12. Februar

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[A/N: So ungefähr Stelle ich mir Ash vor, Natürlich ist jedem selbst überlassen wie ihr euch die Charaktere vorstellt. Viel Spaß beim Lesen❤]

Neal meinte, es fühlte sich an wie sterben. Dieses endlose Fallen. Ich fand, es fühlte sich an wie die Freiheit.

Ohne Sorgen, Probleme oder Schmerz. Ohne die ständig währende Angst. Es war Frieden. Doch war sterben nicht in gewisser Weise auch Frieden? Vielleicht lagen wir beide richtig.

Das schlimme war der Aufprall. Der Aufprall in die Zwischenwelt. Es war um einiges schlimmer, die Kontrolle spüren zu können, sie aber ungenutzt lassen zu müssen. Es war so viel einfacher die Kontrolle abzugeben, als wieder um sie zu kämpfen. So viel einfacher..

Das erste was ich wahrnahm war die verblasste Sonne am Horizont. Die selbe Sonne wie jedes Mal, die selbe Wiese wie jedes Mal. Mal war es Tag, mal war es Nacht. Doch immer die selbe Umgebung.

Das zweite was mir in den Sinn kam war Ash. Ich hörte ein schmerzerfülltes Stöhnen von ihm. Mein Blick schnellte nach links, dort lag er etwa 5 Meter entfernt und krümmte sich auf dem Boden.

Das war meine Chance. Vermutlich die einzige die ich je bekommen würde.

Ich stand auf und lief in seine Richtung. Ash legte sich in der Zeit auf den Rücken und hielt seine Augen geschlossen.

Meine Finger hielten den Zahnstocher fest umschlossen, beinahe so als wäre dies mein Anker.

"Was hast du getan?" sprach Ash mit rauer Stimmlage und hustete.

Er wirkte schwach. Beinahe so, als läge er im Sterben.

"Ich habe mich im Übergang von dem Dach geschmissen." sagte ich die Wahrheit und stand nun über ihm.

Ich fühlte mich überlegen. Zum ersten Mal seit langem fühlte ich die volle Kontrolle und es tat verdammt gut.

"Warum hast du das getan?"

Ich hielt inne, sah ihn von der Seite an und kniete mich abschließend zu ihm runter.

"Warum warst du so glücklich, so positiv?"

"Damit du schwach bist."

"Natürlich werde ich schwach." röchelte er heiser. "Ich fange den größten Teil deines Schmerzes auf. Ich regeneriere deine Wunden und nehme diese in mich auf."

Ich sah ihn noch einen Moment an. Er wirkte tatsächlich ziemlich geschwächt.

Ash öffnete seine Augen, in der rechten Hand hielt ich den Zahnstocher versteckt.

"Ich bin für dein Überleben zuständig, warum tust du das?"

"Das Positiv macht dich schwach, der Sprung vom Dach macht dich noch schwächer."

"Wieso willst du mich so schwach haben?"

"Um die Kontrolle wieder zu erlangen."

Ich zögerte. Ich hätte jetzt zustechen sollen. Ich hätte nicht mal mit ihm reden sollen, doch ich hatte Angst.

So eine verdammte Angst.

"Er war mein Lehrer." hörte ich aus Ash's Mund, doch konnte die Worte keinem Kontext zuordnen.

"Wer?"

Ich sollte zustechen. Jetzt.

"Matt." flüsterte er. Ash wirkte müde und erschöpft, so unglaublich schwach.

Ich wollte ihn verbannen, doch ebenfalls wollte ich meine Neugierde stillen.

"Und ich war sein bester Schüler."

"Wovon sprichst du?"

"Er lehrte mich einen Menschen richtig zu lenken, seine Gefühle zu kontrollieren und dessen Psyche manipulativ zu beherrschen."

Er atmete tief ein, Schloss seine Augen.

Ich sollte zustechen. Jetzt.

"Er brachte mir bei, nicht ein Teil des Menschen zu werden, Sondern den Menschen zu einem Teil von mir zu machen."

Ich musste es tun, ohne Zögern.

"Doch ich wollte keinen Menschen auf diese Weise kontrollieren. Ich wollte mein Leben leben und er sollte seines Leben. Ich wollte-"

"Das krebskranke Mädchen retten."

"Ich bin keine gute Person. Ich habe soviel schlechtes in mir, doch ich kenne meine Grenzen."

"Matt zeigte mir in der Zwischenwelt wie ich alles anstellen sollte und fing mich an zu lenken. Als ich sie nicht zu meiner Marionette machen wollte, machte er mich zu seiner."

Ich umfasste den Zahnstocher fester.

"Er kontrollierte mich in einer Weise die tiefer als mein Wille ging. Er fing tief in meinem Gehirn an, viel tiefer als ich je hätte graben könnte."

Jetzt, ich musste es tun. Ich hatte genug gehört.

"Ich setzte mich zur Wehr, schaffte es die Blutlinie zu wechseln. Ich erreichte alles was ich wollte, doch er war immer da. Diese kleine Stimme in meinem Kopf die mir ständig sagte, dass ich zu schwach bin um mich dem ganzen zu widersetzen."

Jetzt.

"Ash, es tut mir Leid."

Das tat es wirklich. Mir tat seine Vergangenheit Leid, für die er nichts konnte. Seine Gegenwart, die für mich immer so unerträglich schien und seine nicht vorhandene Zukunft.

Ich umfasste den Zahnstocher noch fester und holte zu dem entscheidenden Stoß aus.

Jetzt.

Ashs Augen blieben geschlossen, als wüsste er was gleich passieren würde.

Jetzt.

Ich atmete tief ein und ließ meine Hand in seine Richtung gleiten.

Es ging alles so schnell.

Jetzt.

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