Kapitel 14

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Seth POV

Ich schrie. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib und wollte meiner Prinzessin hinterher springen, als ich plötzlich eine starke Hand auf meiner Schulter spürte, die mich von der Kante weg zog. Ich drehte mich um, um zu sehen, wer mich davon abhielt meine Prinzessin zu retten und blickte in das Gesicht von Nathan. Wütend knurrte ich auf: "Lass mich in Ruhe!"

"Du wirst da nicht hinterher springen", sagte er bestimmend.

"Du hast mir gar nichts zu sagen!", ich schlug seinen Arm von meiner Schulter und drehte mich, den Schmerz in meinem Fuß ignorierend, wieder zur Klippe.

"Du bleibst hier", er griff mich von hinten mit beiden Händen an meinen Schultern und warf mich schon fast gegen die Bäume, die in kleiner Entfernung des Abgrunds standen.

"Ich werde sie nicht ertrinken lassen! Sie kann das nicht überleben! Sie ist nicht wie du! Sie kann in diesen Wellen nicht über Wasser bleiben! Sie wird ertrinken!", schrie ich. Mir stiegen die Tränen in die Augen: "Sie wird sterben!"

Nathan sah mich an: "Ich verstehe dich, aber willst du dich etwa auch in den Tod stürzen?! Willst du ihr hinterher springen? Was wäre wenn sie überlebt, aber du stirbst?! Du bist das wichtigste, was es in ihrer Welt gibt, ihre Welt würde zusammenbrechen..."

Ich wusste was er sagen wollte, aber ich konnte nicht tatenlos daneben stehen, wenn meine Ally gerade ertrank. "Du kannst doch nicht mal richtig laufen", redete Nathan weiter, doch ich hörte ihm nicht mehr zu. Es wurde immer schwerer für mich meine Augen offen zu halten und ich merkte wie mein Körper zur Seite kippte. Ich spürte, wie mein Körper hart auf dem sandigen Boden aufkam. Danach wurde meine Sicht schwarz.

Nathan POV

Na klasse... Seth hatte sich am Fuß verletzt, das wusste ich, aber ich hätte nicht gedacht, dass er so viel Blut verloren hat, dass er in Ohnmacht fällt... Jetzt darf ich ihn zu Carlisle tragen... Was für ein Tag, ey! Erst verliere ich meine beste Freundin - für mich war sie das zumindest gewesen - weil sie von einer Klippe fällt und dann darf ich auch noch ihren Freund, einen Hund!, mehrere Kilometer weit, nach Hause, tragen... Super!

Vom den wütenden Gedanken schlugen meine Gedanken schnell in Trauer um, als ich realisierte, dass ich gerade Ally verloren hatte... sie hatte in so kurzer Zeit so einen wichtigen Platz in meinem Leben eingenommen... Es konnte doch nicht sein, dass ich sie jetzt einfach verloren hatte! Nein, das durfte nicht sein!

Mit Tränen in den Augen nahm ich den bewusstlosen Seth auf den Arm und rannte in Vampirsgeschwindigkeit in Richtung zu Hause. Ich wusste, dass die Wölfe in den Bergen waren und erst heute Abend zurück kommen würden, also lief ich zu mir nach Hause. Nach einiger Zeit war ich auch endlich dort angekommen. Seth war immernoch nicht bei Bewusstsein. "CARLISLE!", schrie ich und rannte ins Haus. Warum ich Allys Freund, einen Wolf, rettete?! Keine Ahnung... ich glaube, ich hoffte einfach, dass Ally es überlebte und sie danach in ihre heile Welt zurückkehren könnte... vielleicht war ich auch einfach nur vernünftig. Ich wusste Reneesme würde ausflippen, wenn sie hörte, dass ich einen von Jakes Brüdern hatte sterben lassen...

Carlisle und die anderen kamen alle sofort angelaufen und nach kurzer Zeit war Seth auch schon versorgt und kam langsam wieder zu Bewusstsein.

Seth POV

Langsam öffnete ich meine Augen. Helligkeit schlug mir entgegen und sofort roch ich die Bleichgesichter. Ich setzte mich schnell kerzengerade hin und konnte so langsam auch wieder scharf sehen. "Was mache ich hier?!", fragte ich und sah Dr. Cullen an. "Ach... du hattest ziemlich viel Blut verloren und Nathan hat dich gerettet", antwortete er freundlich und lächelte mir aufmunternd zu. Meine Erinnerungen an die letzten Stunden kamen alle auf einen Schlag zurück. Ally! Ich sprang von der Liege auf der ich lag und Panik stieg in mir hoch. Ein anderer Vampir, der in der Ecke stand sah mich an. "Nein... sie ist nicht hier... Nathan ist nicht wie ein lebensmüder hinter ihr her gesprungen...", sagte Edward. Ich senkte meinen Blick und fiel auf die Knie: "Nein... nein...", in meinem Inneren fühlte es sich an, als ob ein Stück meines Herzens herausgerissen wurde und mir der Sinn des Lebens genommen wurde. Meine Augen füllten sich mit Tränen. "Das darf nicht sein... NEIN!", schrie ich verzweifelt und meine Stimme brach vor Verzweiflung ab. Carlisle und Edward verließen beide stumm den Raum. Meine Ally! Warum gerade sie? Warum hätte es nicht jemand anderen treffen können?! Warum meine Prinzessin?! Ich spürte, wie sich in meinem Inneren mit jeder Träne, die ich um meine Ally weinte, eine immer tiefer werdende Schlucht bildete. In ihr ganz tief unten lauerte ein tiefes schwarzes Loch und schleichend umkam mich ein Gefühl von Kälte, Einsamkeit und Leere. Ich spürte einfach nichts mehr, außer meiner Trauer.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich da so saß, aber jetzt klopfte jemand an der Tür. Langsam hob ich den Kopf und sah, wer da den Kopf ins Zimmer streckte. "Oh Gott Seth.... Wie siehst du denn aus?", fragte mich Jakes wie gewöhnlich ruhige Stimme. "Hey Jake", ich versuchte ihn zumindest zur Begrüßung anzulächeln, "Warum bist du nicht bei der Wanderung vom Rudel?"

"Reneesme hat mir Bescheid gesagt, dass du hier bist..."

Ich nickte.

"Also, was ist los?", er hatte die Tür hinter sich wiederzugemacht und stand jetzt neben mir.

"Jake... deine... deine Schwester... also... Ally... Ally ist tot...", wieder senkte ich den Kopf und vergrub ihn in meinem Arm.

"Was? Seth, dass ist nicht lustig... darüber macht man keine Scherze", sagte er.

"Das ist kein Scherz, Jake! Sie ist von der Klippe an der Nordseite unseres Reservates ins tosende Meer gestürzt...!"

"Was?! Nein! Nein...", verzweifelt trat Jake gegen die Wand und gesellte sich danach zu mir auf den Fußboden. So saßen wir da. Trauernd um unsere Ally.

Irgendwie hatten wir es geschafft aus dem Haus herauszukommen und gingen jetzt immernoch traurig in Richtung Siedlung. Der Rest des Rudels war noch nicht zurück. Das wussten wir, also ließen wir uns Zeit und trauerten leise vor uns hin. Es konnte einfach nicht wahr sein...

Wolves - Eine von ihnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt