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Weit gekommen waren Dag und Vincent mit ihrem speziellen Song über Bananensaft nicht, dennoch war der Größere der beiden optimistisch, denn einige Textzeilen waren bereits vorhanden, nachdem sie nun eine längere Zeit daran herumgefeilscht hatten.

Auch wenn dieser nicht gerade Sinn machte, blieb seine Laune und sein Engagement dem gegenüber. Dag und er hatten Spaß. Und was für einen. Manchmal hatten sie solche Lachanfälle, dass sie schon dachten, sie würden nie damit aufhören können.

Auch nachts.

Selbst dann nahmen sie auf. Ein wenig konnte Vincent verstehen, dass Dag zu der Zeit nicht immer so Recht in den Schlaf fand. Das kleine Monster in ihm war es halt gewohnt.

Diesen Umstand hatte er mittlerweile doch tatsächlich irgendwie vergessen, denn ... sein Freund hatte sich mehr und mehr angepasst.

Zwischenzeitlich war Vincent währenddessen seit Kurzem in einer Beziehung mit Saskia gelandet. Was nicht nur die Mitschüler, sondern auch ihn sehr überraschte, denn sie hatte ihn gefragt, ob er nicht Bock drauf hätte.

Ja, genau so waren ihre Worte gewesen.

Selbstverständlich hatte er dem direkt zugestimmt.

Sein Freund war dem gegenüber ein wenig skeptisch vertreten. Erst Recht nachdem er erfahren hatte, was Vincent bereits alles bezahlt hatte und was er noch geben sollte. Saskia wollte am nächsten Abend eine Party bei sich schmeißen, da sie Sturmfreie hatte. Dag war nicht sauer, weil er nicht eingeladen war. Es war lediglich der Umstand, als er zu Ohren bekommen hatte, dass Vincent für Alkohol und Snacks sorgen sollte. Einzig er. Demzufolge hieß sein Auftrag: viel, während Madame sich darauf ausruhte.

Er verstand Vincents Naivität in der Hinsicht kein bisschen.

Dag hingegen hatte sich mehr und mehr der Musik gewidmet statt irgendeinem Mädchen, weshalb Vincent ihn nun befremdet ansah, nachdem sein Freund sehr unerwartet reagierte.

»Das geht nicht.« , sagte Dag zu ihm.

»Haste Schiss?« , lachte er und sortierte einige Schulunterlagen auf seinem Schreibtisch. Er hatte seinem Freund gerade mitgeteilt, dass sie die Chance bekommen würden, in der Schule aufzutreten, weshalb seine Reaktion tatsächlich nicht die eigentlich Erwartete gewesen war.

»Nein. Ich ... ich hab' doch nur noch zehn Tage Vinne.«

»Zehn Tage?« War die Zeit so verflogen?

Dag nickte. »Ja. Dann ... ist es vorbei.«

»Aber ...« Vincent wollte nicht, dass er geht.

Die Wünsche.

Einer war übrig geblieben, nachdem beide sich doch noch etwas gegönnt hatten. Rückblickend war es mehr als verschwenderisch, denn sie hatten sich unter anderem eine Woche schulfrei gewünscht, um produktiver an ihren Songs arbeiten zu können. So schnell er konnte, sprach Vincent deshalb seinen Wunsch aus, um Dag noch Zeit geben zu können, doch ... irgendwas war anders.

Der Blick des Lockenkopfes verriet es.

»Was's los? Hat's nicht funktioniert?«

»Doch. Klar.«

»Belüg' jemand anderes, aber nicht mich.« , schimpfte er ihn aus. »Du bist mein bester Freund. Ich merke, wenn du lügst.«

Dag schaute wie ein Häufchen Elend zu Boden. »Tut mir leid.«

»Wieso geht das nicht?« Vincent wurde lauter. »Darf man einfach keinen wiederholen, oder ...?« Er machte eine Pause und sprach unaufdringlicher weiter. »... kann man das mit dem Blut auch nicht wiederholen?«

Sein Freund wich seinem Blick gekonnt aus. »Wir wollten doch jetzt Musik ...«

»Nein Dag. Lenk' nicht ab. Jetzt sag mir die Wahrheit.«

Er zog die Lippen ein und lehnte sich an die Wand, eh er eine Kippenschachtel herausholte. Erst vor Kurzem war er regelrecht süchtig danach geworden, nachdem ihm auf dem Schulhof eine Zigarette angeboten wurde. Vincent nahm ihm diese jedoch ab. »Nicht hier drin. Das weißt du. Meine Mutter flippt aus.«

Er nickte und ließ sich zu Boden sinken, wo er sich in einen Schneidersitz setzte. »Ich wollte dich nicht anlügen.« , gab er zu.

»Man kann es nicht verlängern?« Vincent nahm ebenso auf dem Fußboden platz. »Überhaupt nicht?«

Dag schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid.«

»Aber ... warum hast du es denn nicht früher gesagt?«

»Weil ich nicht wusste, wie.«

»Ich bin dein Freund. Du kannst mir alles sagen.«

»Ja, aber ...«

»Du ... du hast gesagt, wir haben eine Zukunft zusammen. Wir wollten auf Bühnen, und ...«

»Ich ... ich ... ich weiß. Aber ... der Gedanke daran hat mich gefreut, auch wenn ich wusste, dass wir das nicht gemeinsam schaffen werden.«

»Das ... aber ...« Vincent fand keine Worte mehr.

Wie aus dem Nichts begann Dag zu Weinen an. »Ich will nicht weg von dir.«

»Hey.« Sein Freund rutschte näher und umarmte ihn. »Ich will auch nicht, das du gehst.«

»Die Zeit mit dir war ...«

»Nein, nein, nein. Kein Abschied.«

»Aber ... es ist ein Abschied. Ich kann nicht bleiben.« , sagte er. »Ich werde sterben.«

»Was? Was ... was sagst du da?« Vincent rüttelte an ihm. »Ist es zu? Hast du nachgeschaut?«

Dag schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen von den Wangen. »Nein. Habe ich nicht. Aber ... ich geh' nicht zurück. Lieber sterbe ich.«

»Nein. Du wirst nicht sterben. Das lasse ich nicht zu. Wir ... es muss doch einen Weg geben.«

»Es gibt keinen.«

»Und ... und wenn du ... wenn ... wenn du durch eine andere Tür gehst? Wenn ... wenn jemand anderes das Blutding mit dir macht und es für dich wünscht? Dann hätten wir mehr Zeit, um eine Sache zu finden, damit du für immer ...«

»Wer würde das schon für mich tun Vinne?«

»Ich ... Ich ... ich würd's immer wieder tun. Du bist mein Freund. Mein bester Freund. Ich will kein Leben haben, in dem du nicht vorhanden bist.«

Dags Unterlippe zitterte. »Ich auch nicht. Deswegen ... werde ich auch nicht zurück-...«

»Nein. Hör auf jetzt. Wir werden eine Lösung finden. Ich lasse nicht zu, dass du stirbst.«

»Was willst du denn tun?« Er wischte sich abermals über die Wangen. »Es gibt kein ...«

»Du sagtest dieser ... Lin ... er ist nicht wiedergekommen.«

»Ja, weil er mit Sicherheit tot ist. Es gibt keine Lösung für unser Problem.«

»Und wenn doch? Wenn dieser Kerl es geschafft hat und unter uns Menschen lebt?«

Dag schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich. Ich glaube, er ... er wollte es sich auch schön denken. Genauso wie ich es getan habe.«

»Lass es uns versuchen.« Vincent stand auf.

»Was meinst du?« Dag schaute zu ihm hinauf.

»Wir gehen nach unten. Lass uns herausfinden, was mit Lin passiert ist.«

»Aber ...«

»Kein aber. Ich werde dich nicht verlieren. Wir werden eine Lösung finden.«

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now