30 | LUKE

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Am nächsten Sonntag hatten wir eine Bandkonferenz. Oder besser gesagt eine Familien-Bandkonferenz.

Anstatt in Michaels Gartenhäuschen zu proben hockten wir alle in seinem Esszimmer, inklusive unserer Eltern. Es war das erste Mal, dass wir alle so zusammen kamen und ich war zu nervös um etwas von der selbstgemachten Limonade von Michaels Mum zu trinken.

Hauptthema war der Ausflug nach Sydney, über den sich unserer Eltern unter der Woche Gedanken gemacht hatten. Es war ein komisches Gefühl, als wir alle so zusammen saßen, denn es kam mir so vor, als würde die Band nun real werden.

So ein ähnliches Gefühl hatte ich schon, als wir unser erstes Video veröffentlicht hatten. Damals wussten wir auch, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Mich kostete es damals schon Überwindung, denn wir konnten ja noch nicht abschätzen, wie es so ankommen würde.

Es wäre gut möglich gewesen, dass sich die Leute über uns in der Kommentarfunktion lustig gemacht hätten, zum Glück hielt sich das aber in Grenzen und die meisten mochten unsere Covers.

Und jetzt, als wir über die Aufnahmen in Sydney sprachen war es wieder so, als würde die Band wieder ein Stück mehr Wirklichkeit werden. Die kleinen Auftritte, die wir bisher hatten und die paar Fans fanden wir zwar schon ziemlich cool, aber für unsere Eltern war es trotzdem immer nur unser Hobby. So wie andere Kids gerne Fußball spielten, aber das ganze trotzdem nicht im Profibereich enden würde. Doch jetzt war es unser Hobby, das Realität werden könnte. Die Aufnahmen könnten wir an Plattenfirmen schicken und auch wenn die Chancen gering waren, mit viel Glück würde man auf uns aufmerksam werden. Auch wenn die Musikszene in Australien nicht so aktiv war wie in England oder den USA war.

Aber, bevor wir über einen Plattenvertrag nachdenken konnten, waren erst einmal unsere Eltern dran. Sie hatten es letztendlich in der Hand. Zumindest so lange, bis ich achtzehn war, denn ich war der Jüngste in der Band. Doch um ehrlich zu sein, wollten wir nicht nochmal fast anderthalb Jahre warten, bis wir Plattenfirmen auf uns aufmerksam machen konnten.

Meine Mum hatte zwar mit dem Direktor gesprochen und hatte sich erst einmal auch ganz aufgeschlossen gegenüber der Sache gezeigt, gerade war ich mir aber doch nicht mehr so sicher, dass es heute positiv enden würde. Die ganze Woche über hatten unsere Eltern nicht viel darüber gesprochen und immer nur gemeint, dass wir am Sonntag alles erfahren. Es war eine schrecklich lange Woche und auch die Tatsache, dass ich Kylie täglich sah machte es nicht. Ich war mindestens drei Mal in die Küche gekommen, als Mum gerade telefoniert hatte und jedes Mal hatte sie plötzlich ganz leise gesprochen. Das war echt ziemlich nervig gewesen.

Wir waren alle nervös, was bei Ashton darin endete, dass er mit seinen Fingern auf der Tischkante herumspielte. Ein Geräusch, was mich vermutlich gleich verrückt gemacht hätte, doch kurz davor ergriff meine Mum das Wort.

„Der Direktor hat sein OK gegeben. Ihr könnt diese Woche schulfrei haben. Vorausgesetzt, ihr lernt den Stoff eigenständig nach und eure Noten verändern sich nicht. Außer natürlich in die positive Richtung."

Den letzten Satz sagte sie zu mir, aber ich war mir sicher, dass meine Mum auch über Calums und Michaels eher mäßige Noten Bescheid wusste. Sie war einfach so neugierig.

Wir alle atmeten auf, weil wir erleichtert darüber waren, dass sie es und nicht verboten hatten.

„Das ist klasse! Dann kümmere ich mich heute gleich noch um eine Bleibe!" freute sich Ashton, der kein Problem mehr wegen der Schule hatte. Und sein Chef in der Videothek hatte ihm bereits frei gegeben.

„Nicht so schnell, mein Junge", unterbrach ihn seine Mutter. Ashton sah sie verwundert an.

„Wir haben uns dazu entschlossen, dass es keine gute Idee ist euch vier alleine in die Stadt zu lassen. Schließlich wollen wir, dass ihr alle vier wieder gesund nach Hause kommt."

„Habt ihr etwa Angst, dass wir uns zwischen den Hochhäusern verirren?" fragte Michael, leicht spöttisch, nach. Dafür bekam er aber sofort einen Rüffel von seiner Mum, die ihn wirklich gut im Griff hatte. Wie ein kleiner, reuiger Hund zog er seinen Kopf ein und sah wieder zu Ashtons Mum.

„Auf jeden Fall werden Liz und ich mitkommen", teilte uns diese mit und nun klappte sowohl Ashtons, als auch meine, Kinnlade nach unten.

„Du willst mitkommen?" fragte zuerst mein Kumpel erschrocken nach, während ich meiner Mum nur einen schockierten Blick zuwarf.

Sie wollte ernsthaft mitkommen?

„Ja, werden wir", sagte Mum und ich schüttelte nur ungläubig den Kopf. So schnell wurde der coole Trip nach Sydney zu einer stressigen Woche mit meiner Mutter. Ich konnte mir schon gut vorstellen, wie sie im Tonstudio stand und den Technikern dort womöglich noch Anweisungen gab. Anweisungen geben konnte sie nämlich ziemlich gut.

„Außer Ashton ist noch niemand von euch achtzehn und es wäre einfach unverantwortlich von uns euch dort alleine hinzulassen. Natürlich vertrauen wir euch, aber es ist einfach besser, wenn jemand mit dabei ist."

Meine Mum klang ziemlich versöhnlich, aber ich konnte trotzdem nicht anders, als zu seufzen.

„Also ich finde es nicht so tragisch", schaltete sich Calum ein und ich sah zu ihm. Er saß gegenüber von mir und grinste leicht. Er hatte aber auch leicht reden, schließlich war seine Mutter nicht mit dabei.

„Wenn wir ehrlich sind würden wir alleine in Sydney verhungern, weil uns nach zwei Tagen das Geld ausgehen würde, um Essen zu kaufen. Außerdem werden wir eh die meiste Zeit im Tonstudio sein und wir können doch sicher mal alleine die Stadt erkunden. Ein bisschen kennen wir uns ja dort auch aus."

Calum warf Ashtons und meiner Mutter einen fragenden Blick zu und beide nickten.

„Ja natürlich", meinte Ashtons Mum, während meine: „Wir werden euch morgens nur ins Tonstudio bringen und den Tag dann alleine verbringen, bis ihr wieder zum abholen bereit seid."

„Ihr wollt uns also wie Kindergartenkinder dort hinbringen und wieder abholen?" meldete ich mich zu Wort und bevor meine Mum antworten konnte, schaltete sich Ashtons ein.

„Nur am ersten Tag. Wir werden versuchen, eine Unterkunft in der Nähe des Tonstudios zu finden."

Ich war nicht so wirklich damit zufrieden, dass wir so unselbstständig waren, aber ich versuchte meine Gedanken darauf zu fokussieren, dass wir eine CD aufnehmen würden. Und das unsere Eltern die ganze Sache anscheinend akzeptierten. Natürlich waren wir noch weit von einem Plattenvertrag entfernt, aber, dass sie uns das machen ließen, zeigte doch, dass sie an uns glaubten.

***

Ich hab den Block, wo auf einem Blatt der Plan für die restlichen 30 Kapitel stand, irgendwie verworfen. Nur weil ich aufgeräumt hab (Räumt nicht auf!!). Das ist irgendwie ziemlich mies, weil ich zwar noch alles weiß, aber nicht mehr ganz so genau, wann ich was schreiben wollte und es eigentlich schon aufwändig war, alles zu notieren. Deshalb war das Kapitel auch nur so kurz, weil ich mir nicht mehr sicher war, ob hier noch mehr kommen sollte oder nicht. Wünscht mir Glück, dass ich den Block vll doch wieder finde und ich ihn nicht ganz weggeworfen habe (Er hatte sogar noch ein paar freie Blätter :O)

Buhu.

Heute kam Hey Everybody! übrigens auf Antenne Bayern. Wuhu. Und dieses Mal nicht, weil es der Dschungelsong ist/war.

Ticket outta LoservilleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt