"Jake, steh auf"
Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
"Jake, verdammt!"
Er öffnete seine Augen, sah mich an und schloss sie wieder.
"Ara, was suchst du hier?" fragte er im Halbschlaf, doch plötzlich riss er seine Augen auf und setzte sich aufrecht hin.
"Scheiße, was machst du hier?" wollte er mit einem Mal hellwach wissen.
"Ich wollte dich sehen."
Es war die Wahrheit. Ich fühlte, dass Ash bald die Kontrolle an sich nehmen würde, doch vorher musste ich ihn sehen.
"Hatte das nicht Zeit bis Morgen?"
"Wir habens genau genommen Morgen."
"Wie spät ist es?"
"Halb 4."
"Warum bist du zu so einer unmenschlichen Uhrzeit hier?"
"Ich möchte mich verabschieden."
"Verabschieden? Sag mal, kiffst du wieder?"
"Nein."
Das war nur die halbe Wahrheit. Zweimal im Monat zählt doch nicht, oder?
"Ich muss etwas tun und ich weiß nicht, ob ich wiederkommen werde."
Er atmete tief aus.
"Es bricht mir das Herz, wenn du sowas sagst."
"Es tut mir Leid."
"Nein, entschuldige dich nicht."
"Hör zu, ich denke nicht, dass wir beide uns je wiedersehen werden."
Ich glaubte nicht an meinen Sieg. Es fühlte sich seltsam an. Als würde ich verlieren, selbst wenn ich es schaffen sollte.
"Ich will den Abschied nicht zu dramatisch gestalten." sagte ich schnell, da er nichts sagte. "Ich wollte dich nur noch einmal sehen."
Er zwang sich ein Lächeln auf seine Lippen.
"Ich frage mich, wann meine Schwester so eine tolle junge Frau geworden ist."
"Hör auf." bat ich ihn. "Ich muss sonst noch wegen dir heulen."
"Ich meine es ernst. Selbst wenn das der Abschied sein sollte, wir werden uns wieder sehen."
"Sei dir da nicht so sicher."
"Ich verspreche es dir, Ara."
Ich atmete tief ein.
"Ich brauche deine Hilfe."
"Wobei?"
Ich stand auf und lief in seine kleine Küche, er folgte mir.
"Sobald ich anfange die Kontrolle zu verlieren, schmeißt du mich von deinem Dach."
"Ich wohne im Penthouse."
"Genau. Ash wird schwach sein, wenn der Übergang nicht reibungslos verläuft."
"Und dann?"
Ich griff zu einem Zahnstocher.
"Dann werde ich es tun."
"Was wirst du tun?"
"Ihn aus meinem Leben streichen."
Ich nahm ein Messer und Schnitt mir in den Arm.
"Was tust du da?!"
Ich ignorierte meinen Bruder und steckte den Zahnstocher einige Zentimeter in mein Fleisch.
"Fuck, das tut mehr weh als erwartet." sagte ich beiläufig und war froh, als er endlich fest steckte.
"Ich spüre ihn." warnte ich Jake vor. "Komm. "
Bei der Dachterrasse angekommen, stellte ich mich an den Rand und ließ die kalte Luft um meinen Körper wehen.
"Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?"
Ich nickte.
"Danke, Jake."
"Ich danke dir, Ara."
Ich spürte wie Ash die Kontrolle an sich Riss, in wenigen Sekunden würde es soweit sein.
"Pass auf dich auf." flüsterte Jake mir zu, doch ich konnte nicht antworten. Ich war schon im Übergang. Die Kontrolle gehörte nun zur Hälfte bereits Ash.
Ohne etwas sagen zu müssen, trat Jake einen Schritt nach vorne und legte seine Hand auf meine Schulter. Er würde mich jetzt schubsen, so wie wir es vereinbart hatten.
Doch statt sich an unsere Vereinbarung zu halten, zog dieser Idiot mich zurück und schloss mich in seine Arme.
Ich hatte keine Kontrolle mehr und das einzige woran ich denken konnte war Jake. Wieso konnte er nicht einmal tun, was ich sagte? Ash würde ihn töten. Er würde sterben. Gott, nein. Das durfte nicht passieren.
Mit einem Ruck riss ich mich von ihm los und taumelte einen Schritt nach hinten. Ich wusste nicht woher diese Kraft kam, doch ich war mehr dankbar. Denn ich fiel vom Dach und Jake war in Sicherheit.
Jetzt lag es alleine an mir.
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My Skills - Tornado
FantasíaBand 1: Was tut man, wenn man etwas in sich hat, dass einem die Kontrolle nimmt? Ignorieren? Es versuchen zu beseitigen? Für Arabella Garrix ist keine der beiden Möglichkeiten eine Option. Die 18-jährige kämpft sich gezwungenermaßen von einem Psychi...