34. Fenster, mein Schatz &' mein ganzes Denken richtet sich nach dir...

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"Kennen Sie dieses Gefühl, wenn man im Adrenalinrausch Dinge tut die man nicht für möglich gehalten hat? Wenn man schneller laufen kann als die Beine es erlauben, so laut schreit das man die eigene Stimme nicht mehr für die eigene hält, den Atem länger als möglich anhält, einem Menschen das Leben nimmt. Nicht? Ich schon und ich liebe es!" Seit einer halben Stunde diskutierten sie schon über ihre Berufswahl. War es nicht ihr Leben? Ihre Entscheidung?

"Es ist mehr als eine Sucht es ist das einzige Gefühl was mich daran erinnert das ich ein lebendes Individuum bin, das ich überhaupt existiere."

Dr. Clark legte müde den Stift zur Seite und fuhr sich mit der Hand durch das volle, dunkle Haar. Eine für sie mittlerweile nicht seltene Geste, kein Wunder sie war Hochschwanger und arbeitete Vollzeit. Lange hatte sie mit Caroline daran gearbeitet zu sagen was sie wollte und was sie empfand, doch seit sie sich geöffnet hatte, hatte sie immer wieder gute und vor allem wohl gewählte Worte die den Aussagen der Psychologin widersprachen.

"Vielleicht müssen wir etwas anderes finden was dich genau das gleiche empfinden lässt.", es klang eher nach einer Frage, doch Caroline kannte diesen Trick mittlerweile gut genug um nicht auf ihn ein zugehen. Sie wollte das Cat von selbst begann sich zu fragen was sie ändern könnte ohne sie zu sehr zu bedrängen. Caroline hatte diese Art mit der Zeit zu schätzen gelernt, hatte es sie in einigen Situationen wirklich weitergebracht, und wenn es auch nur kleine Schritte gewesen waren, waren es trotzdem Schritte gewesen die sie in die positive Richtung gegangen war.

"Aber ich will doch gar nichts anderes finden. Mrs. Clark, stellen sie sich vor ich würde ihnen vorschlagen das ich Ihnen ihr Kind aus dem Leib schneide und wir zusammen ein Anderes suchen würden was sie lieben könnten. Genau das erwarten sie gerade von mir. Meine Arbeit ist das einzige in dem ich richtig gut bin, und das einzige bei dem ich das Gefühl habe wirklich alles richtig gemacht zuhaben. Dieses Gefühl was sie als negativ wahrnehmen ist das worauf ich stolz bin.", während Carolines ruhige Stimme durch den Raum drang, hatte die Psychologin eine Hand auf ihrem runden Bauch platziert und malte kleine Kreise mit dem Daumen, die sie auf ihrer empfindlichen Haut deutlich spüren konnte. Durch die Schwangerschaft war sie angreifbarer geworden und wurde von den Worten ihrer Patienten schneller beeinflusst als gewöhnlich. "Ich weiß wie viel dir das alles bedeutet, und ich erwarte nicht das du kündigst aber du solltest nach einem Ausgleich suchen. Vielleicht gehst du einfach nochmal zur Schule, oder belegst einige Collegekurse. Du darfst dich nicht jetzt schon auspowern, du brauchst noch Luft nach oben." Die dunklen Schatten unter den Augen der Frau waren ein deutlicher Indiz für die schlaflosen Nächte und die langen Arbeitstage, welche die Schwangerschaft nicht unbedingt erleichterte. "Ich denke darüber nach.", sagte Caroline leise um Mrs. Clark entgegen zukommen. "Danke.", das leichte Lächeln auf ihren Lippen lies die Schatten augenblicklich etwas aufhellen und sie wieder um einige Jahre jünger wirken. Auch sie brauchte noch Luft nach oben, obwohl sie momentan scheinbar schon dabei war die Luft anzuhalten. "Vielleicht sprichst du Mal mit deiner Mutter, sie hat bestimmt eine Idee was dich interessieren könnte. Sie kennt dich doch besser als jeder andere.", sie lächelte müde...

Sie wusste nicht warum sie gerade an diesen Moment aus ihrer Therapiezeit zurück denken musste, es hatte ganz andere, viel tiefer gehende, Gespräche zwischen ihr und ihrer Therapeutin gegeben die sich ausschließlich um ihre Mutter gedreht hatten. Trotzdem hallten die Worte, Mrs. Clarks in ihrem Kopf nach Sie kennt dich doch besser als jeder andere. Ihre Konzentration war nicht wie sonst auf ihre Umgebung sondern auf sich selbst, auf ihr Inneres gerichtet. Lanie schien etwas zu sagen, doch die Wand in ihrem Kopf lies keinen Schall zu ihr durchdringen. Sie hatten sich gestritten, das gehörte zum Leben dazu, aber sie hatte ihre Mutter bewusst verletzt, in dem Wissen das sie ihr wirklich Schmerzen zufügen würde. Von ihrem eigenem Verhalten angekelt blickte sie aus dem Fenster, hoch zu den Dächern der Gebäudekomplexe und wünschte sich, nicht zum ersten Mal, etwas in ihrem Leben rückgängig machen zu können. Sie hatte es selbst gemerkt, die Stimme in ihrem Kopf die sie lenkte und ihr normaler Weise sagte was richtig und was falsch war hatte ihre Sicht auf die Dinge falsch dargestellt. Hatte sie in ihrem Verhalten unterstützt obwohl sie eindeutig zu weit gegangen war, ihre Vernunft und ihr Respekt vor ihrer Mutter war in diesem Moment einfach nicht stark genug gewesen um ihren Ärger zu verdrängen. Sie hatte ihrer Mutter verboten sie 'Cat' zu nennen, für einen Außenstehenden mochte das albern wirken doch für Caroline war es eine Sache des Vertrauens. Nur Menschen die ihr Nahe standen hatten das Recht sie so zu nennen, es war wie ein Schlüssel zu der Tür ihres Lebens, ein Schritt in ihr Inneres was sie nicht jedem erlaubte. Genau das hatte sie ihrer Mutter verwehrt, hatte sie ausgeschlossen, von sich weggestoßen, sie zu einer Person gemacht die ihr Fern war, was sie niemals beabsichtigt hatte aber ungewollt erreicht hatte.

Leise hielt der Wagen vor dem ihr mittlerweile bekanntem Haus, den Lärm der Stadt im Ohr öffnete sie die Beifahrertür und rannte ohne diese zu schließen los. Ihr war es egal was Lanie machen würde, sie könnte ihr folgen oder es lassen, sie wollte nur eins, hoch in die Wohnung ihres biologischen Vaters und versuchen ihren Fehler wieder gut zumachen. Ihr Finger glitt zu der Klingel neben der Tür. Einmal. Zweimal. Dann hielt sie den Finger gedrückt auf dem kalten Knopf und vernahm das schrille Geräusch aus der Wohnung, dumpf durch die Tür dringen. Dann langsame Schritte, die kurz stoppten bevor sie ihren Weg zur Tür wieder aufnahmen. Quälend langsam schien sich die Klinke der Tür nach unten zu bewegen bevor sich dir Tür öffnete. Caroline schaute nicht wer die Tür öffnete sondern stürmte blind in das hell erleuchtete Loft, nur um in der nächsten Sekunde zu stoppen um die Situation auf sich wirken zu lassen. Derek saß mit dem Handy ihrer Mutter auf einem der Sessel und sah erschrocken zu Caroline, Castle stand noch an der Tür und sah ähnlich erschrocken zu seiner Tochter hinüber die nun starr im Raum stand. Kate war die einzige die nicht auf den überraschenden Auftritt ihrer Tochter reagierte. Sie stand mit dem Rücken zu den anderen gewandt, den Blick aus dem Fenster gerichtet, schien die Außenwelt verdrängt zuhaben um verarbeiten zu können was geschehen war. Caroline nahm war wie sich Derek langsam erhob, zu ihr kam und ihr die Wange küsste bevor er Castle hinter sich her aus dem Loft zog. Erst als die Tür hinter den beiden ins Schloss fiel schien Kate zu realisieren das sich etwas verändert hatte, sie drehte sich nicht um doch Caroline konnte sehen wie sich die Muskeln an ihrem Hals anspannten. Caroline wusste nicht was sie sagen sollte, ging deswegen langsam auf ihre Mutter zu um die Hand zu heben um sie an der Schulter zu berühren. Kate jedoch zuckte unter ihrer Berührung zusammen sodass Caroline ihre Hand sofort zurück zog. "Ich bitte um Entschuldigung.", flüsterte sie leise. "Vorhin hat die Wut aus mir gesprochen nicht mein Verstand.", fügte sie noch an als ihre Mutter nicht reagierte. Bedacht drehte sich Kate um, ihr Gesicht war von der Spur getrockneter Tränen gezeichnet und sie wirkte erschöpft. Sie öffnete die Arme und zog ihre Tochter zu sich, sie schien zu schwach zu sein um zu stehen sodass sie sich mit samt Caroline einfach zu Boden gleiten ließ. Ihr Rücken war an die Glasscheibe gelehnt, Caroline hatte ihre Arme fest um den Körper ihrer Mutter geschlungen und ihr Kopf ruhte auf ihrer Brust. Sie konnte spüren wie ihre Mutter erneut zu weinen begann, und wie ihr Puls sich beschleunigte. "Es tut mir so leid mein Schatz.", sie küsste den Scheitel ihrer Tochter und benetzte ihr Haar mit Tränen. "Ich dachte ich mache das Richtige. Verzeih mir Caroline." Caroline schloss die Arme noch fester um ihre Mutter. "Cat.", verbesserte sie die Entschuldigung leise. Jetzt war es an Kate ihre Tochter noch näher an sich zu drücken. "Ich liebe dich, mein ganzes Denken richtet sich nach dir, ich wollte dich nicht verletzen... Alles was ich mache ist um dich zubeschützen,Cat.", Caroline konnte ihre Mutter lächeln hören. "Ich dich auch Mom aber du brauchst mich nicht zu beschützen ich kann auf mich aufpassen."


Ja ich lebe noch! Ich habe euch mal eine kleine sneak peek auf das Gesicht unserer lieben Caroline dagelassen. Ihr habt richtig gelesen, sie bekommt ihr eigenes Gesicht! Vielleicht erkennt ihr sie ja jetzt schon.
-C

Castle - "Beckett? Wie Kate Beckett?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt