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Als ich das Telefonat beende, atme ich erleichtert aus. Jetzt heißt es nur noch warten. Mein Herz rast immer noch, aber ich versuche mich zusammenzureißen. Sophia sitzt noch immer zusammengesunken auf dem Boden, ihren Kopf in die Hände gelegt. Völlig erschöpft und gebrochen. Ich gehe zu ihr, knie mich hin und lege eine Hand auf ihre Schulter. Sie reagiert nicht wirklich, scheint in einer eigenen Welt gefangen zu sein. „Sie kommen gleich, Sophia", sage ich ruhig, obwohl die Panik in mir schreit. „Du bist nicht allein, okay? Ich bin hier bei dir.", flüstere ich noch hinterher. Ein leichtes Nicken, mehr ein Zucken ihrer Schultern, ist alles was ich bekomme. Ich weiß, dass sie sich schämt und es bricht mir das Herz sie so zu sehen. Sie ist so lange so stark gewesen und jetzt scheint alles auseinanderzufallen.

Ein paar Minuten später klopft es laut an der Tür und ich springe auf, um sie zu öffnen. Zwei Sanitäter stehen draußen mit ernsten Gesichtern und einer Ausrüstung, die mich sofort an die Schwere der Situation erinnert. Ich trete zur Seite, lasse sie herein und führe sie zu Sophia. „Sie hat Pepp genommen... Ich weiß nicht wie viel...", stottere ich. Meine Stimme ist zittrig, aber ich versuche, klar zu bleiben. Die Sanitäter knien sich neben Sophia, stellen ihr einige Fragen, messen ihren Puls und ich stehe daneben, fühle mich hilflos. Ich möchte irgendetwas tun. Etwas, was mehr ist, als nur still daneben zu stehen. Sophia antwortet kaum, sie scheint völlig erschöpft, ihre Augen halb geschlossen. Ein Sanitäter nickt dem anderen zu.

„Sie hat Glück, dass sie rechtzeitig Hilfe bekommt. Wir werden sie vorsichtshalber ins Krankenhaus bringen und dort stabilisieren und eine Weile überwachen.", sagt einer der Sanitäter zu mir, während sie Sophia auf eine Trage heben. Ich nicke stumm, meine Kehle wie zugeschnürt. Ich sehe zu, wie sie Sophia vorsichtig durch die Wohnung tragen und in mir tobt ein Sturm aus Angst, Schuldgefühlen und Sorge. Als sie durch die Tür verschwinden, merke ich, dass ich kaum atmen kann. Ich folge ihnen hinaus, bleibe aber an der Schwelle stehen, sehe, wie sie Sophia in den Krankenwagen schieben. „Kann ich mitfahren?", frage ich schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Einer der Sanitäter dreht sich zu mir um und nickt: „Natürlich. Setzen Sie sich nach hinten. Sie ist stabil. Es ist gut, wenn jemand bei ihr ist." Ich steige in den Wagen, setze mich neben die Trage, auf der Sophia liegt. Sie ist blass und ihre Augen geschlossen, aber ihr Atem geht gleichmäßiger. Der Rettungswagen setzt sich in Bewegung und ich starre auf ihre Hand, die neben ihr auf der Trage liegt. Zögerlich greife ich nach ihr, halte sie fest.

„Du wirst wieder gesund, Sophia. Wir schaffen das zusammen. Es wird alles gut.", flüstere ich leise, als ob meine Worte irgendwie die Realität ändern könnten. Die Fahrt zum Krankenhaus fühlt sich endlos an, obwohl es wahrscheinlich nur Minuten sind. Jeder Atemzug, den Sophia nimmt, bringt mich ein wenig zur Ruhe, aber die Angst um sie bleibt in mir wie ein schwerer Stein. Als wir schließlich ankommen, werde ich angewiesen im Wartebereich Platz zu nehmen, während sie Sophia hineinbringen. Und so sitze ich alleine mit nichts als meinen Gedanken und der Hoffnung, dass sie wieder zu mir zurückkommt.

SophiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt