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»Er hat ein Haus?« Vincents Augenbrauen zogen sich zusammen, als sie vor der Unterkunft standen.

»Hütte.« , berichtigte Dag ihn.

»Ja ... Hütte halt, aber ... es ist kein ...« Er stoppte ab, weil er Dag nicht niedermachen wollte, aufgrund seiner vorherigen Bleibe. »Ich hab' nun mal etwas anderes erwartet.«

»Ja. Ich auch.« Dag hatte nun im gleichen Sinne die Augenbrauen zusammengezogen und schaute sich um. »Ich ... wie hoch ist dein Angstlevel?«

»Mein Angstlevel?« , hakte Vincent nach.

»Ja. Wie hoch? So in etwa.«

»Keine Ahn- ... warum?«

»Na, ich will dir ... keine Angst machen.«

»Wieso Angst?«

Dag befeuchtete seine Lippen. »Das is' 'ne Hexenhütte.«

»Hexenhütte? Du meinst, da ... wohnt 'ne Hexe drin?«

»Ich weiß es nicht.« , sprach er. »Aber das ist eine.«

»Woher weißt du das?«

»Weil nur Hexen Hütten haben.«

»Also ist es doch üblich, dass ihr nur ein Laken besitzt?«

Dag sah ihn fragend an. »Wir sind Monster. Keine Architekten.«

»Aber Hexen sind ...?«

»Das ist Magie Vinne.« , gab er an. »Die haben mit Sicherheit keinen Bauleiter engagiert.«

Vincent verdrängte den Gedanken sich eine Hexe mit einem Bauhelm vorzustellen, oder wie diese mit einem Makler gesprochen hatte, um ein Haus zu erwerben, und sprach weiter. »Also ... wohnt Sel hier nicht?«

»Ich ...« Dag blickte zurück von da, woher sie gekommen waren. »Ich glaube nicht, das Kol 'ne Hexe besucht hat.«

»Also?! Was machen wir jetzt?«

»Ich weiß nicht.« Er roch an sich. »Wir riechen definitiv zu menschlich.«

»Bedeutet?«

»Wenn wir reingehen und es ist eine, war's das.«

»Die ... fressen einen direkt?«

»Nein. Aber ... die Details erspare ich dir.«

Vincent dachte nach. Sie waren jetzt den ganzen Weg hergelatscht. Aufgeben war doch nicht drin nur wegen eines Hindernisses, welches eventuell reine Spekulation war.

Sel existierte. Dag hatte ihn schließlich schon gesehen. Und der Dicke von vorhin hatte doch gefragt, ob sie zu ihm unterwegs wären, weil nur er dort hausen würde.

»Lass uns rein.« , meinte er.

»Sicher?«

»Selbst wenn es eine ist. Für dich ... also ... für unsere Freundschaft würde ich gegen jedes Monster antreten, was uns in die Quere kommt.«

Dag lächelte, aber verzog dann das Gesicht. »Das bezweifle ich. Denn wenn du wüsstest, was alles in der Dunkelheit lauert, würdest du dich eher ...«

»Ich würde es tun.« , unterbrach er ihn. »Darauf kannst du bauen.«

»Ich auch.« , sagte er und sein Lächeln war wieder da.

»Gut. Dann ... klopfen wir an, oder ...?« , fragte Vincent.

Dag zog die Schultern nach oben, als die Türe sich plötzlich öffnete und ein alter Kerl mit viel zu langem weißen Bart beide ansah. »Kommt ihr jetzt rein, oder wollt ihr weiter vor meinem Eingang darüber diskutieren, ob ich eine Hexe bin?«

»Sel?!« Dags Grinsen wurde breiter. »Du wohnst also echt hier?«

»Du bist ... Dag, oder?«

Er nickte. »Ja. Genau.«

»Und du bist ...?!« Er betrachtete Vincent. »... nicht von hier.«

»Ehm ... nein ... also ...«

»Kommt rein.« , forderte er beide auf und ging zurück ins Innere.

Sie traten ein und Vincents Augen schauten sich um, während Dag dem älteren Mann schnurstracks folgte. »Wieso ... leben Sie nicht ... wie die anderen?« , fragte Vincent, nachdem er die Tinkturen in separaten Löchern in den Wänden betrachtet hatte.

»Warum sollte ich? Hier habe ich meine Ruhe.«

»Aber ... Sie sind doch .. auch ein ... Monster ... unterm Bett? Oder?«

»Ja ... in der Norm schon.«

»Bedeutet?« Er ging nun ebenfalls zu einer Sitzgelegenheit, die einer kleinen Bank ähnelte, und wo Dag bereits platzgenommen hatte.

»Ich praktiziere es nicht.«

»Das geht?« , fragte Dag.

»Jein. Du hast den Drang nach oben zu gehen. Das liegt uns im Blut, Kleiner.« Erneut schaute er zu Vincent. »Und du hast dir anscheinend was zum Spielen mitgebracht.«

»Was? Nein.« , sprach er. »Wir sind ... Freunde.«

»Freunde?«

Wieder wurde Vincent betrachtet, der daraufhin losplapperte. »Hören Sie zu, wir haben gehört, das Sie ... Lin gesehen hätten. Das sie wüssten, dass er lebt.«

»Lin?« Nun fiel sein Blick zu Dag. »Er hat's dir erzählt?«

»Er hat ... was?«

»Was er vorhatte.«

»Nein, also ... er meinte zu mir, es gäbe da etwas, das er ... für immer da oben bei den Menschen bleiben könnte. Und ... ich dachte, er ist tot, und ... uns wurde gesagt ... er lebt. Du hättest ihn gesehen.«

»Er lebt.« , sprach er und setzte sich in einen alten grünlichen Sessel. »Das letzte Mal gesehen hatte ich ihn, als ich ihm etwas erstellt habe, damit die Türe zu bleibt. Er wollte nicht, dass sein Sohn Ängste durchleben sollte.«

»Sein Sohn?« Dag hatte das Gefühl, man hätte ihm gerade eine Kopfnuss erteilt. »Er ... er hat einen Sohn? Einen menschlichen?«

»Ja. Ein Mensch. Dieselbe Spezies, die er ist.«

»Er ... er ist wirklich ein Mensch?« Eine Gänsehaut machte sich über seinen Körper breit.

»Das ist super. Das ist toll.« Vincent sprang zwischenzeitlich auf und rüttelte an seinem besten Freund, eh er Sel schon fast vor lauter Euphorie anschrie, als er sein Wort an ihn richtete. »Wir müssen mit Lin reden. Wir müssen wissen, wie er das gemacht hat.«

»Die Tür ist zu Junge. Da kommt ihr nicht mehr durch. Ich hab' sie verschlossen.«

»Aber ... wir müssen aber wissen, wie er das gemacht hat. Dag muss ein Mensch werden.«

»Lin kann euch da keine Auskunft mehr geben.«

»Aber ... nein ... wir geben nicht auf. Wir müssen ...« Vincent setzte sich wieder verzweifelt hin und schüttelte den Kopf. »... wissen Sie, wo er wohnt? Welche Stadt? Die Straße? Irgendwas?«

»Nein. Aber ...«

»Aber was?« , fiel er ihm ins Wort hinein. »Sie müssen uns helfen. Haben Sie einen Anhaltspunkt? Hatte er Hilfe? Wissen Sie von wem? Können Sie ...?«

»Du redest sehr viel.« , unterbrach dieser ihn nun.

»Tut mir leid. Ich ... Sie müssen verstehen, es ist uns extrem wichtig. Dag hat nur noch ein paar Tage, und ...«

»Es muss auch euch wichtig sein. Ansonsten kann ich euch nicht helfen.«

»Was?«

»Ohne Wille, Mut ... und Liebe ... schafft ihr es auch nicht.«

»Du hast ihm geholfen?« , fragte Dag, als ihm der Groschen fiel.

Sel nickte. »Ja, ich war das.«

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now