29. Hände, wiedersprüchliche Signale &' hast du Zeit?

407 40 16
                                    

Kate stand an der großen Fensterfront des Schlafzimmers und schaute auf den stockenden Verkehr der Hauptstraße. Sie hatte sich schnell vom Frühstück verabschiedet, mit der Ausrede sich einen neuen Verband anlegen zu müssen. Ihre Gedanken waren seit der letzten Nacht noch undeutlicher, verworrener geworden und sie brauchte Zeit um sich zu sammeln bevor sie Nathan anrief. Während sie den Verband von ihrer verbrannten Hand löste musste sie an den vorherigen Abend zurückdenken...

Doch wenn sie selbst darüber nachdachte konnte sie in diesem Moment selbst keine Antwort darauf finden. Ihre stillen Blicke wurden intensiver, wanderten über das Gesicht des anderen ohne das es unangenehm wurde. Kate entdeckte eine kleine Narbe über seiner rechten Augenbraue die ihr bisher nicht aufgefallen war. Was hatte sie alles aus seinem Leben verpasst, was war in den vielen Jahren passiert? Sie hatte all seine Bücher weiter gelesen, das eine mit mehr Schmerz als das andere, es war nie einfach gewesen aber nur so hatte sie das Gefühl noch am Leben zu sein, ein Teil des seinen zu sein. Dieses brennende Stechen in ihrer Brust wenn sie ihrer Tochter beim lesen zusah, vertieft in eins seiner Bücher, die Realität für einen kurzen Moment vergessend, war die bitter-süße Erinnerung an ihre Entscheidung gewesen. Sie widerstand dem Impuls die Fingern über sein Gesicht wandern zu lassen. Als sie zurück in seine Augen schaute hielt sie für einen Augenblick die Luft an als versuche sie diesen Moment einzufangen, um sich immer erinnern zu können. "Kate? Geh nicht, bleib, nur ein paar Tage.", Castles Stimme brachte sie wieder zurück. Brachte sie dazu wieder zu atmen und brachte sie zurück aus ihrer verworrenen Gedankenwelt, sodass sich ihr Körper langsam von dem seinem erhob.
Castle hätte sich Ohrfeigen können. Sobald sie wieder Abstand zwischen ihre Körper gebracht hatte, spürte er eine ungewollte Kälte durch seinen Körper ziehen. Mit seinen Worten, die er wirklich ernst meinte, hatte er die ruhige Nähe zwischen ihnen zerrissen. "Denk wenigstens darüber nach." Er konnte sehen was für ein Kampf in ihrem Inneren herrschte, wie schwer es ihr fiel nicht einfach zuschreien oder wegzulaufen. Die vielen Worte die ihm auf der Zunge lagen schluckte er schweren Herzens für eine Weile hinunter, er wusste genau wie sie reagieren würde wenn er sie zu etwas drängen würde. War es nicht immer so gewesen? Oder war es etwas total anderes? Er wusste es nicht genau. Wollte er die Antworten auf seine Fragen wirklich wissen?
"Gott Castle, wie stellst du dir das eigentlich vor?", flüsterte sie, er glaubte ein Glänzen in ihren Augenwinkeln zu erkennen. Er konnte ihr keine Antwort geben, er wusste selbst nicht was er für Erwartungen an ihre Situation hatte, was er wollte. "Denkst du mir fällt das alles hier leicht? Mach es mir doch nicht noch schwerer.",sagte sie nach kurzem zögern, als er sie nur stumm musterte. "Kate wir alle müssen lernen mit dieser Situation umzugehen. Weglaufen ist keine Option.", jetzt war auch er aufgestanden und schaute auf sie herab. Ohne ihre hohen Schuhe war sie deutlich kleiner und musste den Kopf in den Nacken legen um ihm in die Augen sehen zu können. "Ich laufe nicht weg! Ich habe ein Leben in Washington, Arbeit.", ihre Stimme war ruhig doch der gereizte Unterton war nicht zu überhören. Als Castle jedoch bewusst wurde das sie eine wichtige Sache nicht genannt hatte musste er lächeln. Leben, Arbeit aber kein Nathan, kein Arschloch auf zwei Beinen. "Was ist so lustig?", sie war lauter geworden, schien keinen Fehler an ihrer Aufzählung zu finden. Castle wurde wieder ernst, ging jedoch nicht auf ihre Frage ein. "Kate du hast ein Leben und ich gönne es dir von ganzem Herzen aber ich gehöre jetzt dazu. Ich habe immer dazu gehört. Wir haben immer zusammen gehört." Er war ihr bedrohlich nahe gekommen, seine Worte waren nur ein Flüstern gewesen und in seinen Augen hatte ein Schimmer der Hoffnung gelegen. Man konnte sehen wie sie schlucken musste bevor sie den Mund öffnete und ihn wieder schloss weil sie nicht wusste was zu sagen war. Wie sie dann reagierte hatte weder Castle noch sie selbst vorhergesehen. Sie überbrückte den Abstand zwischen ihnen und stellte sich auf die Zehenspitzen, schaute ihm für den Bruchteil einer Sekunde in die Augen und drückte ihm dann einen federleichten, unschuldigen Kuss auf die Lippen. Der Kuss war so kurz das Castle überlegte ob er ihn sich nur eingebildet hatte. Als sie sich wieder von ihm wegschob legte sie ihm die Hände um sein markantes Gesicht und schaute ihm liebevoll in die blauen Augen. "Ich werde bleiben, aber nicht wegen dir sondern wegen ihr. Du hast Recht, du gehörst zu meinem Leben, du bist der Vater meiner Tochter, du gehörst zu ihr sowie ich zu ihr gehöre." Ihre Hand glitt an seiner Schulter hinab, über seinen Arm zu seiner Hand, drückte diese kurz bevor sie sich umdrehte und still schweigend den Raum verließ einen erstarrten Castle zurück lassend.

Auch Castle hatte an die letzte Nacht gedacht während er die Küche aufräumte, war sich unsicher wie er Kates Verhalten einordnen sollte. Sie hatte ihn geküsst, ihm aber deutlich gemacht das sie nicht seinetwegen blieb. Sie schickte ihm widersprüchliche Signale die er einfach nicht einordnen konnte. Seine Freunde über ihr bleiben war jedoch so groß das er ein Gespräch darüber in die Zukunft verschob, er würde diesem Moment nicht einfach riskieren, noch nicht.
Als sie gerade die Nummer wählen wollte klopfte es und Caroline steckte ihren Kopf durch die Tür. "Mom? Hast du Zeit, ich bräuchte kurz deine Hilfe?"

Ich habe Nachrichten und auch ein Kommentar geschrieben bekommen in dem ihr mehr zu dem nächtlichen Gespräch wissen wolltet. Eigentlich wollte ich das erst in späteren Kapiteln einfließen lassen aber da ihr so gebettelt habt, konnte ich nicht Nein sagen.
-C

Castle - "Beckett? Wie Kate Beckett?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt