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Das Nebelmoor erstreckte sich wie ein endloser Schleier aus Grau.

Der Boden war weicher und matschiger, als der Untergrund generell schon von Beginn an so war in dieser Dunkelheit.

Jeder Schritt der beiden war schmatzend, als würde das Moor nach ihnen kosten wollen.

Gelegentlich erkannte man die Umrisse alter Holzgewächse, die mehr als unheimlich ihre Silhouette darboten.

»Ich hab' das Gefühl, die Bäume starren uns an.«

»Also wenn du da Augen erkennst dann bravo.« , meinte Vincent.

»Das war ... huuuh.« Dag rutschte weg und bekam gerade noch so sein Gleichgewicht gehalten. Jedoch auch, weil Vincent und er sich weiterhin an den Händen festhielten. »Was ist das?« Er hob seinen Fuß an, an dem ein großes schleimiges Ding hing.

Sein Freund kam näher und starrte auf das, worauf Dag getreten war. »Es bewegt sich.«

»Sag bloß.«

»Sieht aus wie ein ... Wurm. Ein ... Moorwurm.«

»Ja toll.« Dag versuchte, ihn durch zappeln und wackeln abzubekommen. »Ich bekomm' ihn nicht ab.«

Vincent nahm einen Stock, den er erst mehrmals mit dem Finger betatschte, um sicherzugehen, dass es kein Tier war, und half anschließend damit Dag den Wurm loszuwerden. »So. Weiter geht's.« Er ging voran und platsch, versank er plötzlich bis zu den Knien. »Toll. Das Moor hat mich.«

»Du siehst aus wie ein Storch auf der Jagd.« , lachte Dag und half seinem Freund nun ebenso aus der Misere heraus.

»Hoffentlich hat mich jetzt kein Moormonster markiert.« , sagte dieser.

»Übertreib' nicht. Nicht alles hier, will dich markieren.«

Sie gingen weiter durch den grauen Schleier, der irgendwie immer dichter wurde. Zumindest war es deren Ansicht.

»Bleibt zu hoffen, dass wir nicht die ganze Zeit im Kreise herumlaufen.« , meinte Vincent.

»Kannst ja Brotkrumen hinwerfen Gretel.«

»Warum muss ich Gretel sein?«

Dag lachte. »Steht dir bestimmt. Könnten wir ja in der Zukunft für ein Musikvideo umsetzen.«

»Ich als Gretel und du als Hänsel?«

»Klar. Wär' witzig.« , sagte er.

»Das drehen wir aber dann nicht hier.«

»Würde aber cool kommen.« Er gestikulierte mit den Händen, während er sprach. »Wir laufen hier herum und unterdessen singen wir ein verrücktes Lied.«

Vincent lachte, obwohl er sich in dem Moment nicht sicher war, ob Dag einen Witz riss oder der Nebel mittlerweile seinen Verstand getrübt hatte. »Und was ist, wenn wir den Weg nicht finden?« , fragte er. »Dann endet das Musikvideo in einer Katastrophe.«

»Ach, dann würde das Video ja nicht rumgehen.« , meinte er daraufhin. »Am Ende stolpern wir über irgendwas und finden den Ausgang ganz zufällig. Das wird Aufsehen erregen, Mann. Zwei Typen, die sich als Hänsel und Gretel verkleiden, und im Nebelmoor herumirren. Wir sollten dann echt Brotkrumen hinter uns werfen.«

Vincent sah hinab. »Die würden hier versinken.«

Dag sprach einfach aufgeregt weiter. »Ich seh' das schon bildlich vor mir.« , sagte er. »Wir drehen eine Szene, wo wir so tun, als würden wir eine Hexe suchen.«

Sein bester Freund schüttelte den Kopf und konnte sich dennoch ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Gut, aber ich trage kein Dirndl.«

»Ach komm schon. Du siehst bestimmt großartig mit deinen langen Stelzen in einem Dirndl aus.« Dag lachte, wobei er kurz wieder über einen Wurm rutschte.

Wir sind wie Brüder von verschiedenen ElternWhere stories live. Discover now