"Es trifft uns alle zutiefst und nur mit Entsetzen nahmen wir die traurige Nachricht entgegen. Unsere Auserwählte hat uns unfreiwillig verlassen müssen. Als Seth mir die genaue Situation unter Tränen erläutert hat, wurde mir auch klar, wieso es kam, wie es gekommen ist. Ich denke ihr alle wisst, was passiert ist. Seth wollte Alissa vorm herunter stürzen beschützen, jedoch ist sie vor ihm zurückgewichen und letzten Endes hinabgestürzt. Noch gestern morgen war sie bei mir. Sie hat um Unterschlupf gebeten, da sie, wie ihr alle wisst, Streit mit ihrem Geliebten hatte. Im Laufe des Gespräches hat sie mir die Wahrheit anvertraut und ich denke, ihr habt diese verdient: Alissa erzählte mir, dass sie nicht wirklich mit dem Bleichgesicht Nathan geschlafen hatte. Sie würde niemals ihren Seth hintergehen. Aber sie erzählte mir, dass sie und das Bleichgesicht viel Zeit miteinander verbrachten, da, und das ist der entscheidende Punkt, sie bei dem Kampf mit Bleichgesicht Carlos um ihre Schwester von ihm gebissen wurde", Billy machte eine kurze Pause beim Vortrag halten und die meisten Rudelmitglieder zogen scharf die Luft ein. "Sie erläuterte,", fuhr Billy fort, " dass jetzt laut Dr. Cullen ein Kampf in ihrem Blut stattfinden würde: Vampirgift gegen Wolfsblut. Nach unbestimmter Zeit würde sich ein Gewinner dieses Kampfes herausstellen, aber in der Zwischenzeit würde es höchstwahrscheinlich zu häufigen Wechseln zwischen den beiden Seiten kommen. Deshalb ist Alissa vor Seth zurück gewichen, als sie an der Klippe standen. Sie wollte ihn beschützen. Und jetzt wird sie UNS alle beschützen, denn jetzt wacht sie als Stern am Abendhimmel in der finsteren Nacht und als kleiner weißer Wolkenfetzen am Tag über uns." Zum Abschluss seines Vortrages nickte Billy einmal und machte sich dann daran seinen Rollstuhl aus dem schlammigen Waldboden zu befreien, denn auch ihn hatte der Verlust deutlich mitgenommen.
Seth POV
Ich schüttelte den Kopf. Gerade hatte Billy einen Vortrag gehalten und das Rudel über Allys Verlust aufgeklärt. Aber was er mit dem Biss erzählte, dass war selbst mir neu. Das konnte doch nicht sein! Das durfte nicht sein! Ich allein war daran schuld, dass sie tot war. Ich allein. Sie wollte mich beschützen, wollte nicht, dass sie mich beißt und was mach ich?! Renne wie so'n Volltrottel blutend auf sie zu und mache das Ganze nur noch schlimmer. Im Prinzip ist es wie als hätte ich sie geschubst... Man! Wie konnte man so doof sein! Aaargh!
Wütend über mich selber stand ich auf. Ich wollte einfach nur noch hier weg. Raus aus diesem Loch aus Elend und ständigen Beileidsbekundungen. Ich glaubte nicht, dass Ally gestorben war. Das konnte nicht sein. Sie musste es irgendwie überlebt haben. Man konnte mir noch so oft erzählen, dass sie tot war, ich würde es nicht glauben. Ich weiß auch nicht warum, aber seit ich letzte Nacht durch getrauert und sehr viel geweint habe, glaubte etwas in mir, dass sie noch lebte. Ich glaube so etwas, nennt man einen Funken Hoffnung. Woher dieser Funke auch immer kam. Es war mir nur Recht. So trauerte ich wenigstens nicht dauerhaft. Allerdings machte mich so auch dieses ständige "Mein Beileid" meiner Rudelmitglieder beinahe wahnisinnig. Es fühlte sich an als ob man versuchte mir einzureden, dass sie gestorben war.
Nachdem ich aufgestanden war, ging ich los. Ich wäre ja gerannt, aber mein Fuß war trotz beschleunigter Heilung noch nicht komplett verheilt und so beließ ich es beim schnellen Gehen. Ich wusste, das die anderen sich Sorgen um mich machten, aber dass war mir egal. Seit ich nicht daran glaubte, dass meine Ally tot war, seit ich versuchte mit diesem kleinen Funken Hoffnung ein wahres Hoffnungsfeuer zu entfachen, wollte ich mich nicht mehr umbringen, denn der Sinn meines Lebens bestand jetzt daraus meine Prinzessin wiederzufinden. Wenn ich sie nicht gleich fand, dann zumindest einen Beweis, dass sie noch lebte. Irgendwie sowas.
Alissa POV
Ich hustete. Ich musste viel Wasser geschluckt haben. Ich konnte froh sein, dass ich noch atmen konnte.
Langsam zog ich mich die letzten Meter aus den an den Strand kommenden Wellen heraus und hinterließ eine tiefe nasse Spur hinter mir. Meine Haare hingen in Strähnchen, verklebt mit Algen und sonstigen im Wasser lebenden Pflanzen, triefend und tropfend tief in mein Gesicht. Ich musste schlimm aussehen und ich hatte keine Ahnung, wie lange ich im Wasser gewesen war. Ich wusste nur, dass ich aufjedenfall ziemlich viel Wasser geschluckt und ziemlich viel Glück gehabt haben musste. Schließlich überlebt nicht jeder den Fall von einer Klippe ins stürmische Meer.
Langsam rollte ich mich von der Bauchlage in die Rückenlage und sah in den strahlend blauen Himmel. Das letzte Mal, dass ich in den Himmel gesehen hatte, war er nahezu schwarz und es goss und stürmte wie verrückt.
Vorsichtig versuchte ich in mich rein zu hören und suchte nach irgendeinem Hinweis auf vampirische Aktivitäten meines Ichs. Aber nichts passierte. Vielleicht hatte mein von Natur aus kämpferischer Wolfgeist endlich gesiegt und ich müsste mich nie wieder mit dem Vampirsdasein herumschlagen. Oder vielleicht hatte der Vampir in mir, mir beim Überleben geholfen und war dabei leider gestorben oder so. Aufjedenfall spürte ich mein vampirisches Ich nicht mehr und wegen dieser Tatsache begann ich zu Lächeln.
Keine Ahnung, wie lange es her war, dass ich Seths Augen ein letztes Mal gesehen hatte, aber ich vermisste sie, ich vermisste ihn so sehr. Ich wünschte er wäre jetzt hier und würde mir einfach das warme Sonnenlicht nehmen, in dem er sich so hinstellte, dass ich im Schatten lag. Als ob er meine Gedanken gelesen hätte stellte er sich so in die Sonne, sodass ich im Schatten lag und ließ mich voller Freude aufblicken. Doch als ich ihn sah, erlosch meine Freude und alle Hoffnung meinem Seth wieder in seine wundervollen schokoladenfarbende braunen Augen zu sehen. Denn es war natürlich nicht Seth, der mich vor der Sonne verbarg. Sondern ein junger Mann. Ich kannte ihn nicht, aber wer weiß auch wo ich gerade bin. Vielleicht war ich ja kilometerweit von zu Hause entfernt. Der junge Mann, ich muss zu geben, er sah gar nicht mal so schlecht aus, musterte mich. War bestimmt ein komischer Anblick. Naja, nach einiger Zeit sprach er mich dann an und stellte sich vor.
Er hieß Carter und er wollte mir helfen...
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Wolves - Eine von ihnen
WerewolfDies ist die Fortsetzung meiner ersten Story 'Wolves - Alleine unter Wölfen' und somit der zweite Teil meiner Trilogie. Was passiert, wenn Wolfsblut und Vampirgift aufeinander treffen?! Schon immer gibt es zwischen den beiden Seiten Auseinandersetzu...