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»Das ist scheiße. Absolute scheiße.« , fluchte Vincent, nachdem sie erst mit Euphorie erfahren hatten das die Ärzte einen Auftritt in der Wuhlheide haben würden und dann mit Schrecken hinnehmen mussten, dass das Konzert restlos ausverkauft war.

Dag hatte Gefallen an deren Mucke. Es wäre einfach perfekt gewesen.

Sauer ließ er sich ins Gras fallen.

Dag pflanzte sich im Schneidersitz daneben. »Hey, das ist doch nicht schlimm.« Er legte seinen Arm um Vincents Schulter. »Ich hab' eine Idee.«

»Und die wäre?«

»Du kannst es dir wünschen.«

Tatsächlich dachte er kurz darüber nach, eh er seinen Kopf schüttelte. »Nein, ich hab' dir versprochen, es wieder und wieder zu wiederholen.« Er deutete auf Dag, als er mich ihm sprach. »Die Wünsche gehen für dich drauf.«

»Aber es ist nur einer Vinne.«

Vinne.

Hatte ihn bisher jemand so genannt?

Er konnte sich gerade nicht erinnern, doch aus Dags Mund, war es auf irgendeine Weise besonders. So ... familiär irgendwie. Er fand keine andere Erklärung.

»Das sind aber Tage, die dir dann fehlen.«

»Das macht nichts.«

»Doch. Nein, wir finden ...«

»Vinne, das ist echt nicht schlimm. Es ist nur ein Wunsch.«

Sein Wunsch.

Es war sein Begehren. Dag wollte Musik von einer Bühne kennenlernen. Nachdem Vincent ihm einige Dinge in der Zeit erzählt hatte, war er richtig aufgeregt gewesen und hatte sich total darüber gefreut diese Band, die er bisher nur per CD kannte, live sehen zu können.

»Ein Wunsch?!« Er visierte Dags Mimik, der wiederum nickte.

»Ja. Für uns beide und ... die Ärzte.«

»Na, ich bezweifle, dass die Ärzte uns sehen wollen, aber ... wenn du es wirklich willst.«

Er nickte mehrmals und viel zu schnell hintereinander. »Ja, ich will.«

Vincent musste abermals an den Ort denken, woher sein neuer Freund stammte. Ja, er wollte es ihm schenken. Es stand ihm zu, mehr Licht sehen zu können, statt diese Dunkelheit und den Dreck, mit dem er ... aufgewachsen war.

Im Notfall könnte man bestimmt dieses Blutritual wiederholen.

Dann hätte er neue Wünsche und könnte immer wieder die Tage mit Dag restarten. Er lächelte. »Einfach ein weiteres Mal aussprechen? Oder ... muss ich irgendwas beachten?«

»Einfach deinen Wunsch nennen.«

Wie auch beim ersten Mal schloss Vincent die Augen. »Ich wünsche mir, Dag und ich hätten Tickets für das heutige Ärzte Konzert in der Wuhlheide.«

Er spürte die Eintrittskarten auf der Stelle zwischen seinen Fingern und öffnete seine Augen auch direkt wieder.

Dag nahm diese an sich und hielt sie in die Luft, als er sie betrachtete. »Die sind also ... unser Einlass?«

»Ja. Genau.«

»Danke Vincent.« Er lächelte ihn an.

»Hey. Gern geschehen. Ich will doch auch hin und es dir zeigen.« Er sah auf die Uhr. »Wir sollten uns aber jetzt beeilen. Aber erst muss ich wieder nach Hause. Meinen Eltern erklären, wo ich heut Abend bin und ...« Er verzog sein Gesicht. »Mir ist noch gar nichts eingefallen, wie ich denen ... deine Anwesenheit klarmachen soll.«

»Was meinst du?«

»Na ja. Eine Nacht bekomm' ich dich schon unter. Aber ... hmm.«

»Du hättest noch Wünsche, und ...«

»Nein nein nein nein.« , unterbrach er Dag sofort. »Das bekommen wir schon irgendwie hin.«

Vincent wollte die Wünsche jetzt keineswegs hintereinander aufbrauchen. Auch wenn er sich immer wieder in die Hand schneiden und sein Blut mit Dags mischen könnte, hatte er vor sparsamer zu sein. Das mit seinen Eltern würde er schon händeln können. War ja nicht so, als hätte noch nie ein Freund bei ihm übernachten dürfen. Das Problem war einzig ... sie kannten Dag nicht.

Er war ein Fremder.

Hinzu kam ... sein Äußeres. Vincents Shirt und dessen Jogginghose passten ihm im Grunde. Er trug zwar mittlerweile auch Schuhe und hatte seine Füße im Übrigen vorher gewaschen, aber seine Locken standen irgendwie in alle Richtungen ab und waren viel zu lang. Seine Mutter würde ihn nachher noch als Hippie bezeichnen.

Vincent betrachtete ihn. »Wir kaufen jetzt erst einmal eine Schere. Deine Haare sind zu ... keine Ahnung. Wir müssen dich etwas herrichten.«

»Okay.«

Er war in der Tat ... erstaunt darüber, wie sehr Dag ihm vertraute, wenn man mal den Aspekt nach vorne hob, dass sie sich noch gar nicht lange kannten. Allerdings erging es ihm wahrscheinlich nicht anders als ihm selbst.

In einem Laden holte er eine Schere und entschied sich dafür Dag die Haare zusätzlich im Freien zu schneiden. Schließlich sollte er geschniegelt bei seinen Eltern antanzen und nicht so aussehen, als hätte er noch nie einen Friseur besucht. Was anscheinend auch der Fall war, obwohl ... dann wären seine Haare ja umso länger gewesen. »Wer schneidet sie dir sonst?« , fragte er ihn.

»Ich.«

»Ohne Spiegel?« Vincent erinnerte sich nicht daran, in Dags Unterkunft einen gesehen zu haben. Er nickte. »Hey. Halt still.«

»Ja ja.«

Vincent betrachtete ihn von alles Seiten und entschied, sich schließlich dafür das es nicht nützte. Irgendwie kam keine richtige Frisur zustande. Er hatte sein Bestes gegeben. Mehr war nicht drin. Zumindest waren sie jetzt etwas kürzer.

Er hielt Dag den kleinen Handspiegel hin, den sie ebenfalls gekauft hatten. »Und?«

Der Lockenkopf sah sich an und nickte. »Hey, das ist gut.« Er lächelte Vincent ein weiteres Mal breit an. »Mir gefällt's.« Aus dem Nichts umarmte er den Großen. »Danke.«

»Gern geschehen.«

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now