29. November

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"Und? Hast du mich vermisst?"

Nicht die Augen öffnen. Keine negativen Emotionen- haha, okay, nein. Das ging einfach nicht. Ich verkörperte wortwörtlich das Negativ.

"Oder warst du zu sehr mit diesem Wrack beschäftigt?"

Nicht provozieren lassen.

"Weißt du, ich kann zwar nicht hören was ihr beredet aber ich empfinde deine Gefühle mit. Du bist glücklich in seiner Gegenwart. Er lässt dich für einige, lausige Stunden unbeschwert fühlen. Du hast das Gefühl, dass dich endlich jemand versteht. Stimmt's?"

Auf eine verkorkste Art und Weise.. Ja.

"Falsch."

"Lügst du nur mich an oder denkst du das ernsthaft?"

"Was willst du, Ash?"

"Ein wenig reden."

"Über?"

Er schwieg. Nicht lange, doch lange genug um mir Zeit zu geben, mich auf meine geschlossenen Augen zu konzentrieren.

"Über uns."

Es war nicht mehr als ein leises Flüstern gewesen, sein Atem prallte an meiner Wange ab, bevor er seine Lippen sanft auf diese legte. Ich seufzte. Nicht aus Sehnsucht nach ihm, eher aus Wut. Es nervte. Ich hatte dieses hin und her satt.

"Warum machst du das?"

"Weil du mir gehörst."

Ha, nein, ha.

"Aha, wieder bei dieser alten Leier. Dürfte ich dann wieder aufstehen?"

"Bella."

"Nenn mich nicht so."

Es stand ihm nicht zu, mich so zu nennen. Es hörte sich falsch aus seinem Mund an.

"Wieso? Liegt es an dem Dämon-Typ?"

"Er hat einen Namen."

"Der mich nicht interessiert."

Ich sagte nichts dazu, was gab es da auch schon zu sagen? Ich war mir nicht sicher wie ich zu Ash stehen sollte. Er hatte es damals geschafft, ein 17-jähriges Mädchen zu traumatisieren. Er hatte mir alles genommen. Von meinem College, über meine Freiheit, hin zu meiner Familie. Jetzt war er sauer, dass er mir Neal nicht nehmen konnte.

Ich hasste ihn, doch gleichzeitig konnte ich nicht ohne ihn.

"Woran denkst du?"

An dich. An uns. An deine grausamen Taten. An die bitteren Erinnerungen.

"An die Vergangenheit."

Er schwieg.

"Wieso bist du nicht dort geblieben, wo auch immer du warst? Wieso musstest du in den Körper einer 17-jährigen gehen? Weißt du eigentlich, was du mir damit angetan hast?"

Abermals antwortete er nur mit einem Schweigen. Ich öffnete meine Augen und sah in seine.

"Ich wurde plötzlich unverwundbar, zum Freak. Das Gespött der Schule. Meine Familie hat mich abgestoßen und ich hatte keinen Schimmer was mit mir passiert. Du hast meine gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Ich habe angefangen Stimmen zu hören, ich bin total durchgedreht und habe mir Dinge eingebildet die nicht da waren. Weißt du eigentlich was ich durchgemacht habe?"

Er wendete seinen Blick ab.

"Kannst du mir jetzt nicht mal in die Augen gucken? Ash, ich wurde von jedem verstoßen. Vor einem Jahr, gerade als die Stimmen verschwanden, tauchte eine neue Stimme in meinem Kopf auf. Als ich dachte, dass alles gut wird, fängst du an mit mir zu reden. Als ich es versucht habe jemanden zu erzählen, hast du die Kontrolle an dich gerissen. Sieh mich an."

Langsam wanderte sein Blick zu mir, sah mir emotionslos in die Augen.

"Du hast meine beste Freundin getötet, weil ich ihr gesagt habe, dass ich durchdrehe. Du hast meinen Doktor umgebracht, weil ich ihm dasselbe gesagt habe. Du tötest Menschen, die die kleinste Sache mit mir zutun haben. Du tötest auch diejenigen, die ich nur flüchtig auf der Straße sehe."

Ich atmete tief ein, sah in seine blauen Augen und zwang mich ruhig zu bleiben.

"Du bist ein gottverdammtes Monster und ich hasse dich für das, was du mir angetan hast."

"Ohne mich wärst du nichts."

"Falsch. Ohne mich wärst du nichts." Zischte ich wütend. Ash machte mich sauer.

"Bei aller Liebe, ich kann einfach in den Körper deines Bruders gehen, ich benötige nur die selbe Blutlinie. Würde ich gehen, wärst du tot."

"Was meinst du damit?"

"Damit ich meine ich, dass dein Körper bereits tot ist, das einzige was ihn noch lebendig hält, bin ich."

"Du lügst."

Er lachte. Leise und kalt.

"Ich bin vielleicht ein Mörder, aber kein Lügner. Es ist einfache Biologie, sieh mal; du hast dich von Hochhäusern geschmissen, von der Freiheitsstatue, Gott, wie dämlich muss man sein? Naja, dein Körper würde in seinen alten Zustand fallen, so wie vor deiner ersten Verletzung. Alles ist chronologisch geordnet. Es würde anfangen mit den Schnittwunden in deinen Armen, dann würdest du keine Luft bekommen, weil du dich versucht hast zu hängen. Deine Haut würde irgendwann verbrennen, weil du dich angezündet hast, dein Magen würde verätzen, dank dem Chlor das du getrunken hast und schließlich würde jeder einzelne Knochen brechen."

Ich hielt inne und wartete auf seine nächsten Worte. Seine Augen durchbohrten meine, ließen mich keine Sekunde aus den Augen.

"Nicht ich bin es, der dich zerstört hat. Du hast dich selber zerstört. Du brauchst mich um zu überleben."

Ich schnaubte, wendete meinen Blick ab und starrte durch die Gegend. Bald würde ich aufwachen, ich spürte es.

"Wenn du mich nicht brauchst, wieso verlässt du meinen Körper dann nicht einfach?"

Ich sah ihn wieder an, sah Reue in seinen Augen. Er fühlte sich schuldig.

"Ich habe nie gesagt, dass ich dich nicht genauso sehr brauche, wie du mich. Denn das tue ich. Ich brauche dich."

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