54 | LUKE

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Zwei Wochen nach dem die Schule wieder begonnen hatte war ich beim Zahnarzt. Meine Mum bestand darauf, dass wir alle zwei Mal im Jahr gingen. Ich fand es einfach nur zeitraubend, weil man meistens eine Stunde im Wartezimmer rumhockte und die eigentliche Untersuchung dann nur zehn Minuten dauerte. Wir hatten heute Schule und ich musste direkt von dort mit dem Bus zum Zahnarzt fahren, der Termin versaute also meine kompletten Rest des Tages. Wir mussten die Bandprobe ausfallen lassen, obwohl wir eigentlich jeden zweiten Tag probten und mit Kylie konnte ich mich auch nicht treffen. Jetzt war es halb sechs, aber ich hatte zu viele Hausaufgaben auf und lernen musste ich auch noch.

Im Wartezimmer konnte ich die Hausaufgaben nicht machen, weil heute anscheinend Kindertag war, denn das ganze Zimmer war voll mit kleinen Kindern und ihren Eltern. Die meisten von ihnen hatten Angst vorm Zahnarzt und heulten die ganze Zeit rum, weshalb ich mich null konzentrieren konnte. Und das obwohl ich Ohrstöpsel drin hatte und über mein Handy Musik hörte.

Meine Laune war nicht gerade die beste, als ich das Gebäude, in dem sich mein Zahnarzt befand, verließ. Draußen war die Sonne schon untergegangen und ich wünschte mir wieder einmal, dass wieder Sommer wäre.

Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche, um meine Mum anzurufen. Sie hatte versprochen mich abzuholen.

Als ich mein Handy entsperrte sah ich, dass ich zehn Anrufe in Abwesenheit von Ashton hatte. Und das während der letzten viertel Stunde, die ich im Behandlungszimmer verbracht hatte.

Da war wohl etwas dringend.

Ich wollte ihn gerade zurückrufen, da klingelte er erneut durch.

„Ja?" meldete ich mich und ich hörte ihn erleichtert aufatmen.

„Boah Luke, ich versuche dich seit einer halben Stunde zu erreichen!"

„Es ist nur eine viertel Stunde gewesen, in der ich nicht auf mein Handy geschaut habe", widersprach ich ihm, woraufhin er stöhnte.  „Ich hab doch gesagt, dass ich beim Zahnarzt bin. Also, was gibt's?" fragte ich nach und lehnte mich gegen die blau gestrichene Hausmauer.

„Okay, merk dir das Datum des heutigen Tages für spätere Interviews, denn ich hab unglaubliche Nachrichten!" fing er an und ich überlegte, welches Datum wir heute hatten. Bevor ich draufkam, redete Ashton aber schon weiter: „Du kannst dich sicherlich noch an die Band erinnern, für die wir die Show in Sydney eröffnet haben."

Ich bejahte, obwohl die Frage eh nur rein rhetorisch war, denn wieso sollte ich diesen Abend vergessen? Schließlich war ich an diesem Abend mi Kylie zusammen gekommen.

„Diese Band startet in drei Wochen ihre Europatournee und weil irgendwas mit ihrem eigentlichen Opening Act schief gelaufen ist, hat ihr Manager bei meiner Mutter angerufen und gefragt, ob wir einspringen können. Kannst du das glauben? Die wollen wirklich, dass wir mit ihnen auf Tour gehen! Zwei Monate lang durch ganz Europa und danach vielleicht noch nach Amerika!"

Ich lehnte immer noch an der Wand, als Ashton das sagte und das war auch gut so. Meine Knie wurden weich und ich hatte das Gefühl, dass sich alles um mich drehte.

Ich glaube, man nannte so was einen Schock.

„Luke? Bist du noch dran?" fragte Ashton nach und ich machte nur: „Mhm."

„Kannst du dir das vorstellen? Wir vier reisen um die ganze Welt! Wenn wir die eine Band supporten werden wir eine Menge neuer Fans gewinnen und bestimmt einen Plattenvertrag bekommen. Die Band wird Realität, unser Traum wird Realität."

Die Begeisterung in seiner Stimme war nicht zu überhören und ich konnte mir gut vorstellen, wie er in seinem Zimmer auf und ablief. Ich hingegen war etwas neben der Spur. Oder vielleicht auch mehr, als nur etwas.

Ticket outta LoservilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt