7 | KYLIE

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„Und du hast ihn einfach so eingeladen?"

Tricia stand vor ihrem Spiegel und prüfte ob die kurzen Jeansshorts oder der blaue Faltenrock besser du ihrem weißen Top passen würden. Meine beste Freundin überlegte sich gerne schon am Tag vor einer Party was sie tragen könnte.

Es war Donnerstagabend und ich war nach dem Training mit zu ihr gekommen. Ich hatte noch nie so wenig Lust zu trainieren wie heute, denn eigentlich schlug mein Herz praktisch für Feldhockey. Nicht, dass ich es irgendwann professionell machen wollte, aber ich spielte es wirklich mit viel Leidenschaft.

Im Gegensatz zu Alison, die nur spielte, weil ihr Eltern das wollten. Sie war nicht schlecht, aber sie hatte meiner Meinung nach nicht genügend Engagement um Captain zu sein. Ihre Eltern wollten das sicher nur, damit es später in der Collegebewerbung gut aussah.

Einzig positiv war, war das Alison ein Jahr älter als ich war und ich somit nächstes Jahr noch die Chance hatte Captain zu werden. Vorausgesetzt kein anderer Vater kaufte seiner Tochter die Position.

Aber Tricia interessierte sich im Moment gar nicht dafür, was ich von Alison hielt, sondern hatte wegen Luke nachgefragt, der mich gestern echt überrascht hatte. Erst schien er mich gar nicht wahrzunehmen und dann schenkte er mir Fruchtgummikirschen um mich aufzumuntern.

„Ja, er war echt...", ich versuchte das richtige Wort dafür zu finden, wie er gestern mit den Süßigkeiten vor mir gestanden war und mich wie ein leicht ängstlicher Welpe angeblickt hatte. Wie ein Huskywelpe, weil seine Augen so unglaublich blau waren.

Ich entschied mich für „Süß. Ich mein, Harry hat nie so was Nettes für mich getan. Ich glaub Harry weiß gar nicht, dass Kirschen mein Lieblingsobst sind. Und Luke, Luke kommt tatsächlich von alleine auf die Idee mir welche zu schenken um mich aufzumuntern. Vielleicht ist er doch einfach nur schüchtern", erklärte ich und Tricia sah zu mir. Sie hatte ein weiches Bett mit jeder Menge Kissen, zwischen denen ich es mir gemütlich gemacht hatte und ihr zusah, wie sie sich vor der großen Spiegelwand, die an ihrem Kleiderschrank angebracht war, betrachtete.

„Hab ich doch gesagt. Der steht auf dich, ganz klar", grinste Tricia und ich verdrehte die Augen. Harry war noch nicht mal eine Woche weg und sie war schon der Meinung, ich sollte was mit Luke anfangen. Also zumindest hatte sie darüber die letzten beiden Tage gesprochen. Dafür, dass sie ihn am Montag noch komisch fand hatte sie ihre Meinung ziemlich schnell geändert, aber das war auch so typisch Tricia. Sie konnte nie verhindern Vorurteile zu haben, vergaß die aber dann doch immer recht schnell.

Luke war auch wirklich süß und alles, aber Harry war einfach noch zu sehr in meinem Gedächtnis. Wäre das nicht der Fall, dann hätte ich mich die letzten Monate auch selber angelogen und mir nur vorgespielt, dass ich in ihn verliebt war. Auch wenn sich Harry seit Samstagnacht nicht mehr gemeldet hatte, dachte ich leider noch zu oft an ihn.

„Ich glaube ich freunde mich erst einmal so mit ihm an. Er scheint ganz nett zu sein", versuchte ich meiner Freundin zu erklären, aber sie grinste nur hinterlistig: „Und er kann gut küssen."

Tricia wackelte mit ihren perfekt in Form gezupften Augenbrauen und ich warf eines ihrer tausend Kissen auf sie.

Gekonnt fischte sie aus der Luft, ehe es ihr Gesicht traf.

„Na gut, ist deine Entscheidung. Solange du aufhörst über Harry nachzudenken ist es mir egal."

„Jaja, schon in Ordnung", meinte ich und stand auf um ihr die Shorts wegzunehmen.

„Du ziehst den Rock an, weil ich auch einen tragen werde", grinste ich und legte die kurzen Hosen zurück in ihren Schrank.

Tricia wohnte zwei Straßen von mir entfernt und unsere Eltern spielten zusammen Golf. Deshalb hatten wir früher immer die Zeit zusammen im Kinderparadies des Golfplatzes verbracht, während unsere Eltern sportlich unterwegs waren. Unsere Interessen überschnitten sich und so hingen wir eigentlich nur noch miteinander ab. Mit zu vielen Mädchen befreundet zu sein konnte anstrengend werden, deshalb war ich ganz froh über Tricia, mit der ich in der Regel gut klar kam. Natürlich gab es auch zwischen uns hin und wieder Zickereien, aber einen größeren Streit hatten wir noch nie.

Ticket outta LoservilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt