37. dunkle Waffenmündung, Lucy &' Wir sind da!

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"Aufgeregt?" Obwohl sie ihn nicht ansah hörte sie das leichte Lächeln in seiner Stimme. Diese beruhigende Wärme die in pulsierenden Wellen von ihm ausging und ihr geblieben war, ihr das Gefühl gab sicher zu sein. "Vielleicht.", sie lachte heiser. "Meinst du wir schaffen es?", ihre Stimme klang rauer als sonst aber ihr Gesicht lies auf keinerlei Emotion schließen, nur die gewohnte Professionalität und das Selbstbewusstsein schien von ihr auszustrahlen. Er wusste sofort was sie meinte, sie fragte sich ob sie sich jemals an die neue Situation gewöhnen würde, ob sie sich wieder fühlen könnte wie zuvor. "Ich bin nicht dein Vater und kann nicht so gut mit Wörtern umgehen wie er...aber Caroline, wenn zwei Menschen an etwas glauben, wirklich daran glauben, dann wird selbst das unmögliche irgendwie möglich. Wir haben schon schwierigere Situationen überstanden, und wir sind zusammen, das ist alles was zählt. Vergiss das nicht." Er griff nach ihrer Hand, doch als sie den leichten Druck erwidern wollte und seine raue Haut unter ihren empfindlichen Fingern spürte, registrierte er wie sich ihre Muskeln anspannten. Noch während er gesprochen hatte war sie in ihre Gedanken abgedriftet und hatte nach und nach nur noch die Bewegungen seinenes Mundes wahrgenommen.
Sie war Schuld, und das würden auch Dereks beruhigenden Worte nicht ändern können.


Die Musik brachte ihren Körper zum beben, und das helle Strobolicht erleuchtete immer wieder unterschiedliche Bereiche der tanzenden Masse. Sie blickte zu Derek der sich aufmerksam umschaute, auf der Suche nach dem Iren, seine Gesichtszüge so konzentriert, das sie sich zwingen musste ihren Blick wieder von ihm zu reißen. "Hast du ihn schon gefunden?", fragte er gegen die laute Musik an doch sie schüttelte nur den Kopf um weiter suchend die Augen durch den Raum gleiten zu lassen. Beide bewegten sich durch die tanzende Menge auf die beleuchtete Bar zu als Derek seinen Kopf zu ihrem Ohr hinab senkte. "Lass uns tanzen." Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen als er seine Hände zu ihren Hüften gleiten ließ und begann sich im Rhythmus der Musik zubewegen. Sie wartete einen Moment bevor auch sie sich zu bewegen begann, ihre Hüften im Takt wiegend, ihr Becken kreisend. Wäre da nicht diese leise Stimme in ihrem Kopf die sie daran erinnerte das sie arbeitete, hätte sie sich wirklich fallen lassen können, sich der Musik hingeben können, vergessen können was sie in den letzten Tagen beschäftigt hatte. Doch stattdessen schaute sie über Dereks Schulter, auf der Suche nach der Zielperson. Dieses mal konnte ihnen Zack nicht helfen, sie hatten beschlossen sich aus Sicherheitsgründen nicht zu verkabeln und so mussten sie alleine klarkommen. Als sie eine kurze Pause einlegten und in Richtung Bar gingen wurde Derek grob an der Schulter gepackt und herumgerissen. Ein Mann, doppelt so breit wie Derek und mindestens einen Kopf größer, schaute auf die beiden herab. "Mitkommen.", seine Stimme war nur der Hauch eines Brummens so das Caroline sich im ersten Moment nicht sicher gewesen war ihn richtig verstanden zu haben. Die Erscheinung des Mannes erfüllte das Klischee des "Gammas" eines Mafiabosses zu 100%, neben der breiten einschüchternden Statur, und dem vernarbten Gesicht, wirkte er auch nicht übermäßig Intelligent, leicht manipulierbar. Er führte die beide in eine ruhigere Ecke des Clubs, den VIP-Bereich. Caroline erinnerte sich an die Pläne die sie studiert hatten um sich besser zu orientieren und den Überblick zu behalten. "Markus. Clara meine Liebe!" Der Ire war aufgestanden als er die beiden entdeckt hatte und schloss Caroline herzlich in die Arme nach dem sie die drei Stufen zu der Erhöhung hinaufgestiegen war. "Dylan. Schön dich wiederzusehen.", am letzten Abend hatte er ihnen sofort das Du angeboten, und die beiden hatten es ohne zu zögern gerne angenommen. Derek begrüßte er nur mit einem kräftigen Händedruck und einem kurzen Kopfnicken, aber trotzdem nicht weniger enthusiastisch. Auch Lucy, Dylans Frau, saß auf einem der Sofas neben einigen weiteren Männern, Dylans Leuten, und beobachtete sie mit ihren dunklen Augen. "Clara schön das ihr endlich da seid ich brauche weibliche Unterstützung.", ihre Stimme war fröhlich und auch ihre Umarmung wirkte offen und warmherzig. "Wie gefällt es euch?" Dylan bot ihnen höflich einen Platz an bevor er sich selbst neben seiner Frau niederließ. "Der Club ist unglaublich, du hast gute Arbeit geleistet Dylan.", Derek klopfte im freundschaftlich auf die Schulter während Cat nur bestätigend nickte. "Ich hoffe du bleibst sauber.", Caroline lachte zwar als würde sie spaßen trotzdem schien dem Iren diese Anspielung nicht zu gefallen. "Was willst du damit sagen Clara?" Zwar bestätigten sich mit dieser forschen Antwort ihre Vermutungen was das Thema Drogenschmuggel und -handel anging doch sie hätte nicht mit einer solch harten Reaktion gerechnet und musste zusehen das sie den nun nicht mehr so freundlich aussehenden Mann wieder beruhigen konnte. "Oh Dylan, es tut mir Leid es sollte nur ein Spaß sein, ich wollte dir nichts vorwerfen.", ihre Stimme klang so weich und ehrlich wie schon lange nicht mehr, ihre Augen funkelten lieblich und ihr Lächeln wirkte aufrichtig und unschuldig. Es schien zu funktionieren, Dylan atmete kurz durch und ließ seinen Körper zurück in die weichen Kissen der Sitzecke sinken. Von jetzt auf gleich wirkte er wieder wie der freundliche ältere Herr der keiner Fliege etwas antun könnte, Lucy jedoch hielt ihren strafenden Blick weiterhin auf Caroline gerichtet. "Mit solchen Aussagen sollte man nicht scherzen, Mädchen.", wieder diese Betitlung, es war wie ein Schlag ins Gesicht der sie demütigen sollte, als würde der Ire wissen wie sie darüber dachte. Nach dem die beiden von Dylan den anderen Männern vorgestellt worden waren verstand Caroline, Lucys Wunsch nach einer zweiten weiblichen Person. Die Männer begutachteten sie als wären sie frisch Fleisch und in diesem Moment bereute Cat die Länge, oder besser gesagt die 'Kürze' ihres Kleides. Auch Derek waren die Blicke nicht entgangen so dass er besitzergreifend einen Arm um sie gelegt hatte. Während Caroline immer wieder versuchte das Gespräch in die richtige Richtung zu lenken wurden die Blicke der Frau des Iren immer intensiver ohne das es Caroline oder Derek auffiel.
"Clara was hältst du davon wenn wir uns die Nase pudern gehen?", Lucy sah sie fragen an während sie ihren zierlichen Körper erhob. "Wir sind gleich wieder da." Caroline küsste Derek kurz auf die Wange um Lucy danach langsam zu folgen.

"Das vorhin war kein Spaß oder?", Lucy stand mit dem Rücken gegen die weiße Badezimmerwand gelehnt und funkelte sie fragend an. "Was meinst du?" Caroline beschloss nicht auf diese Vorlage einzugehen und schaute stattdessen auf ihre Hände, auf die dünnen beinahe weißen Narben die sich über ihre Haut zogen, während sie sich die Hände wusch. "Clara du weißt genau was ich meine, die Anspielung auf die Drogengeschäfte meines Mannes!", sie hatte sich von der Wand abgestoßen und war gefährlich Nahe gekommen. "Lucy es war nur ein Scherz, was ist denn los?", langsam begann sie sich Sorgen zu machen, sie hätte nicht gedacht das 'Nase pudern' ein Codewort für 'Ich werde dich fertig machen' gewesen war. "Ihr wart gut, seid gut, keine Frage, aber ich bin nicht so blind wie mein Mann. Er lässt sich blenden, blenden von Schönheit und Jugend, blenden von Menschen wie dir. Von deinem süßen unschuldigem Lächeln, den langen Beinen und den falschen Worten die du ihm wie Honig um den Mund schmierst. Aber ich kenne Menschen wie dich und deinen netten Freund, Agenten Schweine die mir das kaputt machen was ich mir so hart erarbeitet habe. Ich muss zugeben ich hätte es dieses mal vielleicht gar nicht mitbekommen weil ihr so gut harmoniert habt, aber als ich die Waffe an deinem Oberschenkel gesehen habe wusste ich Bescheid. Du solltest längere Kleider tragen, du kleines Luder!" Sie stand nun so nah das sie den Atem der älteren Frau auf ihrer Haut spüren konnte, sie fragte sich wie lange sie noch die Unwissende spielen konnte bevor ihr Lucy die Luft zum Atmen abschnüren würde. Sie war einen Schritt zurück gegangen um wieder Abstand zwischen sich und Lucy zu bringen. Sie brauchte diesen Abstand um Zeit zu gewinnen, wie lange würde es dauern bis Derek nach ihr suchen würde, wie lange würde es dauern bis ihr selbst die rettende Idee kam?
Sie hatte nur wenige Sekunden Zeit um sich etwas zu überlegen und trotzdem wollte ihrem sonst so schnellem Gehirn keine Idee kommen, stattdessen schweiften ihre Gedanken zu ihrer Mutter und ihrem Streit. Wie wäre es gewesen wenn ihre Mutter von Anfang an ehrlich mit Castle gewesen wäre, würde sie dann jetzt hier vor dieser Frau, an diesem Ort, in diesem Moment, in dieser verzwickten Lage sein und sich wünschen das etwas passieren würde was sie aus dieser Situation befreien könnte?

Noch während sie überlegte wie es nun weiter gehen könnte sah sie die dunkle Waffenmündung einer klassischen Smith & Wesson 44 magnum die direkt auf sie gerichtet wurde. Die Wahrheit, was wäre gewesen wenn ihre Mutter ehrlich gewesen wäre? Sollte sie jetzt lügen oder alles beichten, was würde sie am leben erhalten. Wahrscheinlich keine der beiden Möglichkeiten. Sie war geliefert, innerhalb von Sekunden würden Teile ihrer Gehirnmasse, mit Fragmenten ihres Schädels die weiße Wand hinter sich in ein wahres Kunstwerk aus menschlichen Sprenkeln verwandeln. "Lucy tu das nicht.", sie konnte nur noch flehen und versuchen Zeit zu schinden. "Ich bin jetzt ehrlich und ich bitte dich mich anzuhören wenn du mich schon gleich umbringen wirst." Lucy nickte nur knapp und winkte leicht mit der Waffe was sie wahrscheinlich dazu bringen sollte schnell zusprechen damit sie das ganze schnell beenden konnten. "Du hast Recht wir sind Agenten, FBI. Mein Name ist Beckett, ich bin 16 Jahre alt, bin in Washington geboren und aufgewachsen,...", sie versuchte so viele Dinge wie Möglich von sich aufzuzählen ohne zu viel von sich und ihrem Umkreis preiszugeben, was ihr oder dem Team später gefährlich werden könnte. Es schien zu funktionieren, Lucy lies die Waffe leicht sinken, Carolines junges Alter schien so etwas ähnliches wie Muttergefühle in ihr zu wecken. Wenn man das bei einer so gewaltbereiten Frau so nennen konnte. "...du musst mich nicht töten, wir werden einfach gehen, wir haben keine Beweise."

Dann ging alles ganz schnell, die Tür war aufgerissen wurden. Eine laute Stimme, gleichzeitig ein anderes lautes Geräusch. Ein Schuss. Ihr Blick glitt an ihrem eigenen Körper hinab der mittlerweile auf dem kalten Fliesenboden lag. Der schnell größer werdende Fleck auf ihrem Kleid lies keine Zweifel daran das sie innerhalb von Minuten Tod seien würde. Die eintretende Ruhe um sie herum war zu ruhig und trotzdem beruhigend. Die schemenhafte Gestalt die sich neben sie kniete und scheinbar nach ihr rief konnte sie nicht mehr hören. Sie spürte nur noch seine rauen Hände auf ihrer Haut bevor der Schmerz ihr auch diesen Sinn raubte. Sie kämpfte gegen das Gefühl der aufkommenden Müdigkeit an bevor ihr Geist in eine tiefe Dunkelheit abdriftete um den Schmerz ertragen zu können.

"Wir sind da." Derek hatte ihre Hand immer noch nicht losgelassen sondern den Druck stattdessen verstärkt. Caroline musste blinzeln als wäre sie gerade aus einem tiefen Traum erwacht, sie war aus der Vergangenheit zurück in die Gegenwart gekommen und sah nun in seine Sorgen erfüllten, und zugleich Trost spendenden Augen. "Wir sind da.", wiederholte sie seine Worte während sie durch die Fensterscheibe zu dem Gebäude auf der gegenüberliegenden Straße blickte. Die dunklen Mauern des alten Schulgebäudes der privaten Internats- und Tagesschule, Royal College of St. Pete, und die Masse von Schülern die bereits auf dem Hof der Schule standen und sich nach den Sommerferien wieder begrüßten jagten ihr einen ungewohnten Schauer über den Rücken. "Soll ich noch mit reinkommen?" Derek war ihrem Blick gefolgt und hatte die erneut aufkommende Anspannung ihres Körpers sofort registriert. Bei dieser Frage bildete sich ein Lächeln auf Carolines Lippen. "Nein. Ich schaff das schon, ich bin schon ein großes Mädchen.", brachte sie leicht lachend, ironisch zwischen den Zähnen hervor. "darf ich dich wenigstens bis zum Tor bringen? Ich muss den Typen da doch zeigen das du schon vergeben bist.", antwortete er im gleichen Tonfall.

Er reichte ihr ihre Tasche. "Ich liebe dich." Caroline nahm sein Gesicht in ihre Hände und stellte sich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen, ohne die High Heels, die sie sonst immer getragen hatte, war sie einfach zu klein. "Ich dich auch. Meinst du das reicht damit mich die anderen Kerle in ruhe lassen?", fragte sie ihn amüsiert nach dem sie sich wieder von ihm gelöst hatte. Nein aber ich glaube wenn wir hier weiter machen bekommst du am ersten Tag gleich einen Tadel und das wollen wir ja nicht.", gab er lachend zurück, drückte ihr noch einen kurzen Kuss auf die Lippen und löste sich dann von ihr. Ihr Blick wurde wieder ernst, sie straffte die Schultern atmete kurz durch und war wieder die selbstbewusste, starke Caroline die niemanden hinter ihre Fassade blicken lies. "Du schaffst das.", er lächelte ihr zu bevor sie sich umdrehte und das große Schulgebäude betrat.


Ich hoffe dieses Kapitel bringt langsam etwas Klahrheit, wenn auch nur ein wenig und zeigt euch in welche Richtung wir demnächst gemeinsam gehen werden.
-C

Castle - "Beckett? Wie Kate Beckett?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt