46. Kapitel*

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Als wir wieder da waren war es ganz still. Keiner sagte etwas und bis auf das leise Knistern des Feuers, herrschte absolute Stille. In unseren Gedanken herrschte ein heilloses durcheinander. Und ich war mir sicher, dass beinahe alle nur an die Beerdigung dachten. Der Tod, so endlich er auch sein mochte, hatte bestimmt schöne Seiten, aber ich vermisste Zad. Er war einen Heldentod gestorben, für den ihn außer uns Ehren konnte. Hook hatte damit auch die letzte Person seiner Familie verloren und wusste nicht, ob er überhaupt schon Bescheid wusste.

"Ich kann ein wenig Musik machen.",bot Peter nüchtern an. "Ich denke ein wenig Musik um auf andere Gedanken zu kommen wäre nicht schlecht.",ging ich auf seinen Vorschlag ein, denn Trübsal Blasen würde uns nicht helfen, um von der Insel zu kommen. Wenn Peter gut gelaunt wäre, wäre es wahrscheinlicher, dass er uns gehen lässt. Ein Gemurmel machte sich breit, was sich größtenteils als Zustimmung herausstellte. Peter zog eine Panflöte hervor und begann probeweise ein paar Töne zu spielen, diese schwollen nach einigen Sekunden zu einem Lied an. Es war wunderschön, leicht, beschwingend. Ich hatte nicht oft Lust zu tanzen, aber dieses Mal konnte ich kaum anders und Joy und Oliwia sah ich an, dass es ihnen ähnlich erging. Wir tanzten eingehakt, dann im Kreis und anschließend wild durcheinander. Wir lachten seit langen mal wieder und achteten nicht darauf wo wir waren und mit wem wir hier waren. Es waren die besten Minuten, die ich auf dieser Insel wahrscheinlich bisher hatte. Ich liebte jede einzelne.

Ich musste zugeben, ich war sehr bald außer Atem und warf mich auf meinen gewohnten Platz neben Peter. Ich war leicht ins Schwitzen gekommen und schaute zu ihm. Seine Lippen glitten federleicht über die einzelnen Flöten und es sah faszinierend aus, wie er mit seinen langen und flinken Fingen die Löcher verdeckte um andere Töne zu spielen. Ich warf einen näheren Blick auf die Flöte, die im Schein des Lagerfeuers faszinierend leuchtete. Ich erkannte eine kleine Gravur am unteren Ende. Paan. Paan...Paan... wieso kam mir das nur so bekannt vor. Pan- Paan.

Natürlich. Im Religionsunterricht sollten ursprünglich letztes Jahr Referate über Sekten und so gemacht werden. Ich wollte unbedingt etwas über Satanisten beichten und war ziemlich eifrig bei der Sache. Das ärgerliche daran war, dass die Referate dann doch nicht gemacht wurden und wir das Thema ausließen. Auf alle Fälle habe ich bei meinen Recherchen mithilfe von Wikipedia und einer Reihe von Verlinkungen etwas interessantes gefunden. Der Name Paan war nicht nur ein Gott, der irgendwie im Zusammenhang der Fruchtbarkeit, Tier- und Pflanzenwelt stand sondern wo anders gebräuchlich ein anderer Name für den Teufel sei. Ich schüttelte den Kopf und somit auch diese absurde Idee aus meinen Gedanken. Peter war doch nicht mit Satan verwandt oder so ähnlich. Die Lieder klangen ab und Peter legte eine Pause ein. Lächelnd fragte er:" Und wie hat es dir gefallen?" „Großartig! Ist es eigentlich schwer?" „Übung macht den Meister.",antwortete er indirekt auf meine Frage und ich sah, dass meine ehrliche Neugierde ihn freute. Die Stimmung war zwar erheblich besser, aber nicht desto trotz still. Peter schaute Gedankenverloren auf seine Flöte. Ich schaute zu Gabe. Gabe zu mir. Harry und Lukas spielten mit Oliwias Bruder. Olli wiederum unterhielt sich flüstern mit Cassiel und Joy lehnte schlicht an Bels Brust und schlief beinahe. Tink versuchte krampfhaft nicht eifersüchtig in meine Richtung zu gucken.

"Ich geh kurz, ich möchte kurz alleine sein.", durchbrach Peter die Ruhe und stand auf. Er strich seine Kleidung glatt und ging erhobenen Hauptes in das düstere Dickicht.

„Ich muss mal kurz für kleine Mädchen.", entschuldigte ich mich kurz für einen Moment und lief Peter hinterher. Allein heute hatte er sich insgesamt vier Mal davon geschlichen. Irgendetwas war komisch daran. So leise wie möglich versuchte ich den Weg nachzuvollziehen, den er gegangen sein muss. Dabei merkte ich nicht, dass in drei Metern Höhe über mir, mich jemand grinsend beobachtete. Ich ging einige Minuten und hatte es tatsächlich geschafft kaum Geräusche zu machen, als plötzlich eine Stimme ertönte. „Suchst du mich?",fragte er und mein Blick schnellte nach oben. Peters Gesicht hing circa fünf Zentimeter über meinem Gesicht. Er hatte sich kopfüber an einen Baum gehängt und nun streckte er sich ein wenig und gab mir einen flüchtigen und frechen Kuss auf die Nasenspitze. Dann kletterte er behände über einen anderen Ast und sprang beinahe vier Meter von mir entfernt vom Baum. Seine Bewegungen waren elegant und irgendwie musste ich an einen schwarzen Panther denken. Wie genau ich diese Idee kam konnte ich schlecht nachvollziehen.

"Nebulized nimis pretiosae cogitationes tuae, saeculi mutauit. ", erschallte seine Stimme bedrohlich und ein mir viel zu bekanntes hämisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. Ich hasste es.

Er kam auf mich zu und mit jedem Schritt, mit dem er näher kam, bohrte sich ein fieser Schmerz in meinen Kopf und füllte ihn mit Watte aus.

Kein Stück verändert hatte er sich. Kein bisschen. Er kam immer näher und während ich zusammensackte und er mich auffing. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an seine Brust. Sein Herz schlug im regelmäßigen Takt und wirkte einschläfernd. "Es ist nicht so, wie es scheint.",flüsterte er mir in mein Ohr und ich musste immer häufiger meine Augen schließen, weil meine Konzentration immer mehr nachließ und meine Sicht verschwamm. Peter nahm mich hoch und trug mich wie ein Baby fort.
Mein Blick glitt hoch zu seinem Gesicht und der einzige Gedanke, der Momentan meinen Kopf füllen konnte, war der, wie perfekt er doch gerade aussah, obwohl wieder dieses böse Glitzern in seine Augen wiedergekehrt war, oder war es genau das, was ich so anziehend fand. Ich durfte mir nichts vormachen. Der nette Peter war perfekt. Der Peter mit seiner leicht irren Miene nicht und genau das machte ihn in meiner Hinsicht viel perfekter, als der Gute Peter jemals sein könnte.

Und genau während meine Gedanken darüber in ein einziges Chaos stürzten, verschwamm auch der letzte Rest meiner Sicht und es wurde dunkel um mich herum.

(Ergeben und gehorsam, folgst du mir durch den Nebel deiner Gedanken.)

Jaaa... Also.... an alle die Latein können... Tötet mich nicht! Der Google Sprachenübersetzer war meine einzige Chance D:

The Lost Boys - Peter Pan is coming homeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt