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»Waren das beim ersten Mal auch so viele Stufen?« , murrte Vincent, als sie in die Tiefe gingen, von der Dag stammte.

Sein Freund war keineswegs begeistert gewesen hinabzusteigen, hatte sich dann aber schnell in der Folge eingelassen, nachdem Vincent weiter und weiter darauf bestanden hatte.

»Was erhoffst du dir zu finden?« , fragte Dag und stieg gedankenverloren mit ihm hinab. Er blieb pessimistisch und konnte den Optimismus seines Freundes nicht nachvollziehen.

»Eine Lösung.« , wiederholte er, wie schon die ganze Zeit, seit ihm dieser Einfall gekommen war in der Dunkelheit nach Anhaltspunkten zu suchen.

»Was denkst du denn, was da unten ist? Eine Schatzkarte?« , gab sein Freund sarkastisch von sich und musste plötzlich an den Film Die Goonies denken, den er vor gut zwei Wochen mit Vincent angeschaut hatte. Im Grunde war die Umgebung fast ähnlich, in welcher sich beide befanden. Nur das kein Piratenschiff geschweige denn ein Piratenschatz am Ende auf sie wartete.

»Dag, ich werde nicht tatenlos oben herumsitzen und warten bis die Tage vorbei sind.«

»Aber ...«

»Nein, kein aber.« Er öffnete im Alleingang und ohne Angst die Türe. »Ich werde nicht aufgeben. Nicht eine Sekunde.«

Gemeinsam betraten sie den Ort, wo Dag gehaust hatte. Sein Zelt war nicht mehr vorhanden. Es wurde allen Anschein nach platt getreten. Zwei Monster saßen in einer Ecke entfernt und unterhielten sich, doch scherten sich nicht um Dag und ihn. Ansonsten war es leer, schließlich mussten die beiden in der Dunkelheit hinabsteigen. Die meisten Monsterchen erschreckten wahrscheinlich gerade Menschen, so wie es ... sein sollte.

»Wo ... wo hat Lin ge- ...?« Konnte man wohnen sagen? Vincent war sich nicht sicher, doch Dag zeigte bereits rechts neben ihm hin.

»Hier. Aber ... da schläft jetzt Mel.«

»Ist ... Mel ... weiblich?«

»Ja. Warum?«

»Hab' mich schon länger gefragt, ob ihr auch ... Weibchen habt.«

»Weibchen? Was bin ich? 'n Golden Retriever?«

»Sorry.« Vincent verkniff sich das Lachen. »Ich wusste nicht, wie ich das ...«

»Warte. Was machst du?« , fragte Dag, als er ihn unterbrach und am Arm festhielt, nachdem sein Freund sich bückte, um hineingehen zu können.

»Na nachschauen.«

»Nein. Das kannst du nicht machen.«

»Warum?«

»Mel wird ausflippen.«

»Mel wird's gar nicht erfahren.«

Dag hielt ihn fest. »Nein, glaub' mir. Das ist keine gute Idee. Zudem ... was erhoffst du dir da zu finden?«

»Irgendein persönlicher Kram von ... Lin?!«

»Da wird nichts sein.« , äußerte sich Dag dazu. »Mel hat alles weggeworfen.«

»Aber es muss doch irgendwelche Anhaltspunkte geben.«

Der Lockenkopf setzte sich in den Dreck. »Du erwartest, glaube ich, zu viel. Lin ist tot.«

»Er hat doch gesagt, er hätte etwas ...«

»Ja. Genauso wie ich erzählt habe, wir hätten eine Zukunft.« , sprach er leise und malte mit seinem Finger im Dreck herum. »Wenn man fest dran glaubt, geht es einem besser.«

Vincent setzte sich zu ihm hin. »Ich höre nicht auf, dran zu glauben, auch wenn du den Glauben aufgegeben hast.«

»Vinne, es gibt keine Lösung. Ich kann nicht für immer hier weg. Es geht einfach nicht. Ich find' das ... von dir ... das du das für mich tun willst, bedeutet mir viel, aber ... es gibt nichts. Lin hatte in aller Ungezwungenheit vor sich hergeträumt. Er ist tot.«

»Nein. Ist er nicht.« , sprach ein dicklicher Kerl, der beiden irgendwie noch mehr Dunkelheit spendete, als er sich urplötzlich neben ihnen aufhielt.

»Ist er nicht?« Dag schaute zu ihm hoch.

»Nein. Er ... lebt.«

»Aber ... wie?« Vincent sprang zuerst auf die Beine. »Du musst uns sagen wie.«

Der Brummer zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung wie, aber Sel hat ihn mal getroffen.«

»Sel? Der verrückte Sel?« Dag stellte sich nun ebenso hin.

»Ja.« Er schlenderte nun Richtung der anderen beiden.

»Aber wo finden wir ...?« , begann Vincent stürmisch und wurde von seinem besten Freund sofort zurückgezogen, der bereits den Kopf schüttelte.

»Ich weiß, wo er wohnt, aber glaub' mir, das nützt nichts. Sel ist ... verrückt.« , sprach der Lockenkopf.

»Und wenn nicht?«

»Doch. Das ist er. Glaub' mir.«

»Selbst wenn. Das ist ein Anhaltspunkt Dag, also lass uns hin.«

Er verzog seine Mimik ein wenig. »Vinne, das ...«

»Für mich. Tu's für mich.«

Dag sah ihn eine Winzigkeit länger an und nickte schließlich. »Okay, aber ... tu' mir einen Gefallen und erwarte nicht zu viel. Du wirst enttäuscht werden.«

»Und was ist wenn wir, ohne optimistisch oder pessimistisch zu sein, bei ihm antanzen?«

»Du hast doch Erwartungen. Wenn, dann musst du dich auch dran halten.«

»Ich hab' Hoffnung.« , sagte er. »Und die lass ich mir nicht nehmen.«

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now