Kapitel 24

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Das war so der Wahnsinn! Zum ersten Mal seit langem hatten wir wieder weiße Weihnachten! Endlich! Nachdem wir uns genug über die dicke Schneeschicht gefreut hatten saßen wir alle gemeinsam um das Lagerfeuer herum, um unsere ausgekühlten Körper wieder aufzuwärmen. Besonders Clarys Körper. Meine große Schwester lag schon lange tief verborgen in Embrys Armen. Ich dachte nach. Allerdings nicht über die Vergangenheit, sondern darüber, wann ich meine besten Freundinnen anrufen sollte. Da kam mir die perfekte Idee. Das würde mein Weihnachtsgeschenk für sie werden. Ich würde sie an Heiligabend anrufen und ihnen erzählen was passiert war, bzw. das ich am Leben war. Die werden sich freuen. Mit einem Grinsen auf den Lippen sah ich in die Runde. "Hey Leute", nahm ich das Wort an mich, "also, ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich würde gerne mal wieder so richtig jagen gehen!" Alle außer Embry stimmten mir zu und so begaben wir uns gemeinsam auf die Jagd. Wir entschieden kleine Grüppchen von 3 Personen zu bilden. Ich sollte mit Jake und Seth in einer Gruppe sein. Ich musste über die Zusammensetzung grinsen, hatten sie Angst, es würde wieder etwas passieren und sie müssten sich beschützen? Ich musste sofort breit grinsen und wollte mich endlich verwandeln, als jemand meine Hand packte und mich aufhielt. Ich drehte mich um. Vor mir stand Mex. "Mex... ich würde gerne Jagen gehen. Ich habe einen Mordshunger", sagte ich und versuchte mich loszureißen, doch Mex sah mich nur aus glasklaren Augen an. Langsam öffnete er den Mund: "Ally? Stimmt es, dass ein Junge namens Carter dich geschlagen und gefangen gehalten hat?"

Ich schluckte und hatte das Gefühl meine Kehle wäre eine einzige Wüste, so trocken war sie. Ich hatte ja gesehen, dass Carter und Mex anscheinend befreundet waren. Langsam und vorsichtig nickte ich und konnte sofort sehen, wie die Wut auf seinen Freund in ihm hochbrodelte. Ich wollte nicht, das er etwas unüberlegtes tat, denn in so einem Zustand war er zu Allem fähig, also versuchte ich meinen Verehrer vorsichtig wieder zu beruhigen, doch ohne Erfolg. Selbst die Tatsache, das ich Carter anzeigen wollte half nicht und sorgte letzten Endes dazu, dass er wutentbrannt davon stürmte. Einen kurzen Augenblick schaute ich ihm hinterher. Das konnte nicht gut ausgehen. Für einen winzigen Moment überlegt ich sogar Mex hinterherzulaufen. Doch irgendetwas in mir Drinnen hielt mich davon ab.

Danach schaute ich mich um. Na klasse! Alle anderen waren schon jagen gegangen und ich war die Letzte, die noch hier war. Ich lief los und verwandelte mich in einem Sprung in einen Wolf. Es war zwar helllichter Tag und es lag fast einen halben Meter hoch Schnee, doch das störte uns herzlichst wenig. Schließlich waren wir im Reservat. Okay, das ändert auch nichts an der Tatsache, das die Menschen, wenn nicht uns, unsere Spuren sehen würden, aber trotzdem störte es uns herzlichst wenig. Die Einzigen, die noch zu Hause waren, waren Billy, Emily und ein paar andere ältere Männer.

Nach einer halben Ewigkeit hatte ich die Jungs endlich eingeholt und schnappte Jake und Seth einen jungen Hirsch vor der Nase weg. Für mich war er leichte Beute gewesen, denn er war schon verletzt und wurde jetzt von den sich anschleichenden Jungs in meine Richtung getrieben. 'Danke Jungs', bedankte ich mich per Gedanken bei den Beiden und sah sie mit frechem Ausdruck in den Augen an. Als Antwort bekam ich ein Grummeln aus beiden Kehlen und gemeinsam machten wir uns ans Werk. Mex kümmerte mich derzeitig recht wenig, da ich nach so langer Zeit endlich wieder Jagen war und ich das Gefühl hatte meine Sinne würden von Gerüchen und Geräuschen überflutet werden.

Nach einiger Zeit kehrten wir von der Jagd zurück, mit vollen Bäuchen und ohne einen unangenehmen Zwischenfall.

Mex POV

Als Ally mir gesagt hatte, das es wirklich Carter gewesen war und nicht jemand mir fremdes, war die Wut in mir hochgekocht. Wie ein Vulkan, der kurz vorm Ausbrechen war.

Ich sprintete so schnell ich könnte durch den hohen Schnee, bis ich an der Straße angelangt war. Hier waren die Räumungsarbeiten schon im Gange und ich hatte einen nahezu frei geräumten Weg vor mir. Ich sprintete weiter. Nur eines im Kopf. Ich sprintete über die Brücke, die über den Kanal führte und durch die Stadt auf der anderen Seite. Die Straßen waren nahezu menschenleer. Ab und zu begegnete mir mal eine kleine Gruppe besoffener Jugendlicher, die mich komisch anstarrten, weil ich Oberkörperfrei durch die Kälte lief, aber mir war das egal. Es ging mir nur um Eines. An Carters Mehrfamilienhaus angekommen klingelte ich bei ihm Sturm. Doch niemand öffnete. Ich spürte, wie meine Wut auf meinen Freund immer größer wurde und entschied mich ihn zu suchen. Sein Geruch war schwer zu verfehlen und so fand ich ihn bald durch die Einkaufsstraße gehend auf der Suche nach den letzten Sachen, die er für sein einsames Weihnachtsfest brauchte. "Hey Mex, alter Freund", begrüßte er mich grinsend und wollte mit mir abchecken, doch danach war mir nicht zumute. Ich schubste ihn von mir weg. Er schaute mich verwirrt an. Das war meine Chance: Ich packte ihn an seiner Jacke und zog ihn mit mir in die nächste dunkle Gasse. Wütend funkelte ich ihn an. "Junge, bleib locker, was ist denn mit dir los?!", fragte er mich und schaute mich weiterhin leicht verwirrt an. "Das weißt du nicht?!", entfuhr es mir fast schon knurrend. Ich könnte ihn in Stücke reißen! "Nein! Woher denn auch?!", ich spürte wie langsam auch in ihm die Wut hochkochte. "Du. Hast. Meinen. Engel. Geschlagen. Sie. Eingesperrt. Und. Uns. Glauben. Lassen. Sie. Wäre. Tot!", fuhr ich ihn wütend an und schubste ihn gegen die Wand. Jetzt war auch er wütend. Ziemlich wütend. Er funkelte mich an. "Du bist der Verlobte von Ally?!?!", brüllte er mich schon fast an und kam auf mich zu.

"Nein! Aber sie ist mein Engel! Mein Sonnenschein!"

"Du weißt aber das sie verlobt ist oder?!", er schien fast schon amüsiert.

"Ja verdammt nochmal! Das hab ich dir doch erzählt! Genauso, wie ich dir erzählt habe, wie sie aussieht und wie sie heißt! Du hättest die Finger von ihr lassen müssen!"

"Du hast mir gar nichts zu sagen!", er baute sich vor mir auf.

"Niemand! Aber auch wirklich niemand! Fasst sie an oder zerstört ihr Glück! Mich macht es glücklich, wenn sie glücklich ist! Das ist Liebe! Das Wohle eines Anderen über das Eigene stellen! Aber doch nicht jemanden gefangen zu halten! Und ihn zu schlagen!"

Gerade als Carter wieder ansetzen wollte um etwas zu sagen, schlug ich ihm mitten ins Gesicht. Ich konnte meine Wut auf ihn nicht mehr unterdrücken. Als Antwort kam daraufhin bloß ebenfalls ein Schlag und so begann eine wilde Prügelei. Immer wieder schlugen wir gegenseitig aufeinander ein, gaben uns Kinnhaken und Tritte.

Er trat mir in den Bauch. Fest. Sehr fest. Und ich flog gegen die Wand hinter mir. Er war so naiv. Für einen Menschen war er stark, doch im Gegensatz zu Vampiren, gegen die ich auch schon gekämpft hatte, war es nichts. Er glaubte doch tatsächlich er könnte gegen mich gewinnen?! Unbeschadet, okay vielleicht nicht ganz unbeschadet aber zumindest zum Großteil, sprang ich wieder auf und trat ihm ebenfalls in die Magengrube. So ging das Spielchen hin und her, bis er am Boden lag. Er blutete und hatte ein blaues Auge, sowie massenhaft weitere Blessuren. Wie ich aussah wusste ich nicht. Doch es war mir auch völlig egal. Ich trat langsam an meinen Freund heran, der sich vor Schmerzen nicht mehr rühren konnte. "Fass. Nicht. Noch einmal. Meinen. Engel. An!", sagte ich wütend in dem ich mich zu ihm herunter beugte. Ich spuckte neben ihm auf den Boden und ging. Ich trat aus der Gasse heraus und trat meinen Weg nach Hause an. Es geschah ihm recht. Niemand bringt ihr Glück in Gefahr. Niemand! Ich hatte in der letzten Zeit, besonders in den letzten 24 Stunden gemerkt, wie schön es war Ally glücklich zu sehen, dass es mich auch glücklich machte. Es war ein wunderschönes Gefühl. Als ich das letzte Mal bei Carter war, wollte er Allys Verlobungsring haben, da er wusste, dass ich ihn hatte. Zum Glück hatte ich ihn nicht heraus gegeben, weil er mich so an meine Ally erinnert hatte. Jetzt würde sie ihn wieder bekommen.

Wolves - Eine von ihnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt