Die Aufnahmezeremonie ins Rudel ist jetzt zwei, Nein drei, vier?! Ach egal, sie ist jetzt ein paar Wochen her und Billy, das ist der Mann im Rollstuhl, ich habe endlich seinen Namen rausgefunden, sagt, dass ich mich schon richtig gut eingebracht habe und man denken könnte, ich sei schon ewig ein Mitglied. Heute war der letzte Schultag vor den Ferien. Endlich!
Mal wieder völlig in Gedanken versunken, saß ich an meinem offenen Fenster und ließ meine Beine baumeln. Eine angenehme leichte Brise war zu spüren und ich musste aufpassen, dass sie mir nicht meinen Rock hochwehte. Die letzten Sommerwochen waren angebrochen und bald würde es schwerer werden, das 'heiße' Blut der Wölfe zu verstecken, Leah hat mir erzählt, dass sie selbst im Winter bei Minusgraden in nichts weiter als Jeans und T-shirt durch die Gegend laufen würde, was für mich noch unvorstellbar schien.
"Hallo Prinzessin", erschrocken darüber, dass es jemand wagt mich aus meinen Gedanken zu reißen, drehte ich mich um. Seth stand im Türrahmen. "Deine Eltern haben mich bei euch zum Abendessen eingeladen", grinste er und kam langsam auf mich zu. "Was haben meine Eltern?! Und wer hat dich hier überhaupt reingelassen?!", fragte ich ihn grinsend und er fing gespielt an zu Schnaufen: "Wenn du nicht willst, dass ich hier bin und bleibe, dann gehe ich eben wieder!" Er drehte sich um und ich kletterte blitzschnell von meiner Fensterbank und sprang ihm lachend auf den Rücken. Ebenfalls lachend ließ er sich auf mein Bett fallen und sah mich schelmisch grinsend an, als ob er erwarten würde, dass ich ihn küsse. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. Und er zog mich zu sich und küsste mich einfach. Ich erwiderte genießerisch und als wir uns lösten, wurde auch schon zum Essen gerufen.
Wir machten einen Wettlauf nach unten. Er lief vor mir und blieb so ruckartig stehen, dass ich in ihn rein lief und fast rückwärts wieder auf die Treppe fiel. "Was ist los?", fragte ich ihn und folgte ihm als er langsam weiter ging und scharf die Luft einzog. Ich schnupperte auch in der Luft und roch, was nicht hätte hier sein dürfen.
"Warte hier", sagte Seth leise und ich schüttelte den Kopf und antwortete ebenso leise: "Spinnst wohl... Das ist mein Haus!" Ich schlüpfte an ihm vorbei, sprang die letzten Treppenstufen runter und merkte wie Seth, der mich am Handgelenk fest-und aufhalten wollte, mein Handgelenk knapp verfehlte und mir fluchend hinterher lief. Diesmal war er es, der mir hinten rein lief, als ich die Tür zum Esszimmer öffnete und ihn erblickte. Er saß am Esstisch und blickte uns an. Er grinste wie blöd und ich hätte ihn dafür in Stücke reißen können, sogar vor den Augen meiner Familie. Unser Hund Barny wäre damit bestimmt einverstanden gewesen, denn er saß auf der anderen Seite des Zimmers und funkelte und knurrte ihn an. Mir stockte der Atem. 'Was macht der hier?! Was will er?!', dachte ich und von Seth kam die Antwort: 'Keine Ahnung... Aber ich mach ihn fertig!'
Wir standen weiterhin in der Zimmertür und meine Mutter, die gerade eine Schüssel mit Blumenkohl auf den Tisch gestellt hatte drehte sich um. "Alissa, Seth, warum steht ihr denn da wie angewurzelt rum?! Kommt rein, das Essen wird sonst noch kalt...", sagte sie.
Ich versuchte möglichst normal zu klingen und sah sie an: "Was gibt es denn heute?!"
Meine Mutter lächelte. "Heute gibt es vegan!", verkündete sie voller Enthusiasmus und mir viel alles aus dem Gesicht. "Ich habe beschlossen, die nächsten Wochen nur noch vegan zu kochen, ist das nicht toll? Lissy hat mich überzeugt, dass das die richtige Art der Ernährung ist", ich sah Seth an, der den gleichen entgeisterten Gesichtsausdruck wie ich hatte und hörte IHN hinter mir leise auflachen. "Ja... Ganz toll Mama...", antwortete ich ihr und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Ich hatte in der letzten Zeit so viel Fleisch, wie noch nie in meinem Leben gegessen, einfach weil mir die anderen Sachen nur noch in geringen Mengen schmeckten, Wolfssache halt. Allein bei dem Gedanken an das ganze Grünzeugs und Gemüse, wurde mir schlecht und ich hätte mich beinahe übergeben, aber ich riss mich zusammen und setzte mich mit Seth an den Tisch.
Auch meine kleine Schwester kam jetzt endlich ins Zimmer, meine Große saß schon lange. Sie saß neben IHM. Ich funkelte ihn an und wusste, dass Seth und ich ihn beide nicht aus den Augen ließen. Seit dem letzten Vorfall bei meiner Prüfung und dem, der erst vor ein paar Tagen passiert war, hassten wir sie. Wir hassten VAMPIRE. Und einer saß jetzt hier mit uns am Esstisch. In einem Haushalt mit Wölfen. Das gabs doch wohl nicht...
"Na dann sind wir ja vollständig", sagte meine Mutter als mein Vater auch endlich den Raum betrat und sich an den Tisch setzte. "Clary, magst du ihn einmal vorstellen?!", fragte Mama meine große Schwester und sie nickte leicht grinsend. "Das ist Carlos, mein neuer Freund", bei den letzten Worten sah sie ihn verliebt lächelnd an und ich hatte schon wieder das Gefühl ich müsste mich übergeben. Carlos, der andere 'Neue' neben Nathan bei den Cullens zu Hause, grinste uns wie blöd an und sagte: "Hallo, schön euch kennen zu lernen." Ich funkelte ihn an und hörte Seth neben mir leise anfangen zu Knurren. Ich trat ihm unterm Tisch, so gut ich konnte, gegens Schienbein und er verstummte sofort. "Ma? Ich habe heute Abend keinen Hunger... Wir wollten heute noch zu Seth gehen... Kann ich nach dem Essen direkt meine Sachen packen?", fragte ich, da ums Essen rum kommen wollte, weil ich echt keine Lust auf 'vegan', wie meine Mutter ihre Ansammlung an Gemüse und Grünzeug so schön nannte, hatte. Meine Mutter sah mich an und antwortete: "Ist in Ordnung, aber du kannst bitte wenigstens eine Kleinigkeit essen." Ich nickte und wir fingen an zu essen. Naja, wenn man das Herunterquälen des Grünzeugs, welches mein Essen eigentlich essen sollte, essen nennen kann.
Als wir endlich fertig waren, ging ich schnell meine Sachen zusammen sammeln, ließ mich dabei aber nicht von Carlos und Seths Gedanken ablenken. Ich würde es sofort mitbekommen, wenn sie anfingen sich zu streiten. Ich hörte beim T-Shirts für die nächsten Tage einpacken, wie meine Mutter in den Wäschekeller stapfte, meine kleine Schwester ging kurz danach in ihr Zimmer und mein Vater musste einen Spaziergang mit Barny machen. Mist, jetzt war nur noch Clary unten, zwischen den beiden. 'Bitte, bitte geh nicht', dachte ich flehend, als ich sie hörte: "Ich bin gleich wieder da", und sie verließ das Wohnzimmer. 'Verdammt!', ich sprang auf und rannte nach unten. Ich wusste, dass Seth sich nicht zurückhalten würde, wenn er nicht müsste. Und sein Hass würde zumindest zum verwandeln reichen, das mitten im Esszimmer, echt ein 'No Go'. Schneller als ich es erwartet hatte stand ich im Esszimmer. Was ich jetzt weiter machen würde: Keine Ahnung... Ich hatte gehofft, sie würden sich nicht weiter kappeln, wenn ich dazu kommen würde, aber meine Anwesenheit machte das ganze auch nicht besser. Ich sah die beiden an. Sie standen hinter dem Tisch und funkelten sich an. Carlos in Angriffshaltung und Seth, als ob er sich gleich verwandeln würde. Was sollte ich denn jetzt machen?! GEDANKEN!!! Spitzen Idee! Ich fing leicht an zu lächeln und konzentrierte mich auf Carlos Gedanken: 'Dieser mistige Wolf! Der macht eine falsche Bewegung und ich bin ihn los! Wie kann der es wagen in dieses Haus einzudringen?! Soll der sich davon fern halten! Wölfe sind kein guter Umgang für Clary!' Oh-Oh... Die Gedanken des Vampirs waren eindeutig... Was sollte ich bloß machen?! Wieder dazwischen springen, wenn einer von beiden Angriff?! Es konnte sich ja nur noch um Sekunden handeln ehe was passierte... Ich sah mich um und suchte nach etwas, dass die beiden voneinander abbringen könnte... Ohne Erfolg...
Ich sah wieder zu den beiden, genau in dem Moment, als sie zum gegenseitigen Angriff ansetzten...
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Wolves - Eine von ihnen
WerewolfDies ist die Fortsetzung meiner ersten Story 'Wolves - Alleine unter Wölfen' und somit der zweite Teil meiner Trilogie. Was passiert, wenn Wolfsblut und Vampirgift aufeinander treffen?! Schon immer gibt es zwischen den beiden Seiten Auseinandersetzu...