Ich öffnete langsam meine Augen und mir schlug helles Licht aus dem gegenüberliegenden kleinen Fenster entgegen. Schnell machte ich meine Augen wieder zu und vernahm ein amüsiertes Grinsen von jemandem dessen Kopf sich direkt neben meinem Ohr befand. Ich zuckte zusammen und drehte mich blitzartig im Bett auf die andere Seite. Jetzt konnte ich ihn sehen. Seth. Der Spinner hatte mich so nah an sich ran gezogen, dass er seinen Kopf auf meinen hatte legen können. Ich lächelte ihn an und bekam ein schon halbwegs waches Lächeln und ein "Guten Morgen" zurück. Ich kicherte: "So schlecht geschlafen?!" Keine Antwort. Ich schüttelte grinsend den Kopf, gab ihm einen Kuss auf die Nase und kletterte aus seinem Bett. Langsam, damit ich nicht über die viel zu lange Schlafanzughose stolperte, stapfte ich ins Bad am Ende des kleinen Flurs.
Nach ca. 15 Minuten kam ich komplett frisch gemacht und umgezogen wieder heraus und ging wieder zu Seth. Er lag immer noch im Bett und murrte als ich grinsend auf ihn zu kam. "Nicht aufwecken!", murrte er und ich begann zu lachen. "Eigentlich hätte ich dich liebend gern aus dem Bett geschmissen, aber dann gehe ich eben alleine Jagen... Ich hab nämlich Hunger...", antwortete ich als ich langsam aufhörte zu lachen, machte kehrt und spazierte bester Laune aus seiner kleinen Hütte. Was ich dann sah, war irgendwie komisch... Es war leer. Kein einziges Rudelmitglied war zu sehen. Ich ging in die Mitte unseres Platzes und drehte mich einmal um mich selbst. Immer noch war niemand zu sehen. Ich konnte auch niemanden hören... Weder per Gedanken, noch so. Kein Atemzug war zu hören, außer mein eigener. Genauso wie mein Herzschlag, der immer schneller wurde. Schnell lief ich zurück in Seths kleine Hütte und in sein Zimmer. Er lag nicht mehr in seinem Bett. Ich suchte die komplette kleine Hütte nach ihm ab und rief mehrfach seinen Namen. Nichts. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Wie die anderen auch...
Nach einiger Zeit hatte ich endlich eine Spur gefunden. Eine Geruchsspur, der ich jetzt als Wolf verwandelt folgte. Ich drückte meine Nase so fest wie möglich auf den Fußboden um möglichst alle Gerüche aufzunehmen. Es war sehr anstrengend, aber ich musste mein Rudel finden. Wo waren die bloß?! Auch auf zahlreiche Gedanken-Kommunikationsversuchen hatte ich keine Antwort bekommen. Doch urplötzlich hörte ich eine Stimme in meinem Kopf. Es war Emilys Stimme. Sie schien fast zu schreien: 'Nein! Nein! Bitte tu mir nichts!' 'Emily! Wo bist du?', antwortete ich sofort, doch wieder bekam ich keine Antwort. Verdammt! Ich lief weiter durch den Wald, die Geruchsspur würde immer eindeutiger und verlor sich dann hinter der Grenze. Hinter der Grenze zum Territorium der Cullens. Mist! Ich werde da nicht alleine einen Fuß drauf setzen. Nie im Leben! Ich fing an zu jaulen. Streckte meine Nase in den strahlend blauen Himmel und jaulte.
Kurz danach machte ich mich, wieder zurück in einen Menschen verwandelt, auf den Rückweg, in der Hoffnung, die anderen wären mittlerweile wieder da. Gerade als ich den Platz in der Mitte, die Lagerfeuerstelle sozusagen, sehen konnte, hielt mir plötzlich von hinten jemand die Augen zu. Ich erkannte sofort Seths Geruch und meine Muskeln entspannten sich schnell wieder. Er führte mich mit verdeckten Augen ein Stückchen weiter und nahm seine Hände weg. Was vor mir war, konnte ich kaum glauben. Es war so süß. Jetzt erinnerte ich mich erst wieder daran. Man... Wie kann man das bloß vergessen?! Wie blöd muss man bitte sein?! Erst jetzt fiel mir auch wieder ein, was meine Mutter gesagt hatte und ich begann zu lächeln. Als ich nach ein oder zwei Sekunden des Denkens wieder bei klarem Verstand war, schlug ich mir die Hände vor meinen offenen Mund. Ich sah Seth an, der von hinten seine Arme um mich gelegt hatte und er grinste nur ganz breit. Meine Augen füllten sich langsam aber sicher mit Tränen und ich schüttelte den Kopf. "Das kann doch nicht wahr sein... OMG...", sagte ich leise mit vor Freude zittriger Stimme. Ich drehte mich komplett zu ihm um und umarmte ihn. "Danke", sagte ich mit immernoch zittriger Stimme. "Hey, hey, hey... Natürlich machen wir das für dich...", antwortete er, "aber ich hatte nicht vor zu duschen, du machst mich ganz nass", lachte er und schob mich ein bisschen von sich weg. Er sah mich an, wischte mir meine Tränen weg, nahm meinen Kopf in seine Hände und küsste mich. Ich erwiderte und mein ganzer Körper begann zu Kribbeln. Wir hatten uns noch nie vor so vielen Augen geküsst. Alles kribbelte und meine Hände begannen leicht zu zittern. "Ist doch alles gut", sagte er und nahm meine zitternden Hände in seine und strich mit seinen Daumen über meinen Handrücken. Er legte seine Stirn an meine und sah mir tief in die Augen. "Alles, alles gute zu deinem 16. Geburtstag meine Schöne", sagte er und wir drehten uns wieder zu den anderen.
Alle standen sie da. Jake, Leah, Mex, Billy, Emily und der Rest des ganzen Rudels. Jake und Leah hielten ein großes Stofftuch auf dem in bunten Buchstaben die Schrift "Happy Birthday" leuchtete. Emily hielt eine kleine Torte in den Händen und Mex ein paar kleine Geschenke. Hinter ihnen hatte sich das komplette Rudel aufgebaut und alle sahen Seth und mich an. Als würden sie etwas wissen, dass ich noch nicht wusste.
"Emily, ist alles gut bei dir?", fragte ich und stürmte auf sie zu. Sie nickte lachend: "Jaja, alles super... Das mit den Gedanken war nur, damit wir noch ein bisschen Zeit gewinnen können." Sie grinste mich an und ich schüttelte den Kopf.
Nach riesigem Trarrar, Gesinge, Buffet, Geschenke und, und, und, beschloss ich mit Seth zusammen zu meiner Familie zu gehen, da sie mir wohl auch sehr gerne gratulieren würden. Nun ging ich also Seths Hand haltend neben ihm her auf einem Waldweg. Irgendwie war er extrem ruhig. Sonst redete er ja auch gerne mal, aber heute gab er keinen Mucks von sich. Er ging einfach still und leise neben mir her. Sehr seltsam... Ich sah ihn immer wieder von der Seite an, aber irgendwie wirkte er ziemlich abwesend. "Seth, alles in Ordnung bei dir?", fragte ich ihn und er zuckte zusammen, er war wohl in Gedanken versunken gewesen... Komisch... Das ist doch sonst eher mein Part... "Jaja... Bin nur etwas müde", sagte er grinsend. "Müde?! Du?!", entgegnete ich ungläubig und er nickte: "Darf ich das etwa nicht?" "Doch, doch... Alles gut", antwortete ich, gab ihm einen Kuss auf die Wange und ließ es darauf beruhen. Wir waren mittlerweile nämlich schon fast bei mir zu Hause angekommen.
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Wolves - Eine von ihnen
WerewolfDies ist die Fortsetzung meiner ersten Story 'Wolves - Alleine unter Wölfen' und somit der zweite Teil meiner Trilogie. Was passiert, wenn Wolfsblut und Vampirgift aufeinander treffen?! Schon immer gibt es zwischen den beiden Seiten Auseinandersetzu...