24. November

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Wo bin ich?

"Guten Morgen."

Neal?

"Was mache ich hier?"

"Du lagst zwei Straßen weiter auf dem Boden, zuerst wollte ich dich in ein Krankenhaus bringen aber dann fiel mir das mit der Unverwundbarkeit ein. Also habe ich dich zu mir gebracht."

Seine Stimme klang verbittert.

"Welchen Tag haben wir heute?"

"Happy Thanksgiving."

Oh. Jake hatte bestimmt versucht mich zu erreichen, schließlich war ich mehrere Tage nicht in meinem Körper. Egal, das hatte Zeit. Ich musste mich mit etwas wichtigerem beschäftigen. Neal.

"Dir auch."

Wie sollte ich das Thema ansprechen? Wusste er von seinem Dämon? Wieso war er verwundbar? Hatte er überhaupt Blackouts?

"Wieso bist du nicht bei deiner Familie?" Durchbrach er meine Gedankengänge.

"Familie wird überbewertet. Was ist mit dir?"

"Dito."

Ich schmunzelte als er zwei Zigaretten anzündete und Bier aus dem Kühlschrank holte. Neal hatte die Wohnung, die ich immer wollte. Klein, Chaotisch und voller Gefühle. So eine Wohnung war mir tausendmal lieber, als eine riesengroße, leere Wohnung mit Desginermöbel, bei denen man Angst hatte, mit einer falschen Bewegung, etwas kaputt zu machen.

"Lass uns unser eigenes Thanksgiving feiern."

"Klingt gut."

Wir stoßen mit dem billigen Bier in unseren Händen an. Es war schön. Nach der Zigarette schmiss er sich auf die Couch, während ich auf dem zerfetzten Sessel Platz nahm.

"Neal?"

Er sah mich an, ich hatte seine Aufmerksamkeit. Okay, jetzt bloß keinen Rückzieher machen. Ich würde das schaffen.

"Hast du auch ab und zu einen Blackout?"

"Nach einer guten Party, ja."

"Und sonst nicht?"

Er schüttelte den Kopf, warf mir einen fragenden Blick zu.

"Wieso fragst du?"

"Neugier."

"Du fragst nie aus Neugier. Andere Leute interessieren dich nicht. Entweder ist es Höflichkeit, die im Moment nicht nötig ist oder du hast einen ernsthaften Grund."

Wow. Er kannte mich.

"Analysierst du meine Lebensweise?"

"Nein. Wir sind gar nicht so unterschiedlich wie du denkst."

Wenn du wüsstest, wie sehr du damit im Recht bist.

"Also, wieso fragst du?"

Ich atmete tief ein. Nahm einen Schluck vom bitteren Bier und atmete aus. Jetzt oder nie.

"Du hast einen Dämon in dir."

Ja, hau die Tür einfach ins Haus. Oder so. Wie auch immer, direkter ging es nicht. Es würde nur einige Sekunden dauern, bis er mich als verrückt abstempeln würde. Er würde mir nicht glauben, meinen Verstand anzweifeln. Er würde-

"Ich weiß."

Was?

"Was?"

Er fing an zu lachen, leise und rau.

"Ich weiß auch, dass du einen Dämon in dir hast."

"Du- ich meine..- woher?"

"Du hast Blackouts, bist unverwundbar. Bitte, Bella."

"Aber wieso hast du nichts gesagt?"

Ungläubigkeit machte sich in meinem Körper breit. Er wusste es? Die ganze Zeit? Und hatte nichts gesagt? Was?

"Ich wusste nicht, ob du es wusstest. Ich meine, nicht jeder hat einen Dämon in sich."

"Woher wusstest du dann, dass einer in mir ist?"

"Ich habe meinen gefragt."

"Du hast ihn.. Gefragt?"

Er zuckte mit den Schultern und drückte seine Kippe aus.

"Ja. Ich wollte zuerst wissen welcher Dämon sich in dir befindet. Ob er eine Bedrohung für mich wäre, eine Bedrohung für dich. Ob er dir schaden kann."

"Und? Was hast du herausgefunden?"

Meine Stimme zitterte. Gott, reiß dich zusammen.

"Er ist keine Bedrohung für mich, für dich erst recht nicht. Gefährlich wird er, wenn er deinen Körper in Anspruch nimmt. Das gute, er muss ihn dir nach einigen Tagen wieder geben, es kostet ihn zuviel Kraft, sodass er nicht beständig die Kontrolle übernehmen kann."

Er atmete tief ein.

"Vermutlich lebt er von dir, deinen Gefühlen. Die negativen Emotionen die durch dich fließen, geben ihm Kraft. Hass, Wut und vor allem Unsicherheit. Wenn du zu wütend bist, zu aggressiv oder einfach nur einen schlechten Tag hattest, reicht ihm das wahrscheinlich schon aus, um seine Kraft wieder zu haben. Du musst aufpassen und lernen dich zu beherrschen, so sagt es jedenfalls Mad."

"Mad?"

"Mein Dämon."

"Du hast ihn ernsthaft-"

"Madness hört sich zu weiblich an, hab es abgekürzt."

"Dein Dämon bedeutet Wahnsinn."

Er lachte, sah mich aus seinen rot umrandeten, blauen Augen von unten an und zog anschließend nur seinen rechten Mundwinkel hoch. Typisch.

"Passt doch. Wie heißt deiner?

Es war surreal. Die ganze Situation war einfach.. Komisch. Wir saßen hier an Thanksgiving, mit unserem Bier in der Hand und redeten über unsere Dämonen.

"Ash."

"Ash? Wie Ashley?"

"Wie Ashton."

"Dein Dämon ist ein Kerl? Nett."

"Nett? Nervtötend."

Er lachte. Er wirkte so befreit, wenn er lachte. So unbeschwert. Sein Lachen war schön.

"Warum guckst du so?" Fragte Neal, nachdem sein Lachen langsam abebbte.

"Nichts. Du bist nur so schön."

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Was haltet ihr von der Wendung, mit ihr ist natürlich mein scheinbar einziger Leser gemeint :D hau raus Sabrina, vermisse deine Kommentare 😂

My Skills - Tornado Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt