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„Wie betrunken bist du wirklich?", frage ich Sophia lächelnd und zünde mir eine Zigarette an. Diese schaut mich grinsend an und murmelt:" Ach, ich hatte eine Therapiesetzung mit meiner besten Freundin. Da musste ich zum Glas greifen." Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen in die Höhe und warte darauf noch mehr zu hören. Sophia hingegen streckt mir ihre Hand entgegen und säuselt: „Es ist sehr schön dich zu sehen. Ich wollte dich nicht ghosten, aber meine beste Freundin hat mich ein wenig verunsichert." Ich schaue sie nur noch verwirrter an und frage: "Wieso genau?" Sie überlegt einen Moment und sagt schließlich: "Weißt du, Cassy denkt über verschiedene Situationen fünfmal nach und kommt auf Gedanken, die mir niemals einfallen würden. Das verunsichert mich einfach." Ich nicke, nur noch verwirrter. "Was wird jetzt aus uns?", frage ich leise und lehne mich an die Hauswand. Sophia streicht mit ihren Fingern über meine Wange und flüstert: "Ich weiß es nicht Larissa. Ich habe Angst, enorme Angst. Ich will dich, aber irgendwas hindert mich daran. Ist es die Angst vor einer Beziehung, dass ich mich wieder abhängig mache oder weil du so jung bist? Ich weiß es einfach nicht. Ich wünschte ich könnte dir eine klare Antwort geben. Ich bin sie dir schließlich schuldig, aber es geht nicht." Heiße Tränen rollen meine Wangen hinunter. Ist das das Ende von unserer Affäre, die gerade mal paar Monate ging? 

"Sophia, ich kann das gerade nicht. Bitte, sprich mit mir, wenn du dir endlich sicher bist. Und wenn du nicht bereit für eine Beziehung bist, dann ist das so. Ich kann das aber nicht ewig. Diese geheime Affäre, die wir haben, wird mich auf Dauer zerstören. Das weiß ich.", erkläre ich langsam, während unkontrollierte Tränen fliesen. Sophia hat schon längst aufgegeben meine Tränen wegzuwischen. Sie lehnt ihre Stirn an meine und flüstert: "Fuck Larissa, es tut mir so leid. Ich bin so unfair dir gegenüber." Sie küsst meine Nasenspitze. Dann wandern ihre Lippen zu meinem Mund, der sie schon lange erwartet. Auch, wenn die Situation absolut nicht passt, küssen wir uns innig. Wir küssen uns minutenlang. Als müssten wir den Geschmack unserer Lippen speichern. Es ist ein verzweifelter Kuss unter Trauer, der nach Tränen schmeckt. Der Moment ist von einer schweren, fast greifbaren Stille umgeben, während die Welt um einen herum zu verschwinden scheint. Unsere Lippen berühren sich, doch der Kuss ist nicht voller Leidenschaft – vielmehr ist er erfüllt von Schmerz und Sehnsucht. Jede Berührung ist zart, aber auch voller Dringlichkeit, als ob dieser Kuss die letzte Verbindung zu uns darstellt. Tränen mischen sich mit der Zärtlichkeit, fließen über unsere Wangen und hinterlassen salzige Spuren auf der Haut. Der Kuss wird von meinem leisen Schluchzen begleitet und in diesem Augenblick scheinen all die unausgesprochenen Worte und unerfüllten Hoffnungen in der Luft zu liegen.

Ihre Trauer drückt schwer auf meine Brust, während sich die Körper näherkommen, als ob sie versuchen, sich gegenseitig zu halten. Doch trotz der Verzweiflung gibt es auch eine seltsame Trostlosigkeit in der Intimität – ein stilles Versprechen, dass man in diesem Moment nicht allein ist. Es ist ein Kuss, der sowohl schmerzlich als auch schön ist, ein letzter Ausdruck von Liebe und Verlust, der in der Luft schwebt und im Gedächtnis bleibt, lange nachdem sich die Lippen getrennt haben. "Es tut mir so leid.", flüstert Sophia noch einmal. Auch, wenn es das schlimmste ist, was ich tue, gehe ich. Ohne ein Wort zu sagen, gehe ich in die Bar zu Sven. Der sieht sofort, dass meine Augen glasig sind und kommt auf halbem Weg entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, schließt er mich in die Arme und hält mich. "Lass uns gehen.", flüstert er traurig und zieht mich durch die Menschenmenge. Auf dem Weg nach draußen, sehen wir Sophia und ihre beste Freundin. Sophias Augen treffen meine. So viel unausgesprochenes liegen in ihnen. Mit ihrem Mund formt sie Worte, die ich nicht entziffern kann, da meine Sicht wieder verschwommen wird. Ich sehe nur noch Cassys mitleidigen Blick, bevor wir die Bar verlassen und die Kälte sich um mich legt. 


Sorry, dass so lange nichts kam. Die letzten vier Wochen war einiges los :( 

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt