Der Quidditch-Pokal

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"Du willst, dass ICH dich unterrichte?", wiederholte ich Harry entsetzt. "Ja. Du kannst doch Okklumentik", entgegnete der Schwarzhaarige, als wir aus Zauberkunst kamen. Wir mussten einen Umweg gehen, da der Korridor noch immer ein Sumpf war und die Zwillinge niemandem verraten hatten, wie man ihn loswurde. "Schon, aber ich kann das doch nicht so wie Snape. Ich bin kein Lehrer. Außerdem müsste ich dafür den Spruch Legilimens verwenden, und der zählt zur Schwarzen Magie", erklärte ich. "Aber du kannst den Zauberspruch?", hakte Harry nach. Ich nickte. "Malfoy und ich haben ihn uns selbst beigebracht, als wir vor zwei Jahren zusammen Okklumentik erlernt haben", antwortete ich. "Gut, dann unterrichtest du mich jetzt. Wird ja keine merken, oder? Und Sirius und Lupin haben gesagt, dass ich das unbedingt weiter üben muss", meinte der Gryffindor. Wir bogen in einen Gang ab, der mit Stinkbombem zugemüllt war. Peeves nahm seine Aufgabe wohl sehr ernst. "Oke, ich kannst ja mal versuchen. Aber erhoffe dir nicht zu viel", warnte ich meinen Freund.

Mit langsamen Schritten ging ich auf den Tisch zu, an dem Hermine saß, und setzte mich ihr gegenüber. Natürlich bemerkte sie mich, doch sie schaute nicht von ihrem Aufsatz hoch. Ich schaute nochmal unsicher zu Ginny ginüber, die auf dem Sofa neben Neville saß und mir einen Daumen hoch zeigte. Ich holte tief Luft und räusperte mich laut, bevor ich es mir anders überlegte. Hermine ignorierte mich weiterhin. "Hermine?", fragte ich und klang dabei weniger selbstbewusst als ich es vorhatte. Ich wusste, dass sie mir zuhörte, obwohl sie mich nicht anschaute. Ihre Haare fielen vor ihr Gesicht, so dass ich ihren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. "Ich... ähm... wollte fragen, ob wir unseren ganzen Streit vielleicht einfach beenden können? Ich erwarte nicht von dir, dass du dich entschuldigst, aber ich werde das garantiert auch nicht tun! Ich geb's nicht gerne zu, aber ich vermisse dich. Ich möchte gerne wieder deine beste Freundin sein und mit dir lästern, mit dir über meine und deine Probleme reden und vor allem möchte ich wieder mit dir gemeinsam lachen", sagte ich. Als Hermische aufschaute und sich die Haare aus dem Gesicht strich, sah ich, dass ihr Tränen über die Wange liefen. "Ich hab dich auch vermisst", schiefte sie und stand auf. Dann kam sie auf mich zu und umarmte mich. Es tat gut, endlich wieder in den Armen meiner besten Freundin zu sein. "Ich hab dir so viel zu erzählen", meinte die Gryffindor, als wir uns lösten. Sie nahm ihr Buch, packte mien Handgelenk und zog mich Richtung Schlafsaal. Auf dem Weg schaute ich noch kurz zu Ginny und gab ihr einen Luftkuss als Dankeschön. Wenn sie mich nicht überredet hätte, wären wir jetzt immernoch zerstritten. Ich hatte nicht erwartet, dass es so einfach ging, sich mit Hermine wieder zu vertragen, aber umso besser. Wir setzten uns auf ihr Bett und sie holte ein Päckchen Briefe aus der obersten Schublade ihres Nachttisches heraus. "Von wem sind die?", wollte ich wissen. "Von Viktor. Wir haben die letzten Wochen wieder viel miteinander geschrieben...", antwortete die Braunhaarige und wurde etwas rot. "Und du hast sie alle aufgehoben?", hakte ich nach. Sie nickte. "Darf ich sie lesen?", fragte ich. Hermine nickte erneut. Viktor Krum erzählte von seinem anstrengenden Training und erwähnte dabei immer wieder, dass er Hermine vermisste und sie gerne wiedersehen würde. "Und was hast du ihm geschrieben?", fragte ich. "Ähnliches. Dass ich mein Berufberatungsgespräch hatte, dass wir uns gestritten haben, dass ich für die ZAGs lerne und dass ich ihn auch vermisse..." Während sie redete, wurde sie immer leiser. "Und hast du vor, ihn in den Sommerferien zu treffen?", meinte ich. Sie zuckte mit den Schultern. "Kann doch nicht schaden, oder?", sagte sie. Ich lachte. "Willst du denn was von ihm?", fragte ich weiter. Hermine zuckte erneut mit den Schultern.

Die nächsten Wochen waren wirklich eine Plage. Ich hatte kaum noch Freizeit, denn entweder saß ich in der Bibliothek und bereitete mich auf die ZAGs vor oder ich hatte Quidditch-Training. Nachdem Hufflepuff Slytherin knapp besiegt hatte, hatten wir nun doch wieder eine Chance auf den Quidditch-Pokal. Aber dafür mussten wir Ravenclaw schlagen. Außer Angelina schien im Team kaum noch einer Hoffnung zu haben, was kein Wunder war, denn Rons Leistungen als Hüter waren momentan wirklich unterirdisch und auch unsere Treiber konnten gar nichts. Als es dann soweit war und sich das Team in der Umkleide versammelt hatte, waren wir alle ziemlich nervös. "Okay, Leute!", rief Angelina. "Wir gewinnen dieses Spiel, verstanden? Das ist mein letztes Jahr hier und ich möchte mit einer Trophähe hier rausgehen! Also gebt euer bestes, dann schaffen wir das!", hielt sie ihre Rede. Und dann marschierten wir raus aufs Spielfeld. Lee Jordan kommentierte wie üblich, doch er wirkte sehr trübseelig, seitdem Fred und George weg waren. Wir stellten uns auf unsere Positionen und Angelina und Roger Davies gaben sich die Hand. Ich schaute hoch zu den tribühnen und suchte sie nach Hermine und Harry ab. Ich entdeckte sie bei den Gryffindors, weiter hinten. Auf Madam Hoochs Pfiff schossen alle Besen in die Höhe. Davies schnappte sich den Quaffel und wich mir aus. Er kämpfte sich durch  zu den Torringen und wich somit auch Alicia und Angelina aus, und warf ein Tor. Lee fluchte ins Mikrofon. Niedergeschlagen schaute ich erneut zu Hermine und Harry, doch sie waren nicht mehr da. Ich konzentrierte mcih wieder aufs Spiel. Als Angelina den Quaffel hatte, warf sie geschickt zu mir und ich flog so schnell ich konnte nach vorn zu den Ringen, wo ich zu Alicia passen wollte, doch genau in dem Moment, stieß mich jemand an, so dass ich fast vom Besen fiel. Ich verlor kurz das Gleichgewicht und der Quaffel fiel in die Tiefe, wo ihn ein Jäger der Ravenclaws auffing. Cho Chang hatte ich angerempelt und grinste nun schelmich und provokant zu mir herüber. Als ich nach vorn flog, flog ich absichtlich an ihr vorbei und rempelte sie auch ein wenig an, wenn auch nicht so doll wie sie es bei mir getan hatte. "Du Schlampe!", zischte sie und rempelte mich an. "Ich hab dir nie was getan! Dass Harry nichts mehr mit dir zu tun haben will, hast du dir selbst zu verschulden!", sagte ich und bekam den Quaffel von Alicia zugepasst. Ich flog nach vorn, Cho dicht neben mir. Dann passte ich zu Angelina herüber, die weiterflog. "Wer's glaubt! Du hast ihm doch andauernd eingeredet wie scheiße ich bin!", sagte Cho. "Hab ich nicht!", giftete ich. "Du verteidigst eine Verräterin, Chang, was erwartest du von Harry?", miente ich. "Nicht, dass er auf dich hört!", fauchte die Ravenclaw. "Tut er nicht! Ich habe nicht vor, mich in Harrys Liebesleben einzumischen!", fauchte ich zurück. "Lügnerin! Du hast ihn mir ausgespannt, das sieht doch jeder Blinde! Wenn du nicht gewesen wärst, wären wir jetz glücklich zusammen!", giftete sie. Angelina warf ein Tor, doch auch als ich zu Davies flog, der den Quaffel hatte, folgte Cho mir. "Ihr wärt jetz glücklich zusammen, wenn du nciht so dumm gewesen wärst, Marietta mit zur DA zu nehmen! Oder zumindest wenn du sie hinterher nicht noch verteidigt hättest!", fauchte ich. "Sie ist meine beste Freudnin!", giftete Cho. "Sie ist eine Verräterin! Wie kannst du ihr jetzt noch trauen? Wie kannst du mehr zu ihr als zu Harry halten?!", widersprach ich ihr. "Du willst Harry doch nur für dich! Du bist eifersüchtig auf mich!", schrie Chang. "JETZT HALT DOCH ENDLICH MAL DIE FRESSE!", schrie und flog im Sturzflug auf Davies zu. Ich kam von oben und schnappte ihm den Quaffel aus der Hand. Dann wendete ich meinen Besen mit einer scharfen Kurve und flog auf die Tore Ravenclaws zu. Ich zielte auf den linken Ring und traf! Ginny flog an mir vorbei und klatschte kurz mit mir ab. Cho war noch immer am anderen Ende des Felds. Ich war zu schnell für sie gewesen. Revenclaw flog gefährlich schnell auf unsere Ringe zu. Ich kam nicht hinterher, ich musste auf Ron hoffen... der Quaffel flog durch den rechten Ring. Lee fluchte laut und auch Ron schien sich zu ärgern. Cho kam wieder auf mich zugeflogen. "Was willst du eigentlich von mir?!", fragte ich genervt. "Du bist also nicht in Harry verliebt?", hakte sie nach und diesmal in einem ruhigen Ton. "Nein", antwortete ich und flog wieder in Richtung Tor, sie folgte mir. "Dann sag mir bitte was ich tun kann, damit er mir verzeiht", sagte sie. Ich sah sie etwas überrascht an. Doch aus dem Augenwinkel konnte ich Ginny sehen, die sich in die Tiefe stürzte. Hatte sie den Schnatz gesehen? Ich musste Cho ablenken! "Ich weiß nicht... rede einfach mit ihm. Erklär ihm, dass du ihm was bedeutest und so'nen Kram", meinte ich. "CHO!", rief Davies laut und flog an uns vorbei. Dabei zeigte er auf Ginny. Cho realisierte sofort und flog so schnell sie konnte in die Richtung des Schnatzes, doch sie war noch lange nicht auf Ginnys Höhe, als diese den Schnatz fing und das Spiel beendete. Ich flog zu Boden und umarmte die Rothaarige stürmisch. "Gryffindor hat gewonnen! Gryffindor hat tatsächlich gewonnen! Wir gewinnen den Hauspokal! Wir gewinnen ihn, Professor, haben Sie das gesehen?!", rief Lee glücklich in sein Mikrofon. Unser ganzes Team hatte sich um Ginny versammelt und schrie und freute sich unter dem tosenden Applaus des Publikums. Cho pfefferte gerade ihren Besen auf den Boden und fing an vor Wut zu heulen, als Professor McGonagall mit dem Quidditch-Pokal in den Händen auf uns zu kam. Angelina nahm den Pokal entgegen und hielt ihn hoch. "Fantastisches Ablenkungsmanöver", lobte meine Hauslehrerin mich. Es war nicht geplant, aber gut.

Lee hatte im Gemeinschaftsraum eine riesige Feier mit Tanzfläche und Buffet organisiert, so dass es sehr laut wurde. Ich tanzte gerade mit Ginny, als Hermine und Harry durchs Portraitloch herein kamen. Ron stürmte sofort auf die beiden zu und zeigte ihnen unseren Pokal. "Wo wart ihr?", fragte ich Hermine, als die Jungs sich ein Butterbier holen gingen. "Hagrid hat uns Grawp, seinen Halbbruder vorgestellt. Das ist ein Riese, den Hagrid im Wald hält... daher kommen auch seine ganzen Verletzungen immer. Hagrid rechnet jeden Tag damit, rausgeschmissen zu werden, also hat er uns gebeten, uns um Grawp zu kümmern, ihn zu beschäftigen, zu füttern und ihm Englisch beizubringen! Und natürlich mussten wir ja sagen...", erklärte die Gryffindor. "Aber sag es Ron noch nicht, er freut sich gerade so", meinte Hermine. Ich nickte. "Ich gehe glaub ich schon mal schlafen, ich habs nicht so mit Feiern", fügte sie noch hinzu und ging dann hoch. Irgendwann wurde es so spät, dass nur noch Fünftklässler, Sechstklässler und Siebtklässler hier waren. Ich wusste nciht woher, aber irgendwie hatten sie es auch geschafft, an Alkohol zu kommen... und spielten jetzt sehr verrückte Spiele. Neville und ich waren wohl die Einzigen, die nichts tranken, obwohl Ron alle fünf Minuten kam und uns etwas anbot. Neville erzählte begeistert von seinen Pflanzen, di eer jetzt bei sich zu Hause angebaut hatte. Irgendwann setzte Harry sich zu uns. Ron stand bei Dean, Seamus und mehreren Sechstklässlern. "Müde?", fragte ich den Schwarzhaarigen. Harry schürttelte den Kopf, gähnte dabei allerdings. "Komm, du solltest schlafen gehen", lachte ich und zerrte den Schwarzhaarigen hoch. "Ich komme auch gleich", sagte Neville und ging hinüber zu den anderen. "Boar, du hast echt Mundgeruch", grinste ich, als wir im verlassenen Schlafsaal der Jungs ankamen. Harry zuckte nur mit den Schultern. "Ihr wart also bei Hagrid, hm?", miente ich und reichte Harry seinen Schlafanzug. Dann drehte ich mich um, damit er sich umziehen konnte. "Jaah, Grawp is'n gefährlicher Typ. Und sooo groß", meinte Harry. Er war wirklich betrunken. "Denkst du, Umbrigde wird Hagrid wirklich rauswerfen?", fragte. "Hermine hat gesagt, wenn Umbridge von Grawp wüsste, hätte sie jedenfalls einen Grund dazu", erwiderte Harry. Es krachte kurz. Harry war irgendwo gegen gelaufen. Ich drehte mcih um, um zusehen, ob es ihm gut ging. Harry war gegen den Bettpfosten gelaufen. Ich kam zu ihm und drückte ihn aufs Bett. "Du solltest jetzt wirklich schlafen", sagte ich. Harry stellte sich wieder hin und umarmte mich. Überrascht von dieser plötzlichen unerwarteten Geste umarmte ich ihn zurück. "Du riechst gut", flüsterte er an mein Ohr. Ich lachte auf. "Ich hab Quidditch gespielt, ich müsste nach Schweiz stinken", grinste ich. Seine Sinne waren wohl sehr betäubt. Harry schaute mir direkt in die Augen. "Ist etwas?", fragte ich. Irgendwie wurde mir die Situation immer unanagenehmer. Harry bäugte sich zu mir hinunter und tat etwas völlig unerwartetes - er küsste mich. Völlig perplex stand ich da, nicht fähig mich zu bewegen. Harry löste sich nicht aus dem Kuss, legte seine Hände an meine Tallie und fuhr dann mit ihnen unter mein Shirt und weiter nach oben. Panik stieg in mir hoch und ich löste mich aus dem Kuss und ging einen Schritt zurück. Ohne zu überlegen rannte ich aus dem Raum und direkt in meinen Schlafsaal, wo ich mich auf mein Bett setzte. Erst jetzt bemerkte ich, wie ich zitterte. Mir war kalt und mein Herz pochte wild gegen meine Brust. Hermine, Lavender und Parvati schliefen alle schon. Ich zog mich schnell um und kroch dann unter meine Bettdecke. Was war da eben passiert? Es ging alles so schnell. Harry hatte mich geküsst... er war betrunken, aber richtig! Und seine Hände... er war damit unter meinem Shirt gewesen...

Emily Lily Black und die Wahrheit ihres SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt