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»Auf drei?« , fragte Dag.

»Ja. Nein. Warte.« Vincent wurde nervös. »Eins, zwei und wir laufen, oder ... eins, zwei, drei, wir laufen?«

»Auf ... drei? Also ... sobald ich drei sage.«

»Aber macht es nicht eher Sinn, wenn wir hintereinanderlaufen, bevor wir beide gegeneinander klatschen, weil wir denselben Klumpen anvisieren?«

Dag dachte nach und nickte. »Wer zuerst?«

»Schnick Schnack Schnuck?«

»Ja.« Er nickte ein weiteres Mal zu dem Vorschlag, es mit Schere, Stein, Papier zu versuchen. »Drei gewinnt und rennt zuerst?«

»Ja. Schnick. Schnack. Schnuck.«

»Hah. Stein schlägt Schere.«

»Das war doch kein Stein. Du hast abgewartet, was ich nehme, und dann erst entschieden.« , sagte Vincent. »Das sieht eher aus, wie ein krummgeformter Kartoffelknödel.«

»Was laberst du? Das ist ein astreiner Stein.« Er hielt seine Faust demonstrativ nach oben. »Eins zu null für mich. Los jetzt.«

Vincent gab sich geschlagen. »Schnick. Schnack. Schnuck.«

»Schere haha.« , gab Dag mit tiefer Stimme von sich. »Meine Schere schnibbelt dein Blatt entzwei.«

»Ach ja?« Vincent wollte nicht verlieren. Er hatte nicht vor, dass sein bester Freund als Erstes rennen sollte. Einleitend strebte er nun einmal an, den Weg zu testen, bevor er ihn in Gefahr brachte. »Mein Papier ist kein normales Papier. Das ist ... titanverstärktes Spezialpapier. Das kannst du nicht durchschneiden.«

»Was für titanverstärkt? Hör auf, hier neue Handzeichen reinzuhauen.«

»Wieso nicht?« , meinte er dazu, um doch noch einen Sieg erhaschen zu können. »Lass uns neue zusätzlich hinzuziehen.«

Dag runzelte die Stirn. »Gut. Dann nehme ich den Laserstein. Der schmilzt einfach alles. Hab' gewonnen.«

»Das war nicht fair.«

»Doch. Ich lauf' zuerst.« , sprach er.

»Aber ...«

»Nein. Ich laufe und du hinterher. Ende.«

Vincent wollte wieder etwas sagen, doch Dag ratterte in sekundenschnelle die drei Zahlen runter und rannte augenblicklich los.

Erst stand er für eine Millisekunde verdutzt herum, bis er schließlich selbst die Beine in die Hand nahm und losrannte. Immer auf dieselbe Stelle, auf der Dag zuvor kurz aufgetreten war.

Das Ufer kam näher und näher und näher und ...

... er trat daneben.

Kurz vorm Ziel und er landete in der Suppe drin.

»Nimm meine Hand.« , sprach Dag und fasste schon selbst danach, eh er ihn aus dem dunklen Sirup mit vollem Krafteinsatz an Land zog.

»Wuäh. Ich glaub', ich kotze.« Vincent sah an sich hinab. Er war besudelt von oben bis unten.

»Beruhig' dich. Ich hab's auch an der Hand.« Er zeigte seine Handinnenfläche, um das bisschen Blut zu präsentieren, allerdings rutschte sein Freund direkt angewidert weg. »Iiih. Du hast da was?«

Dag schaute drauf und schlug sofort Abscheu erregend das dunkelrot schimmernde dicke Etwas von sich ab, das anschließend minimal auf dem Boden schlängelte, wie ein aufgeblähter Wurm. »Bäh, was ist das?«

Vincent näherte sich. »Ist das ... ein Blutegel?«

»'n bisschen groß, ... oder?« Dag holte erneut einen Stock und drehte das Wesen um. »Buäh, ist der eklig.«

»Dag.«

»Ja?« Er sah zu ihm hinauf. »Was 's los?«

»Ich glaube, ...« Weiter kam Vincent nicht. Wie von der Tarantel gestochen zog er sich urplötzlich das blutige Shirt und die Hose aus. »Aah. Hilf mir Dag. Ich hab' überall diese fetten Dinger.«

»Abendbuffet à la Vinne.«

»Das ist nicht witzig. Die saugen mich bestimmt gerade leer.«

Dag stand auf und zupfte ihm eine nach der anderen ab. »Keene Sorge. So viel können die gar nicht saugen.« , sprach er. »Aber hey, stell' dir mal vor, du wirst jetzt ein Superheld. Spider-Man wurde auch gebissen.«

»Ich verzichte.« Er drehte sich und Dag zupfte dort weiter.

»Blutegel-Mann.« , gab dieser düster wieder.

»Blutegel-Mann? Dein Ernst?« Vincent blickte hinter sich. »Was ist denn meine Superkraft? Alle rennen weg, weil ich eklig bin?«

Dag lachte. »Ja, und dein Kostüm besteht dann aus einem enganliegenden blutroten Kostüm ... und du schießt Schleimklumpen.«

»Bah. Jetzt beeil dich.« Er linste in seine Boxershorts, wo sich zum Glück keines der Tierchen befand. »Schau ma' mein'n Arsch an.«

»Was?«

»Na ... kontrollier' mein'n Arsch Dag. Hab' keine Lust, das nachher noch eines der Viecher meinen Darm hochwandert.«

»Was für hochwandern?« , fragte er. »Ich kontrollier' wenn nur deine Backen.«

»Ja. Dann ... mach jetzt.« Dag nahm den Bund der Shorts zwischen die Finger und zog diese an sich, eh er hineinlinste. »Ist clean.«

»Sicher?«

»Ja. Da ist nichts.«

»Boah, wie eklig. Allein der Gedanke ...« , sprach er und zitterte kurz auf. »An meinem Arsch war wirklich nichts?«

»An? Nö. Ob am Eingang jemand herumschlängelt, musst du ja selbst merken.«

»Mir kribbelt der komplette Körper. Das ist ... buäh.«

»Da wird schon nichts sein. Als ob die direkt Löchelchen suchen, um hineinzugelangen. Die wollen dein Blut.«

Vincent hockte sich abermals hin und betrachtete die Egel auf dem Boden. »Die sind viel dicker und ... glitzern so.« Er sah zurück auf den Fluss. »Ich will nicht wissen, was da noch drin lebt.«

»Dann sollten wir aufpassen, wenn wir später zurücklaufen.«

Er stellte sich wieder hin. »Erinner' mich nicht daran.«

»Willst du ... abbrechen?« , fragte Dag.

»Nein. Auf gar keinen Fall.« Sein Blick fiel auf seine blutige Kleidung. »Ich hätte mir Wechselkleidung mitnehmen sollen.«

»Na ja. Es ist, wie es ist. Willst ja jetzt nicht in deiner Unterwäsche den Lamien gegenübertreten.«

»Als blutiges Steak wollte ich es allerdings auch nicht.«

»Willst du meine? Dann ...«

»Nein. Ist schon gut.« Vincent zog sich die versaute Kleidung wieder über und versuchte, dabei nicht zu sehr zu würgen. »Klappt schon.«

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now