17. Dezember

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"Lass mich in Ruhe."

"Ich habe doch noch gar nichts gesagt."

"Ich kann deine Anwesenheit spüren, das reicht."

Er antwortete nicht.

"Wieso tust du das alles? Kannst du nicht einfach aufhören?"

"Weil ich es kann."

Ich öffnete die Augen und betrachtete sein Profil von der Seite.

"Du hast gesagt du brauchst mich."

Wieso sprach ich so leise? Ich räusperte mich und sah dabei zu, wie sein Blick zu meinem huschte.

"Du musst es nicht machen."

"Tatsächlich könnte ich auch den Körper deines Bruders in Beschlag nehmen, deiner gefällt mir aber besser."

Ich seufzte und wendete meinen Blick von Ash ab.

"Du hast mir eine Frage noch nie beantwortet."

"Und die wäre?"

"Wieso du das alles tust, es muss einen Grund geben."

"Der Grund ist schon lange tot, alles was ich mit dir mache, mache ich aus eigenem Vergnügen."

"Ich glaube dir nicht."

"Ara, glaub es oder lass es, aber hör auf Dinge zu hinterfragen. Es ist nervig, philosophier mit deinem komischen Freund herum, nicht mit mir."

"Wie kommst du jetzt auf Neal?"

Ich sah zu Ash, doch er starrte in die Ferne. Ignorierte meinen Blick, Bastard.

"Bei ihm bist du doch glücklich, oder?"

Ich antwortete nicht und wartete darauf, dass er mich wieder ansah. Doch er sprach einfach weiter.

"Er lässt dich normal fühlen, stimmst?"

"Was willst du mit deinen Fragen bezwecken?"

Er lachte kalt auf, sah mich endlich wieder an.

"Ich will, dass du deine Augen öffnest. Sieh dich um."

"Was soll ich denn sehen?"

Ich verdrehte die Augen, nervig wenn man so in Rätseln redete.

"Auch wenn alles zerbricht geht es weiter für dich, hast du schon mal daran gedacht?"

Ich antwortete nicht. Ich hatte keine Lust auf seine Neunmalklugen Sätze.

"Ich schenke dir das ewige Leben und du willst es wegwerfen."

"Ewiges Leben ist gar nichts, wenn man niemanden mehr hat."

Diesmal war er es, der nicht antwortete. Ich warf einen kurzen Blick zu ihm und stellte fest, dass er irgendwie.. Betroffen aussah. Beinahe traurig. Ash und Trauer? Ha. Ich setzte schon zu einer fiesen Bemerkung an, wollte ihn aufziehen, dass er nicht so tun sollte, doch dann wurde es mir klar.

"Dein Leben ist noch trauriger als meins."

Es war nur ein Flüstern, doch sein Blick schnellte unverzüglich in meine Richtung. Ja, Ash war tatsächlich verletzt. Doch er versuchte seine ständig tragende Maske wieder aufzusetzen.

"Wie kommst du zu dieser lächerlichen These?"

Es lag auf der Hand, etwas anderes konnte es einfach nicht sein.

"Du hast mir eine Antwort auf meine Frage gegeben, ohne mir zu antworten."

Sein fragender Blick durchbohrte mich und beinahe hätte ich einen Freudenschrei rausgelassen. Beinahe, wäre es nicht so traurig.

"Wen hast du verloren?"

Anscheinend war es wie ein Schlag ins Gesicht für ihn, denn sein Ausdruck bei meinen Worten werde ich nie vergessen. Er wirkte so verwundbar, verletzt und einfach nur traurig. Doch binnen Sekunden änderte sich dieser traurige, fast bemitleidenswerte Ausdruck in Hass. Die Stirn in Falten gelegt, Augenbrauen zusammengekniffen.

"Öffne deine Augen."

"Nein." Widersprach ich ernst, starrte in seine Augen die mich voller Wut betrachteten.

"Öffne deine verdammten Augen!" Presste er sauer zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.

"Hör auf mich kontrollieren zu wollen, dir fehlt das Negativ dazu."

Das stimmte tatsächlich, im Moment war ich das Positiv in Person. Ich hatte mir selbst meine Frage beantwortet. Ich war glücklich. Zum ersten Mal nach langem war ich glücklich. Irgendwie deprimierend, wenn man bedenkt was mir dieses Gefühl beschert hat.

"Wen hast du verloren?" Wiederholte ich.

Er antwortete nicht.

"Ash."

"Das geht dich 'nen Scheiß an, verpiss dich."

Erstens, ging das nicht von alleine.
Zweitens, nö.

"Tust du das deshalb? Ist es Rache? Tötest du, weil-"

"Du weißt gar nichts. Nichts, hörst du? Nur weil du so ein beschissenes Leben hast musst du meins nicht versuchen zu analysieren. Wie traurig ist das denn? Hm? Hast du nichts besseres zutun? Dich selbst bemitleiden? Versuchen dir deine verfickte Kehle durchzuschneiden? Verpiss dich jetzt oder ich werde deinen verstümmelten Körper verlassen und du wirst sterben. Ist es das was du willst? Soll ich verschwinden? SOLL ICH, HM?"

Ich schluckte. Das waren harte Worte. Tatsächlich taten diese mehr weh, als alles was ich mir selbst körperlich zugefügt hatte. Ich war es nicht gewohnt, sowas von Ash zu hören.

Und es tat weh.

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