rechnung, indem sie beide zur Schule gefahren hatte.

»Wir können immer noch jetzt verschwinden.« , meinte der Lockenkopf.

»Und dann?« Sein Freund trottete neben ihm her. »Wir können doch jetzt eh nichts tun, außer auf die Dunkelheit warten.«

»Es tut mir leid.«

Vincent sah ihn an. »Hör jetzt auf. Nichts davon ist deine Schuld.« , sprach er. »Das Thema hatten wir schon. Alles ist in Ordnung.« Das war es in der Tat nicht, aber er gab Dag dafür keinerlei Schuld. Dennoch hatte er Bammel, nachdem ihm in der Rest der Nacht ein Albtraum heimgesucht hatte, wo die Lamia ihn bei lebendigem Leibe gehäutet hatte.

Er lehnte sich gegen den Spind und sah Dag mit einem Ausdruck aus Sorge und Entschiedenheit an. Sein Blick fiel kurz auf seinen Unterarm, wo ein schwarzes Mal sichtbar war. Er hatte es entdeckt, als sie nachts in sein Zimmer zurückgekommen waren. Dieses Stigma wand sich, als würde es atmen ... ähnlich wie fast alles, was sie bei der Lamia angetroffen hatten.

Dags Blick fiel ebenso auf die Stelle. »Es ist nur wegen mir.« , murmelte er mit bedrückter Stimme.

Vincent zuckte mit den Schultern. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Hey, ich wusste, worauf ich mich einlasse, als wir hinabgestiegen sind. Es ist also nicht deine Schuld. Hör bitte auf damit.«

»Doch ist es. Es geht um meine Verwandlung.«

Sein Freund schüttelte nun seinen Kopf und legte seine Hand auf Dags Schulter. »Du bist mein Bruder. Von Beginn an.«

»Ja, du auch für mich, aber ... ich will nicht, dass dir etwas wegen mir passiert.«

»Und ich will, dass du aufhörst, so zu reden.« , entgegnete er. »Die Lamia mag mich markiert haben ... oder besser gesagt, ihre Egel ... denke ich, aber das bedeutet nur, dass wir schneller handeln müssen. Nicht alles ist verloren. Und erst Recht nicht uns're Hoffnung.«

»Gott.« , hörte man Saskia links von ihnen sagen. »In was für 'nem Film lebt ihr denn?« Sie lachte auf und ihre zwei Freundinnen neben ihr stimmten sofort mit ein.

»Halt' dich doch aus uns'ren Gesprächen raus.« , maulte Vincent direkt.

»Du bist so peinlich. Du wurdest markiert? Von einem Köter oder was?«

»Einer Lamia.« , verteidigte Dag ihn. »Wenn du schon lauschst, dann hör doch gefälligst richtig hin.«

»Eine, was?«

»La-mi-a.« , sagte er. »Das ist ein Wesen, das sich von menschlichen Blut ernährt. Es ...«

»Vampire?« Sie lachte nun noch lauter. »Hört mal her. Vincent ist jetzt ein Vampirjäger.« , rief sie durch den Flur.

»Er ist kein ...«

»Lass es gut sein.« Vincent hielt Dag zurück. »Du musst ihr gar nichts erklären.« Er zog ihn mit sich mit. Auf Saskia und ihre dämliche Lache hatte er jetzt noch weniger Bock. Er wollte momentan nicht weiterhin als Zielscheibe ihres Spottes gemacht werden. Dennoch hallte ihr Gelächter fortwährend in seinen Ohren. »Vampirjäger.« , murrte er. »Wenn sie der Lamia gegenübergestanden hätte, hätte sie sich eingepisst.«

Dag nickte und schaute zu seinem Freund rüber, der den Kopf schüttelte, während sie die Treppe hinabstiegen.

»Weißt du.« , startete Vincent aufs Neue. »Ich hätte nie in diese Beziehung mit ihr gehen sollen. Sie war von Anfang an egoistisch. Alles musste sich um sie drehen.«

»Und ... dennoch wolltest du sie.«

»Weil ich dumm war.« , seufzte er. »Ich hab's nicht gesehen. Oder wollte es nicht sehen. Sie hat sich immer über andere lustig gemacht, als wäre sie besser als jeder Mensch, der existiert.«

»Ja ich weiß.« , gab Dag leise von sich.

»Ja, aber das ist vorbei. Wir haben Wichtigeres zu tun, als uns über sie Gedanken zu machen. Sie ist Geschichte.«

»Hey Abraham Lincoln. Pass auf, die Vampire kommen.« , rief einer lachend und warf Vincent ein zerknülltes Papier an den Kopf.

»Lincoln war ein Präsident, du Spaten. Du meinst Abraham Van Helsing.« Er trat den Papierball weg.

»Und ... du willst immer noch vor allen auftreten.« , fragte Dag, als sie weiter weggingen.

»Klar. Lass sie uns auslachen. Macht die Leute nicht besser. Wir leben uns'ren Traum.«

»Erst müssen wir dem Albtraum entfliehen.«

Vincent nickte und dachte wieder an seine Selbsttäuschung im Schlafe.

Die knorrigen Bäume.

Um ihn herum hatten sich Schatten bewegt. Und dann kam sie. Wunderschön ... aber gefährlich. Er wollte wegrennen. Seine Beine in Bewegung setzen, doch wie es so oft in einem Traum war, regte man sich null, oder in Zeitlupe. Er in diesem Fall gar nicht. Vincent war wie erstarrt gewesen.

Ihre Augen waren durchdringend und ihr Mund zog sich zu einem breiten Lächeln, das viel zu viele scharfe Zähne entblößte.

Er wusste nicht mal, ob sie real solche hatte, aber in seinem Traum war es so gewesen.

Wiederholte hatte er versucht, sich zu bewegen. »Du kannst nicht entkommen. Du gehörst mir.« , zischte sie schon fast.

Urplötzlich schnellte sie vor und ihre eisigen Finger krallten sich in seine Handgelenke. Er wollte schreien, doch auch das war nicht möglich gewesen.

Ihr Unterkörper wurde überraschend schlangenartig und dieser wickelte sich um seinen eigenen.

Vincent hatte genau das Knirschen seiner Rippen vernommen.

Doch dadurch war er noch nicht aufgewacht.

Mit einem grausamen Lächeln setzte sie einer ihrer Klauen an seiner Schulter an und zog langsam über seine Haut. Er spürte es. Jeden schmerzhaften Moment, als wäre es real.

Seine Haut gab nach, als wäre sie gar nicht richtig fest gewesen.

Der Schmerz war unbeschreiblich, brennend. So, als würde sein Körper in Flammen stehen. Warmes Blut floss über seine Brust.

»Deine Hölle ist nur der Anfang.« , zischte sie, während sie ihn weiter häutete. Schicht ... für Schicht. »Dein Körper gehört mir.«

Und dann ... mit einem letzten brutalen Ruck, hatte sie ihm die Haut von der Brust gezogen.

Der Schmerz war so immens und überwältigend gewesen, dass Vincent im nächsten Moment schweißgebadet aufgewacht war.

»Is' alles okay?« , fragte Dag, der ihn mit gerunzelter Stirn betrachtete.

»Ja.« Vincent zwang sich ein Lächeln auf. »Es ist alles okay.«

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now